Hebertshausen:Politische Bildungsreise

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Der aufgegebene und schon halb verwilderte Tennisplatz war nur eine Station auf der Rundreise der Hebertshausener Gemeinderäte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bürgermeister Richard Reischl tuckert mit den Gemeinderäten durch Hebertshausen und schaut, wo was zu tun ist.

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Wieder ein Schlagloch. Das Fahrzeug schaukelt hin und her, die Passagiere werden ordentlich durchgerüttelt. "Spürt's das Fahrgefühl", weist ein gut gelaunter Bürgermeister Richard Reischl (CSU) die mitreisenden Gemeinderäte an. Wer noch nicht gewusst hat, dass die Von-Mandl-Straße in Deutenhofen in einem recht schlechten Zustand ist, weiß es spätestens jetzt. Wenn demnächst im Rat über eine Sanierung der Straße gesprochen wird, kann über Umfang und Kosten diskutiert werden. Dass eine Ausbesserung grundsätzlich notwendig ist, wird niemand mehr in Frage stellen. Wo Projekte realisiert werden sollen, wo Probleme auf eine Lösung warten, wo gemeindliche Grundstücke liegen - das alles erläuterte der Rathauschef auf einer dreistündigen Tour in zwei kleinen Mannschaftswagen der Feuerwehr. Mit dabei sind zwölf Gemeinderäten, Geschäftsleiter Rudolf Grabl und Bauhofleiter Johann Kölbl.

Jetzt steht die Gruppe im Schnürlregen auf einem Feldweg hinter dem Sportheim und blickt hinunter auf die nicht mehr genutzten Tennisplätze. Gras sprießt aus dem roten Sandspielfeld, die Begrenzungsmauer ist rissig, der Ballfangzaun ragt windschief in die Höhe. Hier, am südlichen Ortsrand, soll ein Jugendsportgelände entstehen. Ob Beachvolleyball- oder doch Hartplatz, das gilt es noch zu entscheiden. Das kleine Tennisheim dahinter könnte ein Standort für das örtliche Jugendzentrum (JUZ) werden, denn auf dem Areal des jetzigen JUZ entsteht ein Kinderhaus, für die Jugend muss eine neue Heimat gefunden werden. So weit außerhalb? Wo zwar Lärm und Musik niemanden stören, aber die Wege für die Jugendlichen aus dem Dorf lang sind und die soziale Kontrolle durch die Nachbarschaft fehlen würde? Argumente, die in der kleinen Runde aufkommen und die es abzuwägen gilt, wenn demnächst Albert Schröttle von der Kooperation Jugendarbeit mögliche JUZ-Standorte im Gemeinderat präsentieren wird. Weiter geht's, am Waldkindergarten vorbei, über Feld- und Waldwege querfeldein. "Da hinten gehört uns ein Stück Wald, dort ein Ackerstreifen." An vielen Stellen ist die Kommune Grundeigentümer, doch im Vergleich verfügt Hebertshausen "über viel Wald, aber unterdurchschnittlich wenige nutzbare Grundstücke", sagt der Bürgermeister. Flächen zu erwerben, sei eine Aufgabe für die Zukunft, um die Gemeinde aktiv entwickeln zu können.

Bei der Rundfahrt geht es aber nicht um langfristige Strategien, sondern um konkrete Probleme. Wie die Straße zum Hackermoos. Die schmale Straße, als Zufahrt zum 80-Einwohner-Weiler konzipiert, ist ein gerne genutzter Schleichweg vom nördlichen Landkreis Richtung Bundesstraße 471. Seit eine von der staatlichen Straßenbaubehörde initiierte Einfädelspur das Auffahren für Linksabbieger erleichtert, steigen die Verkehrszahlen. Doch dafür ist die enge Fahrbahn nicht ausgelegt. Weil Autofahrer im Begegnungsverkehr aufs Bankett ausweichen, ist dieses schadhaft. Wöchentlich erhält der Bürgermeister Schadenersatzforderungen erboster Autofahrer. Warnschilder wurden aufgestellt, nun gilt es zu entscheiden, ob die Gemeinde 60 000 Euro investiert, um robustes Rasenpflaster im Bankett zu verlegen. Auch ein Gehweg in der Siedlung wäre sinnvoll, weil Fußgänger bisher ungeschützt am Fahrbahnrand gehen müssen, wo 2700 Fahrzeuge täglich durchrauschen.

So geht es weiter durch die Ortsteile: Sanierungsbedürftige Straßen und Brücken werden angeschaut, beim Rundgang durch die Kläranlage über die Installation einer Photovoltaikanlage diskutiert. Im Umkreis des Bahnhofs wünschen sich Anlieger Halteverbote, damit nicht Pendler werktags dort Einfahrten, Kurven und Einmündungen zuparken. Ein Parkraum-Konzept habe nur Sinn, wenn die Einhaltung auch überwacht werde. "Und das wird uns Ärger einbringen", meint der Bürgermeister. Noch ein Punkt, über den der Gemeinderat demnächst beraten wird. Die Rundfahrt-Teilnehmer unter den Gemeinderäten werden dann mit detaillierter Ortskenntnis punkten.

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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