Hauptamt oder Ehrenamt?:Ganztagsberuf Bürgermeister

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Die Mitglieder des Hebertshausener Gemeinderates befördern den Rathauschef. Nach der Kommunalwahl soll dieser hauptamtlich tätig sein

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Eine Gemeinde mit 5800 Einwohnern lässt sich nicht nebenbei regieren. Da sind sich die Gemeinderäte in Hebertshausen einig. Weil das Amt des Bürgermeisters derzeit als Ehrenamt neben einem Hauptberuf auszuüben ist, wurde jetzt auf Antrag der CSU-Fraktion mit einstimmigem Beschluss das örtliche Gemeindeverfassungsrecht geändert. Das bedeutet: Nach der Kommunalwahl im nächsten Jahr hat Hebertshausen einen hauptamtlichen Bürgermeister.

Der Gemeinderat vollzieht damit eine Kehrtwende. Vor der Beginn der laufenden Legislaturperiode hatte sich eine Mehrheit im Rat explizit gegen einen hauptberuflichen Rathauschef ausgesprochen. Aktuell arbeitet Bürgermeister Richard Reischl (CSU) deshalb ehrenamtlich und ist dazu für einige Wochenstunden als Lehrer tätig - er unterrichtet angehende Elektromeister. Diesen Zweitjob könnte Reischl bald aufgeben. Er stellt sich wieder zur Wahl.

Die meisten von Reischls Amtskollegen im Landkreis arbeiten hauptamtlich, ehrenamtlich tätig sind nur noch Gerhard Hainzinger (CSU) in Sulzemoos und Helmut Zech (CSU) in Pfaffenhofen. Die Entscheidung für einen haupt- oder ehrenamtlichen Bürgermeister stellt sich grundsätzlich nur in kleinen Kommunen unter 10 000 Einwohnern, wo die Gemeindeordnung dem Gemeinderat die Wahl lässt. Genau deshalb, das betonte in der Sitzung Bürgermeister Reischl, gilt die jetzt getroffene Entscheidung für die kommende Wahlperiode, sie kann aber auch wieder geändert werden.

Von dieser Option haben die Hebertshausener Kommunalpolitiker schon in der Vergangenheit Gebrauch gemacht. So war Bürgermeister Herbert Bartel (Freier Bürgerblock) von 1968 bis 1990 in der damals mit rund 3000 Einwohnern viel kleineren Gemeinde hauptamtlich tätig, seine Nachfolger Johann Zigldrum (CSU) und Michael Kreitmeir (Freier Bürgerblock) dann ehrenamtlich. Wie nun auch Richard Reischl, der nebenher unterrichtet. Zeit, in der er nicht im Rathaus präsent sein kann, wie Reischl anmerkte, der sich lieber ganz auf sein Amt konzentrieren würde.

Es sei definitiv angebracht, dass das Bürgermeisteramt in Hebertshausen künftig hauptamtlich ausgeübt werde, betonte CSU-Fraktionssprecher Johann Böswirth. "Der Bürgermeister leitet eine Riesenverwaltung, ist Chef von über 70 Mitarbeitern, das erledigt man nicht ehrenamtlich." Auch würden die Bürger vielfach die Präsenz des Rathauschefs einfordern. Wenn es nach der CSU gegangen wäre, würde Reischl bereits jetzt als hauptamtlicher Bürgermeister arbeiten. Im Vorfeld der Kommunalwahl 2014 hatten die Christsozialen gefordert, das Amt des Rathauschefs, das der damalige Amtsinhaber Michael Kreitmeir (Freier Bürgerblock) im Ehrenamt bekleidete, zu einem Hauptberuf zu erklären. Allerdings scheiterte die CSU damals an der Mehrheit von Freiem Bürgerblock und SPD. Auch jetzt erinnerte Heinrich Schönwetter (SPD), dass ein hauptamtlicher Rathauschef deutlich weniger Freiheiten genieße in der Einteilung seiner Arbeitszeit.

Die Entscheidung für einen Bürgermeister im Haupt- oder Ehrenamt wird üblicherweise immer mit Blick auf mögliche Kandidaten getroffen. Da darf es nicht wundern, wenn der CSU-Antrag im Sinn des amtierenden Rathauschefs steht, der wieder antritt.

Ob auch SPD und Freier Bürgerblock eigene Kandidaten nominieren wollen, ist noch nicht bekannt.

© SZ vom 25.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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