Bergkirchen:"Haus der Begegnung" eröffnet

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Die Räume für Volkshochschule, Bücherei, Arztpraxis und Veranstaltungen in der Ortsmitte sind auch eine Antwort auf den demografischen Wandel.

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Haus der Begegnung, soziales Bürgerhaus oder einfach Bruggerhaus nach dem alten Hof, der früher an dieser Stelle stand - wie genau die Bürger den gerade fertiggestellten Neubau in der Ortsmitte in Zukunft nennen werden, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass die Bergkirchener in dem hell und freundlich gestalteten Gebäude jetzt eine Einrichtung vorfinden, die so unkonventionell wie zukunftsweisend ist. Das Angebot ist so vielfältig, dass ein moderner "Info-Point" am Eingang den Besuchern den Weg weist zu Arztpraxis, Volkshochschule, Bücherei und Veranstaltungsraum. Dazu gibt es in den Obergeschossen des zweistöckigen Gebäudes acht preiswerte Wohnungen für Mitarbeiter der Gemeinde. Ein echtes Novum aber ist die "intergenerative Anlaufstelle", für die es am Freitag beim offiziellen Festakt zur Einweihung viel Lob und Anerkennung gab. Das neuartige Serviceangebot soll vor allem Informationen, Unterstützung, Dienste und Projekte für die ältere Generation koordinieren und bereitstellen.

Im Obergeschoss des Neubaus gibt es Wohnungen für Gemeindemitarbeiter. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Bergkirchener Konzept mit der besonderen Mischung aus Bildung, ärztlicher Versorgung, Sozialberatung und Wohnen in einem Gebäude lobte bei der Einweihungsfeier explizit Landrat Stefan Löwl (CSU). "Solche Projekte helfen, Leben in den ländlichen Gemeinden zu halten." Bergkirchen präsentiere sich damit als "innovative Gemeinde, das ist vorbildlich", erklärte auch der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath. Pfarrer Albert Hack findet gerade die Idee der Begegnung lobenswert. "Alles unter einem Dach, leicht zu erreichen, das ist ein großer Wurf", sagte Hack, der dem Gebäude und seinen Besuchern dann den kirchlichen Segen spendete.

Die Arztpraxis ist wie das ganze Haus in warmen Farben gehalten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ausgangspunkt für das fünf Millionen Euro teure Neubauprojekt war die Überlegung des Gemeinderats, wie sich der demografische Wandel in der ländlichen Gemeinde begleiten lassen könnte. "Die Zahl der Senioren steigt", erklärte Bürgermeister Simon Landmann (CSU). Gleichzeitig nehme bei der älteren Generation die Vereinsamung zu, entstünden Mobilitätsprobleme gerade in einer weitläufigen Flächengemeinde wie Bergkirchen, verändere sich andererseits auch das Freizeitverhalten der Senioren. Hier den Bürgern Unterstützung zu bieten, Informationen zu liefern und Angebote zu entwickeln, wo noch Lücken im Hilfesystem offenbar werden - das wird die Aufgabe von Ute Hönle sein, die vor wenigen Tagen im Bruggerhof ihr Büro der "intergenerativen Anlaufstelle" bezogen hat.

Die Bücherei hat zwar wenig Tageslicht, aber trotzdem eine angenehme Leseatmosphäre. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auch die übrigen Angebote im Haus sind sozial orientiert: Ebenerdig barrierefrei erreichbar präsentiert sich in freundlichen, hellen Räumen die hausärztliche Praxis der Medizinerinnen Sonja Prest-Meyer und Sabine Klaus. Die Gemeinde sichert für ihre Bürger damit die andernorts oft vermisste ärztliche Versorgung direkt vor der Haustür. Ein großer Veranstaltungsraum, den alle Vereine und Organisationen belegen können, schließt offenbar eine Lücke und wird intensiv genutzt. Das jedenfalls lässt der bereits gut gefüllte Belegungsplan erkennen. Auch die Volkshochschule hat ihr Büro vom Rathaus ins neue Begegnungshaus verlegt. "Mit einem weinenden und einem lachenden Auge", wie Leiterin Simone Kastl-Frisch betont. Auf dem kurzen Dienstweg quasi über den Büroflur lassen sich jetzt Fragen mit Rathauschef Landmann nicht mehr klären, dafür überzeugt das neue Büro unter anderem durch einen barrierefreien Zugang.

Pünktlich zur offiziellen Einweihung eröffnete am Freitag auch die Bücherei im Hause. Dem Team um Inge Bortenschlager ist es gemeinsam mit Architekt Michael Hampf gelungen, die Räume im Souterrain einladend zu gestalten. Ob die Einrichtung mit frischen Farben und hellem Holz "fetzig" rüberkommt, wie es sich der Bürgermeister gewünscht hat, mögen die Besucher beurteilen. Jedenfalls laden knallbunte Hocker die Jüngsten in der Kinderecke zum Verweilen ein, dürfen es sich ältere Leseratten im farbenfrohen Lehnsessel bequem machen und bringt ein durchdachtes Lichtkonzept angenehme Helligkeit trotz fehlender Fenster. Büchereileiterin Bortenschlager, die anfangs wegen der Lage im Untergeschoss Bedenken hatte, ist nun begeistert darüber, "was man aus einem Betonkeller Tolles machen kann".

Das Konzept "Haus der Begegnung" trifft offenbar den Nerv der Bergkirchener und wird sofort gut angenommen. Gleich nach dem offiziellen Festakt strömen zahlreiche Bürger herein. Vielfältige Begegnungen erleben auch Diop Elhadji und Diallo Aliou, die in der Gröbenrieder Flüchtlingsunterkunft leben und gemeinsam mit dem Dachauer Künstler Alfred Ullrich ihr Projekt "Ein Stück Afrika" im Rahmen einer Vernissage präsentieren.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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