Hebertshausen:Bauern protestieren gegen Schleuderpreise

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Mit Plakaten demonstrierten die Landwirte, unter ihnen Bezirksbäuerin Christine Singer (Zweite v. re.), gegen die Schleuderpreise der Discountmärkte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mehr als ein Dutzend Landwirte demonstrieren vor dem Edeka-Markt in Ampermoching für eine höhere finanzielle Beteiligung des Einzelhandels an einer Initiative, die für tiergerechte Haltung sorgen soll.

Von Benjamin Emonts, Hebertshausen

"Katzenfutter ist mindestens genauso teuer", sagt Christine Singer - und schüttelt ungläubig den Kopf. Das Putenfleisch, das die Bezirksbäuerin verpackt in der Hand hält, kostet gerade mal 7,38 Euro pro Kilo. "Das deckt bei weitem nicht die Produktionskosten. Wem Tierschutz wichtig ist, darf so ein Produkt nicht kaufen."

Christine Singer sowie 13 Bauern und Bäuerinnen aus dem Landkreis stehen am Donnerstagnachmittag vor dem Edeka-Markt in Ampermoching, um gegen die Ramschpreise der Discount-Märkte zu protestieren. Bereits im vergangenen August haben 80 Landwirte aus dem Landkreis vor Dachauer Einkaufsmärkten schon einmal gegen die Niedrigpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse aufbegehrt. Nun richtet sich ihre Kritik gegen die Preise für Fleischprodukte. Konkret geht es um die Rolle des Einzelhandels. Nach Ansicht der Bauern stellt er nicht genug Geld für die "Initiative Tierwohl" bereit. In dem Projekt setzen sich die großen Supermarktketten, Bauern und die Schlachtwirtschaft gemeinsam für eine tiergerechtere und nachhaltigere Fleischerzeugung ein. Mit der Initiative sollen die Standards in der Nutztierhaltung für Schweine und Geflügel insgesamt verbessert werden.

Die Idee: Bauern schaffen bessere Bedingungen - und der Einzelhandel bezahlt

Die Idee dahinter ist einfach: Die Bauern schaffen den Tieren in ihren Ställen mehr Licht, Platz und spezielle Beschäftigungsmöglichkeiten - und der Einzelhandel bezahlt. Bislang treten die teilnehmenden Handelsunternehmen für den Kostenausgleich seit Januar 2015 vier Cent pro verkauftem Kilogramm Fleisch- und Wurstware ab. Das Problem: Das Geld reicht für die deutschlandweit fast 6000 landwirtschaftlichen Betriebe, die an der Aktion teilnehmen wollen, nicht aus. Allein von 500 Schweinemastbetrieben in ganz Bayern konnten bislang nur 182 in das Programm mit aufgenommen werden.

Auch Landwirt Josef Menzinger aus Altomünster steht noch auf der Warteliste. Um seinen Schweinen bessere Bedingungen zu schaffen, ist er finanziell in Vorleistung gegangen. Er fordert die großen Einzelhandelsketten auf, mehr in die Initiative zu investieren und grundsätzlich mehr Einsatzbereitschaft zu zeigen. Der Bayerische Bauernverband verhandelt laut seinem Bezirkspräsidenten und Landtagsabgeordneten Anton Kreitmair (CSU) seit sechs Monaten über eine Erhöhung der Pauschale von vier auf sechs Cent pro verkauftem Kilo. "Doch nach wie vor stimmt der Einzelhandel nicht geschlossen zu."

Kreitmair: Preise "zerstören die regionale, nachhaltige Erzeugung"

Deshalb haben sich die Bauern am Donnerstag bewusst mit Protestplakaten vor einem Edeka-Markt getroffen, wie Kreitmair betont. Die Schleuderpreise, mit denen die Kunden insbesondere in der Weihnachtszeit in die Supermärkte gelockt würden, "zerstören die regionale, nachhaltige Erzeugung, die mittelständische Wirtschaft im ländlichen Raum und unsere einzigartige Kulturlandschaft", beklagt Kreitmair. "Wenn der Einzelhandel es ernst meint mit dem Tierwohl, muss jetzt zusätzliches Geld für die Initiative Tierwohl bereitgestellt werden."

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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