Haimhausen:Der heimliche Bürgermeister

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Der Geschäftsleiter der Gemeinde, Otto Felkel, geht nach 30 Dienstjahren als Beamter in den Ruhestand

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Fragt man Mitarbeiter der Gemeinde Haimhausen, was ihnen zu ihrem geschäftsleitenden Beamten Otto Felkel einfällt, beziehungsweise aufgefallen ist, dann sticht eine Antwort besonders heraus: "Er hat nie ohne Kamera das Rathaus verlassen." Bei seinem letzten Einsatz, dem letzten großen Projekt der Gemeinde, hat seine treue Begleiterin gestreikt. Hat einfach "den Geist aufgegeben", wie Felkel enttäuscht feststellt.

Der leidenschaftliche Fotograf konnte die Eröffnung des neuen Radwegs entlang der Hauptstraße zur Bundesstraße 13 nicht wie geplant in zahlreichen Bildern festhalten. Und so halfen ihm die Lokalreporter aus, die von ihm jahrelang mit seinen Bildern aus allen Ecken der Gemeinde Haimhausen, von naturkundlichen Exkursionen und von Veranstaltungen versorgt wurden. Sie haben das gerne getan, weil sich zwischen ihnen und Otto Felkel im Laufe der Jahre eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt hatte. Denn Otto Felkel war auch der Ansprechpartner für die lokale Presse.

Beamten-Urgestein Otto Felkel nimmt auch gerne das Fahrrad, um zum Rathaus zu kommen. (Foto: Privat)

Offiziell bestreitet das Haimhausener Beamtenurgestein am Freitag, 9. August, seinen letzten Tag in den Diensten der Gemeinde Haimhausen - nach fast 30 Dienstjahren in dem knapp 6000 Einwohner zählenden Ort.

Seine Beamtenkarriere startete der umtriebige Felkel 1974 im Versorgungsamt München, wo er als Inspektoren-Anwärter begann. Und die Platznummer sieben, die er bei seiner Anstellungsprüfung unter mehr als 40 Teilnehmern in Bayern erreichte, sagt viel über Otto Felkels Ehrgeiz aus. Folgerichtig führte ihn sein Weg nach seiner Ernennung zum "Inspektor zur Anstellung" ins bayerische Arbeits- und Sozialministerium und von dort recht zügig nach Unterschleißheim, wo er unter den drei Bürgermeistern Hans Bayer, Wolfram Stronk (beide bereits verstorben) und Erich Zeitler tätig war, unter anderem als Kämmerer und Personalratsvorsitzender und wo er auch bereits seinen späteren Haimhausener Chef, Thorsten Wende, ausbildete. Wende wurde später zum Haimhausener Bürgermeister gewählt. Felkel folgte ihm kurze Zeit später nach: "Vom damaligen Gemeinderatsmitglied Fritz Nörl, der auch passionierter Jäger war, wurde ich mit dem Versprechen nach Haimhausen gelockt, dass ich von ihm - solange er im Gemeinderat wäre - jedes Jahr zu Weihnachten einen Fasan bekäme", erzählt Felkel. Die erste Fasane habe er noch gerupft bekomme, später dann im nicht mehr. "Fritz meinte nur, dass man als Geschäftsleiter alles können müsse, auch ein Federvieh rupfen." Die regelmäßigen Fasanenlieferung endeten 2002, als Nörl aus dem Gemeinderat ausschied.

Felkel, der nebenbei nicht nur ein Volkwirtschaftsdiplom der Bayerischen Verwaltungsakademie, sondern auch die Befähigung zum Controller in öffentlichen Einrichtungen in der Tasche hatte und Ausbilder für Verwaltungskräfte war, krönte seine Fortbildungen 1999 mit dem Abschluss als Verwaltungsbetriebswirt mit der Bestnote 1,0 an der Bayerischen Verwaltungsschule. Was ihm später sehr nützlich war.

In Haimhausen gibt es kaum ein Projekt, um das sich der umtriebige Beamte nicht gekümmert hätte: Sei es die verwaltungsmäßige Betreuung der Bebauungsplan-Aufstellung der Groß-Baugebiete "Tegelfeld-Mitte" und "Tegelfeld-West" oder der Bau des Kindergartens in der Prof-Schinnerer-Straße, die Ansiedlung der Bavarian International School (BIS) sowie der Abwehrkampf gegen die angestrebte Mülldeponie der Stadt München in Hörenzhausen. Das letzte größere Projekt, das Felkel managte, war der Bau der Geh- und Radwegs entlang der Hauptstraße zur B13. Ein Projekt, das er, wie Bürgermeister Peter Felbermeier bei der Freigabe sagte, "in Rekordzeit abgewickelt hat".

Und will man von ihm wissen, was ihm besonders am Herzen lag, dann weist Felkel vor allem auf sein "Hinwirken auf eine konstruktive, parteiübergreifende Gemeinderats- und Gremienarbeit" hin, darunter die Einführung eines Sitzungskalenders, einer gemeinsamen fraktionsübergreifende Lösungssuche und von Klausurtagungen. Außerdem der Aufbau einer gemeindlichen Öffentlichkeitsarbeit, um "die Transparenz gemeindlichen Handelns" beziehungsweise gemeindlicher Entscheidungen gegenüber der Öffentlichkeit offenzulegen.

© SZ vom 03.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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