Haimhausen:Die Liebe ist ein Kampf

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Der französische Sänger und Schauspieler Philippe Huguet wurde von Britta Elschner am Klavier begleitet. (Foto: Bärbel Schäfer)

Philippe Huguet interpretiert Jacques Brels bekanntestes Chanson in einer ergreifenden Intimität

Von Bärbel Schäfer, Haimhausen

Am Ende des Liedes will er nicht mehr als die Geliebte beobachten, es ist ihm genug, ihr Tanzen, Singen und Lachen zu sehen. Er entwickelt sich zum "ombre de ton ombre", zum "Schatten deines Schattens", und setzt sich in seiner willenlosen Demut noch weiter herab. Wäre es möglich, würde er sogar zum "ombre de ton chien", zum "Schatten deines Hundes" werden. Diesen Verlust der Würde eines Mannes, der eine Frau in wachsender Verzweiflung bittet, ihn nicht zu verlassen, drückt der Refrain "Ne me quitte pas" aus. Er wiederholt in verschiedenen Stimmungsmalereien die menschlichen Empfindungen, vom Bitten und Flehen bis hin zur mechanischen Obsession.

Der französische Sänger und Schauspieler Philippe Huguet interpretierte Jacques Brels bekanntestes Chanson in einer ergreifenden Intimität, die neben der unerfüllten Liebe auch die Angst vor dem Alleinsein als existenzielles Lebensgefühl zum Ausdruck bringt. In der Kulturkreiskneipe in Haimhausen gastierte Philippe Huguet mit einer Hommage an den großen belgischen Chansonnier Brel.

Das Organisationsteam um Marja-Leena Varpio und Jonny Weissmüller freute sich über ein fast ausverkauftes Konzert. Begleitet wurde Huguet von Britta Elschner am Klavier, die als Solorepetitorin schon zahlreiche Preise bei Wettbewerben gewonnen hat, mit internationalen Künstlern konzertiert und eine gefragte Begleiterin ist. Sie spielt ausdrucksvoll und tiefsinnig, ohne die Singstimme zu übertrumpfen. Wunderbar gelang es dem Duo, die poetische Bildsprache der Chansons von Jacques Brel zum Ausdruck zu bringen. Auch wenn man als Zuhörer kein Französisch versteht, machte Philippe Huguet den Zauber der Lieder fassbar. Vor jedem Chanson sagte er ein, zwei Sätze zum Inhalt, die Gefühlswelt drückte er über seine charaktervolle Stimme und eine theatralische Körpersprache aus. Dass er ausgebildeter Opern- und Musicalsänger ist und als Regisseur, Autor und Komponist arbeitet, spürt man in seinem packenden Auftritt und seinem Sinn für Dramaturgie und die richtige Emotion. Die Liebe ist nichts anderes als eine Metapher für das Leben. So schleuderte er die lautmalerischen Aufzählungen in "La Valse a mille temps", dem Walzer der tausend Takte, rasend schnell hinaus, besang kampfeslustig wie in einem Kriegslied die Rückkehr der "verfluchten Mathilde" und in "Le prochain Amour" ironisch die Liebe. Obwohl man weiß, dass die nächste Liebe unweigerlich die nächste Niederlage mit sich bringt, tut es trotzdem gut, verliebt zu sein, berichtete Philippe Huguet. Dass die Liebe immer auch ein Kampf ist, stellte er auch im ironischen "Au suivant" dar. Von einer fast heiteren Stimmung hingegen war "Marieke", in dem der Interpret Niederländisch und Französisch lautmalerisch verband.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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