Haimhausen:Kunst kommt von Freude

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Mette Therbild präsentiert in der Kulturkreiskneipe in Haimhausen ihren Nachwuchs-Malkurs

Von Max Böttcher, Haimhausen

"Ich möchte den Jugendlichen, ihrer herausragenden Leistung angemessen, ein professionelles Umfeld für die Ausstellung ihrer Werke schaffen", sagt die Künstlerin und Kunsterzieherin Mette Therbild aus Haimhausen. Ihren Anspruch dürfte sie erfüllt haben. Wie bei einer Vernissage von professionellen Künstlern gibt es in der Kulturkreiskneipe von Haimhausen musikalische Beiträge, kleine mundgerechte Häppchen und Wein an hübsch zurecht gemachten Stehtischen sowie Säfte für das jüngere Publikum. Und die Kommunalpolitik war mit der 3. Bürgermeisterin Angelika Goldfuß sowie dem Kulturreferent Josef Heigl prominent vertreten.

Vorfreude

Die Jugendlichen freuen sich sehr über die Gelegenheit, ihre Bilder auszustellen. Von der 14-jährigen Karoline Jørgensen stammt beispielsweise das Bild "Sonnenuntergang", das auch als Titelbild für die Vernissage diente. Zu sehen ist eine junge Frau, die andächtig in die über grünen Hügeln untergehende Sonne blickt. Das Bild war eine Auftragsarbeit und ist bereits verkauft. Eine Freundin hat Karoline gebeten, ein Foto von ihr abzumalen. Trotzdem war das Bild, zur Bereicherung aller Gäste, bei der Ausstellung zu sehen. "Ich male seit ich denken kann", erzählt Karoline, "meistens aus Langeweile. Aber es hilft mir auch. Das Malen beruhigt sehr." Sie spricht begeistert von dem freien Unterricht bei Mette Therbild: "Ich bekomme immer tolle Tipps von ihr." Neben dem "Sonnenuntergang" sind von der 14-Jährigen eine Schleiereule, ein Bergsee und ein Wal, der die Meeresdecke durchstößt, zu sehen.

Beliebter Kurs

Nachwuchskünstler aus Haimhausen zeigen seit vergangenen ihre Werke einem größeren Publikum. Mette Therbild hat die Arbeiten von mehr als 20 Jugendlichen im Alter von sieben bis 18 Jahren zu einer Ausstellung komponiert. Die meisten von ihnen sind ihre Schüler. Die Künstlerin gibt an der Volkshochschule freie Malkurse. Jeder, der gerne seine künstlerische Veranlagung ausleben und weiter ausbilden möchte, kann dort gemeinsam mit den anderen Schülern malen und Anregungen von der Künstlerin erhalten. Ein Angebot, das die Haimhausener Jugend anscheinend gerne wahrnimmt. Höhepunkt des Kurses ist seit einigen Jahren jeweils die Vernissage in der Kulturkreiskneipe der dortigen Kulturkreises.

Der elfjährige Frederick Jørgensen mimt den Joseph Beuys auf der Ausstellung in der Kulturkreiskneipe.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Das Xaver-Hellmeier-Trio spielt auf der Vernissage auf.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Eine Teamarbeit aus der Mittelschule in Haimhausen...

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(Foto: Niels P. Joergensen)

...und stolze Teilnehmerinnen.

Erste Erfahrungen

Auch der elfjährige Bruder Frederick von Karoline hat einige Werke beigetragen. Souverän und in Joseph-Beuys-Manier mit Filzhut und hochgestelltem Kragen präsentiert er seine Bilder. "Mir war immer viel langweilig, bis ich die Malerei entdeckt habe", erzählt Frederik. Er ist erst seit September vergangenen Jahres künstlerisch tätig und nimmt schon an seiner ersten Vernissage teil. Der Frage, ob er später mal Künstler werden möchte, weicht er noch aus. Aber die Idee reizt ihn.

Kreative Ziele

Annabel Scheffler malt am liebsten Aquarelle. Vier ihrer besten Stücke sind auch bei der Ausstellung zu sehen. Am besten gefallen ihr die Seerosen auf einem Teich, die sie letztes Jahr gemalt hat. Wo genau Annabel ihre Inspiration hernimmt, kann sie nicht sagen. "Manchmal sehe ich einfach Dinge, die mir gefallen, und dann male ich sie." Sie könne sich auch vorstellen ihre Bilder einmal zu verkaufen, so lange der Preis stimmt. "Es ist natürlich schwer, sich von seinen Werken zu trennen, aber es tut auch gut zu sehen, wenn die Bilder jemandem so sehr gefallen, dass er sie kaufen würde." Sie möchte auf jeden Fall später einmal auch beruflich etwas kreatives machen. "Aber vorher mache ich erst noch einen vernünftigen Abschluss", sagt die 14-jährige Schülerin.

Der zehnjährige Jonas Dobler malt schon so lange, wie er sagt. Am liebsten Menschen und Technisches. Beides vereint, findet man dann in einem seiner Bilder, auf dem ein riesiger Roboter über einen kleinen Hügel hinauf in den Sonnenuntergang stapft. Jonas bekommt keinen Zeichenunterricht. "Ich male lieber für mich allein", erzählt er. Jonas geht in die vierte Klasse der Grund- und Mittelschule Haimhausen. Erstmalig haben deren Schüler mit ihren Werken zur Ausstellung beigetragen. So kamen auch Jonas Bilder zu ihrem Platz in der Kulturkreiskneipe.

Ein guter Rat

Ihren Schülern rät Mette Therbild immer wieder: "Habt keine Angst vor dem Papier". Für die Jugendlichen sei es häufig nicht leicht, die richtige Inspiration zu finden. Und manche trauten sich nicht an schwierigere Projekte heran. Doch bei ihr im Unterricht dürften auch gerne Fehler gemacht werden. "Ich liebe Fehler in meinen Bildern, sie vervollständigen die Werke erst richtig." "Die Kinder haben sich so gefreut, ihre Bilder ausstellen zu dürfen, und wir haben einen wirklich spannenden Abend" resümiert sie.

Verkäuflich

Mette Therbild hat dafür gesorgt, dass einige Jugendliche ihrer Bilder schon vorab mit Preisen auszeichnen. "Natürlich gibt es immer junge Künstler, die ihre Bilder lieber behalten wollen, aber wir veranstalten hier eine professionelle Vernissage, da sollte man dann auch Bilder kaufen können", sagt die Haimhausener Künstlerin.

Die Ausstellung Haimhausener Nachwuchskünstler ist bis Anfang März in der Kulturkreiskneipe (www.haimhauser-kulturkreis.de) zu sehen.

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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