Haimhausen:Der Tennis-Clan

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Die Familie Frühauf ist seit mehr als 40 Jahren ehrenamtlich im Sportverein Haimhausen engagiert. Der Vater war in den späten Siebzigern Abteilungsleiter, seine Frau in den 2000ern und jetzt folgt Sohn Johannes.

Von Franziska Hofmann, Haimhausen

Ein Verein, eine Familie. 43 Jahre gibt es die Tennisabteilung im Sportverein Haimhausen (SVH) schon, und die Frühaufs können von sich behaupten, dass es quasi ihre ist. Von neun Abteilungsleitern stammen drei aus der Familie. Insgesamt 15 Jahre war die Tennisabteilung unter Frühaufs Führung: zuerst war der Vater am Ruder, dann die Mutter und jetzt der Sohn. Wenn Hiltrud Frühauf heute über die Zeit in Haimhausen spricht, redet sie vor allem über Tennis.

An einem trüben Sonntagmorgen sitzt die Familie Frühauf in ihrem Wohnzimmer auf einer beigen Ledercouch. Mutter Hiltrud blättert in der Jubiläumszeitschrift der Tennisabteilung. 1973 gründete der Sportverein Haimhausen die Abteilung, nur ein Jahr später zog die Familie in die Gemeinde. Hiltrud und ihr Mann Wolfgang engagierten sich von Anfang an für die Abteilung. Er war schon ab 1974 stellvertretender Abteilungsleiter, es war die Zeit des Tennisbooms, "überall sprossen Tennisvereine aus dem Boden", sagt Hiltrud. Drei Jahre nach ihrem Umzug nach Haimhausen wurde ihr Mann Abteilungsleiter und behielt das Amt bis 1983.

"Es war eine schöne Zeit, wir hatten erste sportliche Erfolge. Wir stiegen von der untersten in die zweitunterste Liga auf", sagt Wolfgang Frühauf und blickt in die Vereinszeitschrift. Von der Ausgabe bekommen sie nicht genug, immer wieder blättern sie von vorne bis hinten und wieder zurück.

Auch Hiltrud hatte das Amt der Abteilungsleitung inne: von 2001 bis 2007. Ende November 2015 ist ihr Sohn Johannes dem Beispiel der Eltern gefolgt und übernahm die Leitung der Tennisabteilung des SVH. Die beiden Männer sitzen neben Hiltrud Frühauf und blicken gemeinsam in die Zeitschrift. Wolfgang Frühauf sieht sofort die vielen Bilder der Anfangszeit und erzählt seinem Sohn davon: "Hier ist die Tennishütte, die haben wir gebaut, damit die Spieler sich umziehen können, aber auch einen Ort haben, um zusammen zu kommen."

Johannes Frühauf, der am vergangenen Sonntag seinen 40. Geburtstag gefeiert hat, war zu dieser Zeit noch ein Kleinkind. Erinnern kann er sich an die Hütte schon, aber heute gibt es sie nicht mehr. "Die Hütte wurde abgerissen, als die Dreifach-Tennishalle gebaut wurde", sagt er. "Dort gibt es auch ein Restaurant." Die italienische Gaststätte hat die Tennishütte als Zentrum abgelöst. Der Vater sieht das Bild wehmütig an: "Viele haben der Hütte nachgeweint." Johannes Frühauf meint, dass die Gaststätte im der Dreifachhalle die bessere Option sei: "Auch viele von außen kommen her, um dort zu essen."

Drei Abteilungsleiter auf einem Bild. Der Tennisverein Haimhausen wurde 15 Jahre lang von der Familie Frühauf geleitet. (Foto: Niels P. Joergensen)

Dass er jetzt das gleiche Amt hat wie sein Vater Ende der Siebziger und seine Mutter in den 2000ern, habe nichts mit seinen Eltern zu tun, sagt er. "Es ist die persönliche Bindung zum Verein und dem Team von engagierten Leuten." Das war ihm sehr wichtig, als er seinen Vorgänger Gert Schröter nach acht Jahren Amtszeit abgelöst hat. Dank ihm kommt Johannes Frühauf "in ein funktionierendes System". Der Vorstand unterteilt sich auf Stellvertreter, Jugend-, Sport- und Platzwart, Kassier, Schriftführer und Abteilungsleiter, die im Vorfeld alle Aufgaben gerecht untereinander aufteilen, so dass "sich die Arbeit auf viele Schultern verteilt", wie Johannes Frühauf sagt.

"Er muss allen Mitgliedern Rede und Antwort stehen. Beschwerden gehen direkt an ihn", sagt Mutter Hiltrud. Für Johannes Frühauf bedeutet der Job "das Gebilde am Laufen zu halten und der Nachfrage gerecht zu werden." Genauer gesagt: Er muss den Wettspielbetrieb organisieren. "Das waren vergangenes Jahr 17 Mannschaften", sagt er. Außerdem hat er die Verantwortung über die Finanzen. Johannes Frühauf sagt: "Auf der einen Seite ist meine Arbeit sehr operativ - ich muss Veranstaltungen und dergleichen organisieren. Auf der anderen Seite steht die Verwaltung." Hiltrud sieht ihn an und sagt, dass er sich jetzt wenigstens nicht mehr um den Betrieb an sich kümmern müsse. Platzbelegung und Turniere organisiert die Tennisschule.

Die Tennisabteilung des Sportvereins Haimhausen sei "mit die Größte im Landkreis", sagt die Familie. Es gibt ein "attraktives Sportgelände mit zehn Plätzen", eine Tennisschule und eine Vereinsgaststätte. Außerdem locken viele Angebote Tennisspieler an. Wolfgang Frühauf schlägt in der Vereinszeitschrift eine Seite auf, auf der ein altes Foto von einem Trainingscamp zu sehen ist und sagt: "Es ist immer noch sehr gut besucht." Zusätzlich zu dem Camp für Erwachsene gibt es immer im Sommer eines für Kinder. Eine Neuheit in diesem Jahr, quasi als erste Amtshandlung von Johannes, sind mehrere Leistungsklasse-Turniere. Dabei können die Vereinsmitglieder und Externe ihre Leistungsklasse verbessern. "Das haben wir im Winter schon zwei Mal gemacht, und es kommen noch ein paar. Diese Turniere sind sehr beliebt", sagt Johannes. Damit versuchen sie, auch wieder Mitglieder zu gewinnen.

"In den Siebzigern waren es mehr als 500 Mitglieder im Verein", sagt Wolfgang Frühauf, "jetzt sind es nur noch circa 320." In den vergangenen beiden Jahren hat der Verein viele Mitglieder verloren. "Es gibt den Trend zum Individualismus", sagt Johannes Frühauf. "Viele gehen heutzutage ins Fitnessstudio. Und die Zeit von Boris Becker und Steffi Graf ist jetzt auch vorbei." Trotzdem ist der SVH nach wie vor ein "Breitensportverein und bietet auch Freizeitspielern, Ambitionierten und Wettkampforientierten ein Zuhause", sagt er. Auch seine Eltern stehen heute noch regelmäßig auf dem Platz.

Im Laufe der Jahre hat sich bei den Frühaufs einiges angesammelt. Mit dem Holzschläger spielt heute keiner mehr, Pokale sammeln sie dafür immer noch. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Mutter blättert weiter im Heft. Da sieht sie ein Foto, auf dem Johannes in der Jugendmannschaft gespielt hat. "Wir haben unsere drei Kinder von Beginn an mit auf den Platz genommen." Da ist es nicht verwunderlich, dass der mittlerweile 40-Jährige eine Leitungsposition einnimmt. Über ihre eigene Amtszeit sagt Hiltrud Frühauf: "Mein Vorgänger, Stefan Weingärtner, war fast 20 Jahre im Vorstand und nach ihm hat sich keiner gefunden, der die Leitung übernehmen will. Also habe ich gesagt, dann mache ich es halt, weil mir die Abteilung am Herzen liegt."

Sechs Jahre lang hat sie die Abteilung geführt, bis Gert Schröter sie ablöste, gleich danach folgte ihr Sohn Johannes. Sie fand das nicht so gut: "Ich war skeptisch, ob er das schafft, weil er beruflich so ausgelastet und oft in Fernost tätig ist." Ob er seiner Mutter noch das Gegenteil beweist? "Das kann man jetzt noch nicht wissen", sagt sie. Immerhin hat er das Amt erst seit knapp zwei Monaten inne. Seine Arbeit als Ingenieur soll an einem möglichen Scheitern aber nicht Schuld sein. "Ich muss oft ins Ausland, aber im Vorstand sind die Aufgaben klar verteilt, da kann ich mir das leisten." Und wenn doch etwas sein sollte, weiß Johannes, dass er sich immer Hilfe suchend an seine Eltern oder seinen Vorgänger wenden kann.

Wenn in zwei Jahren wieder die Wahl zum Abteilungsleiter ansteht, weiß Johannes noch nicht, ob er sich wieder aufstellen lässt. "Das hängt dann von meiner aktuellen persönlichen Lage ab." Wahrscheinlich wird er wieder antreten, zumindest, wenn man die Anzahl der Amtsperioden seiner Vorgänger betrachtet. Vater Wolfgang hat dafür nur eine Erklärung: "Wenn man sein Ehrenamt gut macht, bekommt man es nur ganz schlecht los."

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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