Heilmittelberufe in Dachau:Aufklärung gegen die Angst

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OB Hartmann unterstützt in der Krise die Heilmittelbranche und bittet für sie um mehr Desinfektionsmittel (Foto: Niels P. Joergensen)

Patienten dürfen Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden sowie Podologen aufsuchen

Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung und Verlangsamung der Verbreitung des Virus stellen die Dachauer Heilmittelberufe vor gewaltige Herausforderungen. Bei einem Treffen mit Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) schilderten Vertreter der Berufsgruppen Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Podologie (Medizinische Fußpflege) ihre konkreten Probleme - und hoffen darauf, dass mehr öffentliche Aufklärung zumindest das größte Problem abmildert: die Angst vieler Patienten, zur Therapie zu gehen. Denn anders als viele offenbar glauben, sind die Praxen der Heilmittelbranche nicht von Schließungen betroffen.

"Wir sind keine Wellness-Einrichtungen oder Massagesalons, wir sind systemrelevant. Wir therapieren Patienten", stellte beispielsweise Antony Vilano während des Treffens klar. "Wir dürfen und gemäß unseren Rahmenverträgen mit den Krankenkassen müssen wir sogar weiter geöffnet haben." Viele, vor allem ältere Patienten, hätten infolge der Ausgangsbeschränkungen und des Kontaktverbots Angst, zur Therapie zu gehen. Dabei sind Patienten, die ein ärztliches Rezept für eine Heilmittelbehandlung haben, weder von den Ausgangsbeschränkungen noch vom Kontaktverbot betroffen.

"Wer ein Rezept hat, dessen Behandlung ist medizinisch notwendig", betonte Physiotherapeut Michael Walter. Ergotherapeutin Johanna Eibl berichtete dem Oberbürgermeister von verunsicherten Eltern, die Behandlungstermine ihrer Kinder absagen. "Dabei gilt es, die Kinder schultauglich zu machen." Auch für viele Seniorinnen und Senioren sei Bewegungstherapie unerlässlich.

Anette Scherer verwies auf ein weiteres Problem, vor dem die Heilmittelberufe in der aktuellen Corona-Krise stehen: Die Beschaffung von Desinfektionsmitteln gestaltet sich schwierig. "Der Großhandel liefert nicht mehr", sagte die Physiotherapeutin. Alternativ kaufe man in den örtlichen Drogeriemärkten ein, aber diese beschränkten den Verkauf.

Oberbürgermeister Hartmann hat sich nun mit einem Brief an die Dachauer Drogeriemärkte und zahlreiche Apotheken gewandt und diese gebeten, den Dachauer Heilmittelpraxen mehr Desinfektionsmittel zu verkaufen. "Das ist natürlich eine ungewöhnliche Bitte, aber ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Handlungen", sagt Hartmann. "Die Heilmittelbranche ist Teil der medizinischen Grundversorgung der Bürgerinnen und Bürger. Und die gilt es aufrechtzuhalten."

© SZ vom 31.03.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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