Hoftheater:Bergkirchens Cecilia Bartoli

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Großartiges Ensemble vor prächtiger Kulisse: Petra Morper am Cembalo, Sopranistin Janet Bens, Sarah Lux an der Flöte und Bettina Fritz an der Oboe. (Foto: Niels P. Joergensen)

Janet Bens ist vor allem als Schauspielerin und Chansoneuse bekannt. Nun brilliert sie mit Petra Morper in einem Klassikkonzert

Von Renate Zauscher, Bergkirchen

Wer die Sängerin und Schauspielerin Janet Bens bislang ausschließlich als Ensemble-Mitglied des Hoftheaters Bergkirchen kennt, sollte sich unbedingt schon einmal den Pfingstmontag des kommenden Jahres vormerken: den Tag, an dem Bens aller Voraussicht nach wieder in der Kirche Sankt Johann Baptist in Bergkirchen zu hören sein wird. Und zwar anders als im Hoftheater, wo man sie vor allem als Interpretin von Chansons und Operettenmelodien kennt, in ihrem eigentlichen Fach, dem des klassischen Gesangs, das sie an der Hochschule für Musik und Gesang in Leipzig studiert hat. Mit ihrer Vielseitigkeit als Sängerin und Schauspielerin hat sich Janet Bens über die Jahre einen Namen beim Publikum gemacht. Viele Besucher des Hoftheaters kommen vor allem ihretwegen immer wieder. Ihre Fähigkeiten als Sopranistin im klassischen Fach kann sie dort aber vor allem aus räumlichen und akustischen Gründen, nicht unter Beweis stellen: "Diese Seite kann ich im Hoftheater nicht zeigen", sagt sie.

Vor sieben Jahren hat Bens beschlossen, einmal etwas ganz anderes zu machen: Gemeinsam mit der Pianistin und Dozentin für Klavier an der Ludwig-Maximilian-Universität München, Petra Morper, und mit weiteren Freunden lud sie zu ihrem ersten klassischen Konzert im wunderbaren Rahmen der katholischen Pfarrkirche ein. "Ich wollte endlich mal wieder Mozarts "Exultate, jubilate" singen", sagt Bens - und hat sich mit der Organisation des Konzerts 2010, das von da an jährlich wiederholt wurde, diesen Wunsch erfüllt.

Petra Morper war es auch, die das diesjährige Pfingstkonzert mit dem Orgelkonzert in B-Dur (op. 4 No.2) von Georg Friedrich Händel eröffnete, festliche Klänge, die auf das weitere Programm mit Werken verschiedener Komponisten des Barock einstimmten. Im Oboenkonzert in D-Dur von Tomaso Albinoni bildete Morpers Orgelspiel den klanglichen Hintergrund, vor dem Bettina Fritz auf der Oboe brillierte: ein Zwiegespräch der Instrumente, das wunderbar zur Jahreszeit und zur Leichtigkeit des Rokoko in der Bergkirchener Fischer-Kirche passte. Sommerlich heiter war dann auch die "Fantasia" von Georg Philipp Telemann, bei der die erst 17-jährige Sarah Lux aus Dachau bewies, wie souverän sie ihr Instrument, die Querflöte, beherrscht. In einer Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs "Sinfonia" aus der Kantate BWV 156 für Oboe und Cembalo musizierten Morper und Fritz gemeinsam.

Zwischen einzelnen Instrumentalstücken trug Janet Bens Sonette von Shakespeare oder der venezianischen Renaissance-Dichterin Gaspara Stampa vor. Sie handelten von Sehnsucht, Liebe und Liebesleid, Emotionales aus dem Norden und Süden Europas also, dem Bens mit schauspielerischem Können und viel Charme sommerliche Leichtigkeit verlieh.

Vor allem beeindruckte Janet Bens ihr Publikum mit ihrem Gesang. Von der Orgelempore aus trug sie zunächst die Arie des Amor aus Christoph Willibald Glucks Oper "Orphée et Eurydice" vor: eine erste Kostprobe ihrer klaren, den Kirchenraum füllenden Stimme. Den Höhepunkt des Konzerts bildete zum Ende jedoch Händels Kantate für Sopran "Tra le fiamme", eine Komposition, die mit ihren Koloraturpassagen hohes sängerisches Können voraussetzt. Der italienische Text handelt vom Flug des Ikarus hoch hinauf in den Himmel - ein Höhenflug, den Janet Bens scheinbar mühelos musikalisch umsetzte und der vom Publikum in atemloser Spannung mitverfolgt wurde.

Bens und die Instrumentalistinnen an Cembalo, Flöte und Oboe wurden mit nicht enden wollendem Applaus und Bravo-Rufen gefeiert. "Sie haben sich noch einmal gesteigert - fantastisch", gratulierte eine Zuhörerin der Sängerin nach dem Konzert. Noch deutlicher sprach Herbert Müller, Intendant des Hoftheaters, aus, was mancher Zuhörer vielleicht dachte: Lächelnd und gleichzeitig sichtbar stolz nannte er "seine" Janet Bens in Anspielung auf die Farbe ihrer Garderobe eine "Cecilia Bartoli in Blau".

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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