Herbert-Reischl-Gedächtnisturnier:Am Ende gewinnen immer die Karlsfelder

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Etwa 350 Zuschauer erleben beim Fußball-Hallenmasters des ASV einen packenden Wettkampf von 32 Amateurmannschaften aus dem Landkreis Dachau und Umgebung. Nur der Sieger ist keine Überraschung

Von Benjamin Emonts, Dachau

Gary Lineker, ehemaliger englischer Nationalspieler, hat einmal den legendären Satz von sich gegeben: "Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen dem Ball hinterher, und am Ende gewinnen immer die Deutschen." Beim Hallenfußball verhält sich das zugegebenermaßen etwas anders. Auf dem Platz stehen nur zehn Männer, und die Spielzeit liegt deutlich unter 90 Minuten. Dennoch lässt sich Linekers Spruch, leicht abgewandelt, auch auf das Dachauer Hallenmasters anwenden. Am Ende gewinnen nämlich immer die Karlsfelder. Und so ist es auch in diesem Jahr gewesen: Der TSV Eintracht Karlsfeld hat sich im 18. Anlauf bereits zum neunten Mal den Titel des Dachauer Hallenmeisters gesichert.

350 Zuschauer in der Georg-Scherer-Halle

Das mehrtägige Turnier trug heuer erstmals den Namen seines Gründers: des langjährigen Spielers, Trainers und Managers des ASV Dachau Herbert Reischl, der im Dezember 2016 im Alter von nur 45 Jahren gestorben ist. Reischl hat das Turnier zu dem gemacht, was es bis heute geblieben ist: ein prestigeträchtiger, allseits beliebter Wettkampf von 32 Amateurmannschaften aus dem Landkreis Dachau und Umgebung. Wenn Hallenfußball auch allgemein einen eher niedrigen Stellenwert hat, gilt das nicht für Dachau. Die Spieler fiebern dem Turnier lange entgegen, das macht sich auch daran bemerkbar, dass die Mannschaften stets ihre besten Spieler aufbieten. Die Zuschauer kommen dadurch voll auf ihre Kosten. Die Finalspiele am Samstag boten erneut beste Unterhaltung und nervenaufreibende Spannung. 350 Zuschauer zählte der Gastgeber ASV Dachau auf der voll besetzten Tribüne in der Georg-Scherer-Halle. Darunter auch Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und der ehemalige Bundesligaspieler und heutige Profi in der höchsten amerikanischen Fußball-Liga, Major League Soccer (MLS), Florian Jungwirth.

Am Ende dürfen die Karlsfelder jubeln. Mit Schnelligkeit, taktischem Geschick und technischem Können haben sie das Turnier klar für sich entschieden. (Foto: Niels Jørgensen)

Der gut gelaunte 28-Jährige hat beim TSV Eintracht Karlsfeld das Fußballspielen gelernt und fieberte natürlich mit seinem Heimatverein mit. "Ich bin seit fünf Jahren zum ersten Mal wieder hier. Es macht immer wieder Spaß", sagt der Profi. Die hochdramatischen Viertelfinalspiele waren da bereits vergangen. Der Favorit und Vorjahressieger TSV Dachau 1865, Bayernligist, setzte sich mit großer Anstrengung im wohl besten Spiel des Turniers mit 3:2 gegen den stark aufspielenden Bezirksligisten aus Sulzemoos durch, nachdem das Hinspiel torlos geendet war.

13 Schützen im Neun-Meter-Schießen zwischen Karlsfeld und Günding

Die zweite Mannschaft des Gastgebers ASV Dachau, die mit Dennis Bergmann und Maximilian Bergner zwei Hochkaräter aus der ersten Mannschaft in ihren Reihen hatte, hatte zuvor mit der Überraschungsmannschaft des TSV Bergkirchen kurzen Prozess gemacht. Der TSV Jetztendorf schlug den SC Olching in der Gesamtrechnung letztlich verdient mit 6:4 Toren. Die Karlsfelder Hallenspezialisten hatten da erstaunlicherweise mehr Mühe. Sie holten im Hinspiel gegen den SV Günding einen 0:3-Rückstand auf und erkämpften sich noch ein Unentschieden. Im Rückspiel verspielten sie wiederum eine deutliche Führung, womit das Neun-Meter-Schießen eine Entscheidung herbeiführen musste. Die Spannung war zum Greifen, die Stimmung am Höhepunkt. Insgesamt 13 Schützen, darunter die treffsicheren Torhüter der beiden Mannschaften, traten an den Neun-Meter-Punkt, bis Karlsfeld die Partie letztlich verdient für sich entschied.

Jetzt aber Konzentration! Gegen den Viertelfinalgegner Günding tut sich die Eintracht noch erstaunlich schwer. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Halbfinal-Duelle verliefen dagegen etwas ruhiger, besonders das Spiel zwischen der Reserve des ASV Dachau und Jetzendorf. Die Dachauer ließen der Mannschaft aus dem Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm nicht den Hauch einer Chance, sie waren in allen Belangen überlegen und gewannen mit 8:0 Toren. Im zweiten Halbfinale kam es dann zu einem vorgezogenen Finale der wohl stärksten Mannschaften des Turniers, dem TSV Dachau 1865 und dem TSV Eintracht Karlsfeld. Das Spiel der Dachauer wirkte die meiste Zeit zu statisch, es mangelte an Bewegung und schnellen Kombinationen, die man von dem Bayernligisten erwartet hätte. Allerdings mussten die Dachauer auch zwei Zeitstrafen hinnehmen. Ihr ansonsten überzeugender Torhüter Max Mayer hatte einen Schuss von Karlsfelds überragendem Stürmer Michael Dietl außerhalb des Strafraums mit der Hand abgewehrt und damit ein sicheres Tor verhindert. Mayer sah dafür die rote Karte und durfte am Turnier nicht mehr teilnehmen.

Der Torwart von Dachau 1865 sieht die rote Karte

Auf der Tribüne löste die Entscheidung hitzige Diskussionen aus. Ins Tor stellte sich daraufhin der Feldspieler Philipp Englich, der sich als echtes Torwart-Talent herausstellte und noch mehrere Großchancen der Karlsfelder vereitelte. Erst 30 Sekunden vor Schluss nutzte dann der beste Torjäger des Turniers, Michael Dietl, die vierte Chance innerhalb von zwei Minuten zum Siegtreffer für Karlsfeld. Der hoch ambitionierte TSV Dachau 1865 war somit ausgeschieden. Sein Edeltechniker Quendrim Beqiri sah nach Spielende noch die rote Karte, weil er den Schiedsrichter beleidigt hatte. Ein unschönes Ende für den Vorjahressieger, der sich am Ende gegen Jetzendorf immerhin den dritten Platz sicherte.

Das Beste kommt zum Schluss: Im Finalspiel gegen den ASV Dachau II (mit roten Leibchen) zeigt das Team aus Karlsfeld seine stärkste Leistung. (Foto: Niels P. Joergensen)

So kam es zum Finale zwischen der verstärkten Zweiten des ASV und dem Seriensieger Eintracht Karlsfeld. Die Karlsfelder boten ihre beste Leistung des Turniers. Sie waren flinker, wendiger, gedankenschneller und trickreicher als ihre Gegner - und technisch deutlich überlegen durch Ausnahmespieler wie den Kapitän Fabian Schäffer, Robert Zott oder Torwart Dominik Krüger. Die 4:2-Führung, die sie mit blitzschnellen Kombinationen herausgespielt hatten, ließen sie sich nicht mehr nehmen. Lukas Regman, der die Tage vor dem Turnier laut seinem auf der Tribüne jubelnden Vater mit Magenproblemen zu kämpfen hatte, avancierte mit zwei Treffern zum Mann des Spiels. Die lautstarken Fans des TSV skandierten gemeinsam mit den Spielern: "So sehen Sieger aus."

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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