Haimhausen:Helfen, helfen, helfen

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Seit 25 Jahren engagiert sich der Verein "Miteinander Füreinander" in Haimhausen für Bürger, die in Not geraten sind. Die Bereitschaft, das zu tun, wächst unaufhörlich. Am Wochenende wird Jubiläum gefeiert

Von Anna-Sophia Lang, Haimhausen

Angelika Goldfuß ist gerührt, als sie die Weihnachtskarte vorliest. Da erzählt ein Kind, wie glücklich es ist, mit dem Fahrrad durch den Park fahren zu können. Eigentlich ist das nichts Besonderes. Doch das Kind ist schwer behindert. Als Goldfuß es kennenlernte, war es drei Jahre alt und konnte nicht einmal gehen. Dann machte es eine Delfintherapie. Das ist nun einige Jahre her. Seitdem hat sich viel zum Positiven gewendet. Finanziert wurde die Therapie vom Haimhauser Verein Miteinander Füreinander. Er organisiert Hilfe für Mitbürger, die in finanzielle Not geraten. Gegründet hat ihn Goldfuß gemeinsam mit 19 anderen Haimhausern. Das ist nun 25 Jahre her. In der Zwischenzeit hat sich viel verändert, doch zwei Dinge sind geblieben: Alle Gründungsmitglieder sind noch dabei - und Goldfuß ist noch immer Vorsitzende. Am kommenden Wochenende feiert der Verein sein Jubiläum.

Angelika Goldfuß verkauft auf dem Bürgerfest in Haimhausen selbst gestrickte Mützen für den sozialen Verein "Miteinander Füreinander". (Foto: Toni Heigl)

Als im Mai 1990 ein Gemeindemitglied schwer verunglückte und daraufhin querschnittsgelähmt war, beschlossen die Bürger in Haimhausen, etwas zu tun. Ihr Ziel: ein Netz der Solidarität, in dem Mitbürger bei Schicksalsschlägen und Problemen nicht sich selbst überlassen sind. "Versicherungen und Krankenkassen decken nur finanzielle Teilbereiche ab", sagt Goldfuß. "Aber Anteilnahme und zusätzliche Mithilfe vor Ort machen so manches erträglicher." So hat der Verein vielen Familien ein Stück Lebensqualität zurückgegeben: durch finanzielle Unterstützung nach Unfällen, bei durch Krankheit notwendig gewordenen Umbaumaßnahmen, bei Mietrückständen oder Stromrechnungen. Behinderte Kinder konnten in Reha gehen, andere auf Klassenfahrten oder einfach in den Kindergarten. Rund 100 000 Euro an finanzieller Hilfe leistete der Verein so in 25 Jahren. Daneben verteilt er auch Gegenstände, die meist aus Spenden stammen: Babyausstattung, Kommunionskleidung, Wintermäntel oder Schuhe.

Der Verein Miteinander Füreinander hat deutliche Spuren in der Gemeinde hinterlassen. "Die Bereitschaft, mitzuhelfen, ist in den 25 Jahren noch größer geworden", sagt Goldfuß. "Das ist schön zu sehen." Inzwischen, erzählt sie, würden immer mehr Mitbürger auf Geburtstagsgeschenke oder Blumen und Kränze bei Beerdigungen verzichten und stattdessen um Spenden für den Verein bitten. Von Jahr zu Jahr gewinnt der Verein mehr Mitglieder. Die Haimhauser kommen von selbst auf Goldfuß und die anderen mit Ideen zu, wo geholfen werden könnte. "Hast du schon gehört, was passiert ist?", sagen sie dann. Für Goldfuß, die den Verein neben dem Beruf leitet, ist das "eine ganz tolle Geschichte". Es freut sie, dass zuletzt immer häufiger Resonanz von Menschen kam, denen geholfen wurde. So genau erklären, was sie seit 25 Jahren zu den unzähligen, ehrenamtlich geleisteten Stunden Arbeit antreibt, kann sie gar nicht. "Ich bin so geboren", sagt sie dann. "Ich habe nie etwas anderes kennengelernt." Sie kann sich noch gut daran erinnern, wie sie in den Nachkriegsjahren als Mädchen Pakete für die Tante schnürte, die einen ehemaligen Häftling des Konzentrationslagers Dachau geheiratet hatte und mit ihm nach Polen gegangen war. Das Helfen liegt ihr im Blut. Doch manchmal fehlt selbst Goldfuß die Kraft. Dann ist sie froh zu wissen, dass sie sich immer auf ihre Mithelfer vom Verein verlassen kann. Der Name Miteinander Füreinander gilt nicht nur für die Arbeit nach außen, sondern auch nach innen.

Der Gründungsgedanke ist auch nach 25 Jahren noch genau so lebendig. Die Haimhausener Bürger sind froh um diesen Verein, der zeigt, wie bürgerschaftliches Engagement und Solidarität funktionieren können. Auch Schirmherr und Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) ist stolz auf das Engagement in der Gemeinde: "In unserer Gesellschaft brauchen wir Menschen, die nicht wegsehen, sondern handeln."

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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