Hip-Hop-Legenden auf dem Rathausplatz:Herzschlag

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Die Band "Fünf Sterne deluxe" meldet sich nach langer Bühnenabstinenz zurück. Zum Konzert im Rahmen des Dachauer Musiksommers kommen vor allem eingefleischte Fans aus der Glanzzeit der Gruppe

Von Maxi Köhler, Dachau

"Dein Herz schlägt schneller", das ist der Titel eines der bekanntesten Songs der Hip-Hop-Gruppe "Fünf Sterne deluxe". Sie traten am Freitagabend im Rahmen des Dachauer Musiksommers auf dem Rathausplatz in der Altstadt auf. Und der Titel ist Programm: Der Bass ging beim Zuhören direkt ins Blut und sorgte dafür dass sich der Herzrhythmus ganz automatisch an den Beat anpasste. Ungefähr 600 Menschen waren in die Dachauer Altstadt gekommen, um die Sterne nach ihrer langjährigen Bühnen-Abstinenz endlich wieder zu sehen.

Für die Hip Hop-Supergruppe soll 2017 das Jahr der Fünf Sterne werden. Mit einem Paukenschlag meldet sie sich ins Musikgeschäft zurück. Die Band um die Rapper Das Bo und Tobi Tobsen veröffentlicht dieses Jahr ein neues Album, das Großes verspricht. Die Fans warten schon ungeduldig darauf. Mit ihren Hits "Willst Du mit mir geh'n?", "Dein Herz schlägt schneller", "Ja, ja ... Deine Mudder" und "Die Leude" prägten Fünf Sterne deluxe zusammen mit den Beginnern und Jan Delay den deutschen Rap der frühen Nullerjahre. 1998 erschien das erste Album Sillium. Sowohl das Album als auch die Auskoppelungen schafften es in die Verkaufs-Charts. Bis heute verkaufte sich Sillium über 150 000 Mal und wurde zu einem Meilenstein deutscher Hip-Hop-Geschichte. Dadurch wurde die zweite große Hip-Hop-Welle in Deutschland ausgelöst und deutsche Texte in den Charts jenseits von Schlagern etabliert. Die Texte von Fünf Sterne deluxe sind humorvoll. Das brachte den Musikern in der Hip-Hop-Szene schließlich Kritik ein - ebenso wie bei der Vorgängerband "Der Tobi & Das Bo".

Mit Lichtshow und Konfettiregen sorgen sie vor dem Rathaus für gute Stimmung. (Foto: Toni Heigl)

Interessant zu beobachten war die Altersstruktur der Besucher des Konzertes. Hip Hop hat den Ruf, vor allem von jungen Menschen gehört zu werden, die in den Zwanzigern sind oder sogar noch jünger. Doch am Freitagabend konnte man vor allem Frauen und Männern in den Dreißigern auf dem Rathausplatz sehen, die mit dem Kopf wippten und ausgelassen feierten. Das liegt wohl daran, dass die Fünf Sterne ihre Glanzzeit um das Jahr 2000 herum hatten. Die junge Hip Hop-Generation von damals ist also einfach älter geworden - zumindest in Dachau und Umgebung, denn auch aus München sind Gäste angereist.

Trotzdem war die Stadt Dachau von der Besucherzahl eher mäßig begeistert. Kurz nach Ankündigung des Konzertes lief der Kartenverkauf gut, doch nach und nach kauften immer weniger Menschen eine Karte. Andere entschieden sich sogar erst am Nachmittag vor dem Konzertbeginn zum Besuch.

Rappen können Das Bo (Mirko ), Tobi Tobsen (Tobias Schmidt) und DJ Coolmann, das wurde Dachau schnell klar, aber auf jeden Fall noch. Ihr Bühnenshow-Designer marcnesium sorgte für das Sahnehäubchen mit Konfettikanonen und Lightshow. Marcnesium betreut als Kommunikationsdesigner optisch unter anderem DJ Kozes Label Pampa Records sowie weitere Musiker und Unternehmen. Daneben doziert er an der Ruhrakademie Kommunikationsdesign.

Wieder auf der Bühne: Die Band "Fünf Sterne deluxe" begeistert bei einem Konzert in der Altstadt Fans aus Dachau und München. (Foto: Toni Heigl)

Neben den schnellen Rap-Parts und coolen Beats ihrer alten und bekannten Songs, wie "Ja, ja... Deine Mudder!" oder "Willst du mit mir geh'n?" gab es für das Publikum aber auch ganz neue Titel zu hören, die die Sterne nicht nur einmal mit "Weltpremiere!" ankündigten. Die neuen Titel sind langsamer, softer und gehen daher so schnell nicht ins Blut wie die verrückten schnellen Titel.

Ob sie an ihre Karriere von vor über zehn Jahren anknüpfen können, ist ungewiss. Vermutlich waren auf dem Konzert vor allem wirklich eingefleischte Fans. Die jüngeren Generationen zu erreichen, dürfte jedoch gar nicht so einfach sein. So erinnert ihr Sound doch verdächtig an die Hamburger Hip Hop- und Elektropunkband Deichkind. Beide verbindet der Hang zu humorvollen Texten und verrückten Beats. Auch wenn klar ist, wen es eher gab, haben sich Deichkind in der Szene in den letzten Jahren fest etabliert. Abseits des Rathausplatzes erzählte ein Mädchen ihrer Freundin am Handy, in der Altstadt würde Deichkind spielen. Sie war um die 16 Jahre alt.

© SZ vom 03.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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