Haimhausen:Die erste Chefin seit 400 Jahren

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Monika von Haniel führt die älteste Brauerei des Landkreises und bittet zum großen Bierfest nach Haimhausen.

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Welches Familienunternehmen kann schon auf eine über 400-jährige Geschichte zurückblicken, mit allen dazugehörigen Höhen und Tiefen? Die Schlossbrauerei Haimhausen im Landkreis Dachau gehört nicht nur zu dieser seltenen Gattung, sie sticht auch heraus. Denn im Gegensatz zu zahlreichen anderen traditionellen Brauhäusern hat hier - erstmals in der langen Tradition der Brauerei - eine Frau die Zügel fest in der Hand: Monika von Haniel. Sie leitet das Familienunternehmen nun im vierten Jahr, das ihr von ihrem Vater Edgar Haniel von Haimhausen übergeben wurde. Ein Job, der Monika von Haniel, Unternehmerin und Mutter von drei Kindern, fordert und herausfordert. "Ein Spagat, aber machbar", sagt sie. "Man muss sich nur abstimmen."

Denn es gab in der Tat viel zu tun in der Schlossbrauerei. Die dazugehörigen Gasthäuser waren in die Jahre gekommen und angestaubt. Sie zu sanieren, sei eine der wichtigsten Wegmarken gewesen, sagt sie. Sanieren, das hieß, sie zu Lokalitäten zu machen, die "man mit der Schlossbrauerei identifiziert". Einheitliches Erscheinungsbild außen. Die beleuchteten Wirtshausschilder abmontiert und durch eine moderne Fassadengestaltung ersetzt. Erkennbar als modernes, bayerisches Wirtshaus. Wie das aussieht, kann man nicht nur im Landkreis Dachau anschauen, sondern auch im benachbarten Lohhof. Und das Konzept, so Monika Haniel, geht auf.

"Es läuft gut, wir haben viele Feste dazubekommen", zieht die Familienunternehmerin Zwischenbilanz. Zur neuen Strategie und zur neuen Ausrichtung gehört auch der neue mobile Schankwagen. "Wir werden jetzt mehr wahrgenommen", sagt die Chefin der kleinen Familienbrauerei, in der in der Produktion acht Vollzeitkräfte und im Büro drei Teilzeitkräfte arbeiten, um den Leitsatz des Unternehmens "Getränke aus der Heimat für die Heimat" umzusetzen.

"Denn als kleine Privatbrauerei müssen wir unsere Kunden vor allem mit der Qualität unserer Produkte überzeugen." Mit ihrem dunklen Kellerbier und Exportbier 1608 ist das schon einmal gelungen: Die Deutsche Lebensmittelgesellschaft prämierte beide Produkte mit der begehrten Goldauszeichnung. Hierbei sei das Bier im Labor der Universität Weihenstephan einer harten Prüfung mit Erfolg unterzogen worden. Einem Praxistest können es nicht nur die Haimhausener Bürger, sondern auch Gäste aus nah und fern an diesem Wochenende beim traditionellen Brauereifest auf dem Gelände der Schlossbrauerei unterziehen.

Die Geschichte der Schlossbrauerei Haimhausen begann vor über 400 Jahren und wie häufig mit der Verleihung eines Rechts, eines Privilegs. In diesem Falle verlieh Herzog Maximilian I. 1608 einem gewissen Theodor Viehpeck (1554 - 1626) das Privileg, in Haimhausen ein Brauhaus zu errichten. Im Jahr 1708 kam schließlich Karl Ferdinand von Haimhausen ins Spiel, der am heutigen Firmenstandort einen neuen Gebäudekomplex errichten ließ. Das Ziel der Modernisierung war die Verbesserung der Bierqualität durch neue Braupfannen, Malzderren und einen neuen Sommerkeller, in dem Eis, das im Winter aus Wasser aus dem Karlweiher geschnitten wurde, zur Bierkühlung eingelagert wurde.

Monika von Haniel hat die Brauerei in Haimhausen zu neuer Blüte geführt. Am 10. Juli eröffnet Bürgermeister Peter Felbermeier das Brauereifest. (Foto: oh)

Weil beim Geld bekanntlich die Freundschaft auch in den besten Familien aufhört, ging die gesamte Hofmark nach einem heftigen Erbstreit 1794 an Theobald Graf Butler-Haimhausen (1867 - 1893), der ebenfalls sein Geld und seine Energie in die Erneuerung der Brauerei steckte. In der Zeit entstanden neue Fassstadel, eine Malzstreue und neue Eiskeller, die sich noch heute unter dem Altgebäude der Brauerei befinden. Graf Theobald Moritz Kajetan Sigmund Butler genannt Haimhausen schließlich war der letzte seines Stammes. Der Adelige war kinderlos, geriet in Geldnöte und verkaufte 1892 schließlich all seine Besitztümer, darunter das Schloss Haimhausen, an James Eduard Haniel, der 1893 in den Adelsstand erhoben wurde und sich von da an James Haniel von Haimhausen nennen durfte.

Dessen Sohn Dr. Edgar Karl Alfons Haniel von Haimhausen, der die Brauerei ab 1925 übernahm, brachte Glanz nach Haimhausen. Denn Edgar Karl war bis dahin Diplomat im auswärtigen Dienst. Er gehörte 1918 der Waffenstillstandskommission an und war 1919 Generalsekretär der Friedensdelegation in Versailles, die den Friedensvertrag von Versailles aushandelte. 1935 starb Edgar Haniel von Haimhausen, Günther Haniel von Haimhausen (1908- 1998), ein Sohn aus Haniels erster Ehe übernahm die Brauerei. 2004 übernahm sie Edgar Haniel von Haimhausen, 2011 seine Tochter Monika.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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