Hebertshausen:Harmonie mit Kratzern

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"Viele Fliesen in der Bahnunterführung sind aktuell wie durch Einschusslöcher zerstört, wie schaut das aus", schimpfte der Bürger Klement Maier. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Bürger in Hebertshausen sind zufrieden. Unmut äußern sie jedoch über die Zerstörungswut am Bahnhof, die Feinstaubbelastung an der Durchfahrtsstraße und die Architektur der Neubauten am Ortseingang

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Die Welt ist offenbar in Ordnung in Hebertshausen. Diesen Eindruck konnte man jedenfalls bei der ersten Bürgerversammlung am Montag gewinnen, bei der hitzige Debatten ausblieben. Die harmonische Stimmung lag sicher nicht allein daran, dass Wirt Josef Bano, der die Gastronomie im Hebertshausener Sportheim gerade neu übernommen hat, im nüchternen Saal mit Kerzen, Lichterketten und kreisförmiger Sitzordnung ein entspanntes Ambiente geschaffen hatte. Vielmehr läuft offenbar vieles rund im Ort. Das sieht Bürgermeister Richard Reischl (CSU) so, der nicht nur Fakten präsentierte, sondern explizit auch den Zusammenhalt und das Miteinander in der Gemeinde lobte.

Besonders froh ist Reischl, dass angesichts allenthalben erstarkender rechtspopulistischer Strömungen in Hebertshausen bisher derartige Stimmen nicht zu vernehmen sind. Und auch die Integration der im Ort lebenden Flüchtlinge erfolgreich läuft. Die Bürger teilen die positive Grundstimmung. Die wenigen Wortmeldungen befassten sich - wie fast jedes Jahr aufs Neue - mit Zerstörungswut am Bahnhof, Verkehrsfragen und der Staatsstraße, auf der zum Leidwesen der Anlieger täglich 20 000 Fahrzeuge durch den Ort fahren.

Die Bürger, die entlang der Münchner- und Freisinger Straße leben, müssen nicht nur Tag für Tag viel Verkehrslärm ertragen. Entlang dieser Durchgangsstraße, die das nördliche Hinterland mit der Kreisstadt verbindet, "sind die Anlieger vermutlich auch einer hohen Feinstaub- und Schadstoffbelastung ausgesetzt", sorgt sich Alfred Winkler. Nicht nur, dass die Anrainer die schlechte Luft einatmen, auch Gemüse und Obst aus den angrenzenden Gärten könnte belastet sein. Winkler wünscht sich Messdaten zur Luftbelastung, um die Gesundheitsgefahr einschätzen zu können. In einem Monitoring Feinstaub, das der Freistaat durchführt, sei Hebertshausen nicht erfasst, sagte Geschäftsleiter Rudolf Grabl. Die Zahl der Anwohner wie Fahrzeuge sei für das staatliche Messprogramm zu gering. Also könnte die Gemeinde auf eigene Kosten messen lassen, so der Bürgermeister. "Aber versprechen Sie sich nicht zu viel davon." Für die Ortsdurchfahrt als Staatsstraße hat die Gemeinde keine Eingriffsmöglichkeit. "Wir können dort kein Tempo-Limit verfügen."

Ein ähnlicher Dauerbrenner wie die Verkehrsbelastung ist der Zustand des S-Bahnhofs. "Viele Fliesen in der Bahnunterführung sind aktuell wie durch Einschusslöcher zerstört, wie schaut das aus", schimpfte Klement Maier. Tatsächlich helfe gegen Zerstörungswut wohl nur eine Videoüberwachung, so der Rathauschef. Diese technische Aufrüstung der S-Bahn-Station hat die Gemeinde aber erst im Juni bei der zuständigen Bahn vergeblich beantragt, erinnerte der Bürgermeister.

Die Sorge vor möglichen Überflutungen treibt dagegen Hera Kreitmair um. In der Amper liegen seit einiger Zeit mehrere Baumstämme. "Wenn mehr Wasser den Fluss herunterkommt, könnte es sich stauen." Tatsächlich werde das Treibholz vom zuständigen Wasserwirtschaftsamt "momentan nicht als Gefahr eingestuft", erklärte der Bürgermeister. Bei der jährlichen Fluss-Räumung werde das Holz aber beseitigt. Auch zur baulichen Entwicklung gab es Fragen und Anregungen. Peter Portner missfällt die Architektur der Neubauten am Ortseingang. Brigitte Lanz moniert die marode Bauruine auf dem Schuster-Grundstück gegenüber der Schulturnhalle. Dieses heruntergekommene Gebäude mitten im Ort "macht einfach einen schlechten Eindruck". Für eine Entwicklung des zentralen Areals gebe es seit vielen Jahren immer wieder Gespräche mit dem Eigentümer, erklärte der Rathauschef. Bisher ohne Ergebnis. Alfred Winkler beschäftigt die Frage, ob die im Ort lebenden Asylbewerber haftpflichtversichert sind. "Es gibt Gemeinden, die schließen eine Gesamtversicherung für alle Flüchtlinge ab." Die Bürgermeister im Landkreis hätten sich dagegen entschieden, erklärte Reischl. "Da stehe ich auch dahinter." Die Asylsuchenden sollten keine Leistung erhalten, die vergleichbar "unsere Bürger nicht haben". Das schüre nur Neid. Und eine Haftpflichtversicherung sei eben Privatsache, auch in der einheimischen Bevölkerung habe jeder Dritte keine Police.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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