Im Clinch mit der Stadt:Rückendeckung

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Laut einem Mitgliederbeschluss soll der Verein seinen Grundbesitz nicht aufgeben. Bleibt es dabei, kann die Stadt dem TSV 1865 nicht helfen. (Foto: Toni Heigl)

Die Mitglieder des TSV Dachau 1865 halten zu Wolfgang Moll. Der Vorsitzende will das Vermögen des Vereins sichern. Für seine heftigen Angriffe auf den Oberbürgermeister will er sich nicht entschuldigen

Von Petra Schafflik, Dachau

Der Konflikt um den TSV 1865 schwelt weiter. Auch nach den ungewöhnlich klaren Worten, mit denen Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) jüngst Stellung bezogen hat gegen Attacken des Vereinsvorsitzenden Wolfgang Moll, hält dieser an seiner Kritik fest. Stein des Anstoßes ist die geplante Aussiedlung des Vereins auf Flächen östlich der Theodor-Heuss-Straße. Stadt und Verein streben diese Entwicklung an, der Vorstand kritisiert jedoch das Prozedere.

Rückendeckung für seine massiven Angriffe auf Stadtverwaltung und Oberbürgermeister holte sich Moll jetzt von den TSV-Mitgliedern bei einer als Pressekonferenz angekündigten Vereinsveranstaltung. Er habe "durchaus ins Kalkül gezogen, die Vertrauensfrage zu stellen, aber es geht um den Verein", sagte Moll. Auch sehe er keine Veranlassung, sich beim OB zu entschuldigen. Bei den Zuhörern, darunter der Ehrenvorsitzende Richard Reisböck, fand er viel Unterstützung. "Wir werden uns nicht auseinanderdividieren lassen", sagte Moll. Ein Appell, den die Anwesenden mit Applaus bekräftigten.

Stadt und Verein planen derzeit eine Teil-Aussiedlung der Sportstätten, weil für eine umfassende Lösung noch Grundstücke fehlen. Ein Großprojekt, bei dem alle an einem Strang ziehen sollten. Doch das Gesprächsklima ist offenbar vergiftet. Vorstand Moll, der auch parteiloser Stadtrat ist, beklagte wie schon in seinem offenen Brief vom Wochenende auch vor den Mitgliedern den wenig vertrauensvollen Umgang. "Dabei haben wir uns ständig um Konsens bemüht." Doch der Verein werde zu wenig in die Planungen einbezogen, die Expertise der Sportler nicht abgerufen, nicht "auf Augenhöhe" kommuniziert, klagte er. "Es kann nicht sein, dass wir von außen bevormundet werden." Der Ehrenvorsitzende Reisböck spekulierte sogar, "die Stadt will das gar nicht". Der TSV interessiere im Rathaus "keinen Pfifferling", mutmaßte ein Mitglied. Moll sieht nun eine kommunalpolitische Allianz, die sich gegen den Verein formiere. "Traurig, dass da politisch taktiert wird." Als Beispiel nennt er die Überlegungen, zuerst eine Sporthalle mit Kunstrasenplatz auf dem Dach zu planen. Eine Idee, die auch im Entwurf des Vereins enthalten war. Dennoch findet Moll, das Projekt werde den Sportlern nun "aufoktroyiert." Sogar einen Planer gebe es offenbar schon, den er "als Bauherr" aber noch nicht kenne. Natürlich, das räumt Moll ein, wäre dieses Projekt "ein Riesenwurf", deswegen werde sich der Verein auch nicht dagegen wehren. Die Alternative wäre ein schneller realisierbares Kunstrasenfeld. Weil damit aber keine Indoor-Kapazitäten geschaffen würden, müsste dann die alte Jahnhalle saniert werden.

Gänzlich falsch verstanden, fühlt sich Moll mit seiner Idee, auf den nicht mehr genutzten Tennisplätzen an der Jahnstraße für "sportgebundene Kita, Hort und Studentenappartements" einen Neubaukomplex zu errichten. Sponsoren stünden bereit, die soziale Infrastruktur käme dem geplanten Wohngebiet Augustenfeld zugute und Gewinne würden dem Verein dienlich sein. Ein Vorhaben, das den Sportlern weiterhin eine gewisse Eigenständigkeit und Unabhängigkeit ermöglichen könnte. Wichtig ist Moll auch der Aspekt, damit Vermögen zu sichern. Eine Vision, mit der er im Stadtrat aber nicht mit Unterstützung rechnen kann. Das hätten die Fraktionsvorsitzenden bereits signalisiert, denen Moll das Vorhaben Anfang der Woche präsentierte. Die ablehnende Haltung ist kein Wunder. Denn der Verein stellt sich damit klar gegen die Erwartungen der Stadt.

Ein von allen Fraktionen verabschiedeter Fahrplan sieht vor, dass mit der TSV-Aussiedlung die alten Flächen verkauft werden und der Erlös komplett in den künftigen Sportpark fließt. Moll fehlt jedoch die Sicherheit. "Wir müssen alles einbringen, aber es gibt kein finales Szenario, wie alles aussieht", klagt er. Auch unter den Mitgliedern regt sich schon Kritik. Ein gültiger Mitgliederbeschluss besage, "dass der Verein seinen Grund und Boden nicht aufgibt", stellt Moll klar. Das vorhandene Vermögen müsse "gesichert werden", verlangt der Vereinsvorsitzende. Wie dieser Konflikt gelöst werden soll, bleibt offen. Trotz der Unstimmigkeiten will der Verein sich aber weiter aktiv einbringen ins Aussiedlungsprojekt.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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