Hilgertshausen-Tandern:Der Spielraum wird enger

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Noch steht Hilgertshausen finanziell solide da. Doch muss die Gemeinde für die Kinderbetreuung, den Bauhof und das neue Feuerwehrhaus in Tandern bald tief in die Kasse greifen

Von Benjamin Emonts, Hilgertshausen-Tandern

Für gewöhnlich wird die Verabschiedung eines Haushalts von den Fraktionssprechern im Gemeinderat kommentiert und einer kurzen Kritik unterzogen. In der Gemeinde Hilgertshausen und Tandern aber sprach ausschließlich deren Bürgermeister Hans Kornprobst von der Wählergemeinschaft Hilgertshausen-Tandern. Die Zahlen, die er von einem Blatt verlas, klangen durchaus solide: Mit 330 Euro weist die Gemeinde eine vergleichsweise geringe Pro-Kopf-Verschuldung auf. Was dabei aber nicht übersehen werden darf: Wichtige Investitionen, insbesondere in die Bildung und Infrastruktur, wurden lange aufgeschoben. Die Verschuldung der Gemeinde dürfte sich daher in den kommenden Jahren deutlich erhöhen.

"Besonders im Kinderbetreuungsbereich und auf dem Schulsektor stehen der Gemeinde enorme Investitionen bevor", mahnte Bürgermeister Kornprobst. Im Raum stehen der Neubau einer Kindertagesstätte im Umfeld der Hilgertshausener Schule oder - als größere Lösung - eines Kinderzentrums, in dem auch Schulklassen Platz finden würden. Eine dritte Variante zieht in Betracht, die Hilgertshausener Schule komplett in einen Kindergarten umzufunktionieren und die Schule nach Tandern umzusiedeln. Notwendig sind die Maßnahmen, weil die Kindergärten in Hilgertshausen und Tandern in der wachsenden, kinderreichen Gemeinde an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Die Zeit dränge, so heißt es aus der Gemeinde. Große Investitionen seien unausweichlich.

Gleiches könnte schon bald für die Beseitigung des Abwassers gelten. Die Genehmigung für die Kläranlage in Tandern läuft demnächst aus. Nun stellt sich die Frage, ob das Abwasser nach Reichertshausen oder nach Hilgertshausen geleitet werden soll. Für letztere Option müsste die Kläranlage in Hilgertshausen kostenintensiv modernisiert und vergrößert werden. Schließlich will die Kommune in den kommenden Jahren weitere Baugebiete erschließen und in Tandern ein Feuerwehrhaus bauen. Das hat der Gemeinderat jüngst einstimmig beschlossen. Fest geplant ist zudem, einen neuen Bauhof in Hilgertshausen zu errichten.

Vor diesem Hintergrund erscheint der "solide" Haushalt 2016, wie ihn Bürgermeister Kornprobst bezeichnete, als etwas weniger solide. Er weist ein Gesamtvolumen von 7,3 Millionen Euro auf. Die wichtigste Einnahme im Verwaltungshaushalt stellt die Einkommensteuer mit 1,9 Millionen Euro dar. Staatliche Unterstützung in Form der Schlüsselzuweisung erhält die Kommune in Höhe von 537 000 Euro. Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer sind mit einer halben Million Euro eher gering im Vergleich mit anderen Gemeinden. Die größten Ausgaben im Verwaltungshaushalt sind die Kreisumlage (1,35 Millionen Euro), Personalaufwand (780 000 Euro) und der Gesamtsachaufwand für Kindertagesstätten in Höhe von einer Million Euro.

Die Investitionen, die im Haushaltsjahr 2016 zu Buche schlagen, fließen mit 400 000 Euro in den Bau des Tanderner Feuerwehrhauses, mit 300 000 Euro in den Grunderwerb und mit mehr als 700 000 Euro in umfangreiche Straßenbau- und Kanalerneuerungsmaßnahmen. Dafür nimmt die Gemeinde im Jahr 2016 einen Kredit in Höhe von 565 000 Euro auf.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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