"Ich will die Wahrheit":Podiumsgespräch zum NSU-Prozess

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Versöhnungskirche diskutiert mit Opfer-Familien und Journalisten

Unter dem Titel "Ich will die Wahrheit" veranstalten die Lagergemeinschaft Dachau und die Evangelische Versöhnungskirche am Donnerstag, 15. November, ein Podiumsgespräch zum Stand der Aufarbeitung im NSU-Prozess und zu Erfahrungen von Opfer-Familien. Beginn in der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau ist um 19.30 Uhr.

Seit Mai 2013 werden die zehn NSU-Morde in München verhandelt. In den nächsten Monaten wird mit den Urteilen gerechnet. Robert Andreasch, im Prozess akkreditierter Journalist, beobachtet seit Beginn die Gerichtsverhandlungen. Wie sich der Prozess entwickelte, welche Fragen gestellt wurden und welche Antworten offen blieben, davon wird er berichten. Yavuz Narin, der die Angehörigen von Theodoros Boulgarides als Anwalt vertritt, spricht über die Bedeutung des Prozesses für die Opfer-Familien. Für sie geht es im NSU-Prozess nicht nur um Schuld oder Unschuld der Angeklagten, sie wollen wissen, warum die Mordserie so spät aufgedeckt und gestoppt wurde.

Theodoros Boulgarides wurde am 15. Juni 2005 in seinem Geschäft in München-Westend mit drei Kopfschüssen getötet. Dabei benutzten die Täter dieselbe Waffe wie bei den anderen acht Opfern der NSU-Terrorzelle mit Migrationshintergrund. Die Witwe und ihre zwei Töchter wurden wie auch Verwandte, Freunde, Bekannte der Familie von der Polizei verhört. Sie wurden über etwaige Kontakte Theodoros Boulgarides zu Drogendealern, zur türkischen Mafia, zu Prostitutionsringen, Internetkriminalität, Wettpaten und Waffenhändlern befragt. Ein möglicher rechtsradikaler Hintergrund wurde nicht in Betracht gezogen. Erst nach der Selbstenttarnung des NSU durch den Tod der mutmaßlichen Täter, sowie die Versendung von Bekennervideos durch die mutmaßliche Dritte der Terrorzelle, Beate Zschäpe, wurde im November 2011 der rechtsterroristische Hintergrund der Tat bekannt.

© SZ vom 16.11.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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