Haimhausen:Bratkartöffelchen

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Regen hatte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner den Brandmair-Bauern nicht mitgebracht, aber dafür zwei Maßkrüge für den eigenen Durst. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Hitze und die anhaltende Trockenheit machen vielen Pflanzen zu schaffen. Bei der Erntepressefahrt warnen die Bauern vor Ertrags- und Qualitätseinbußen

Von Renate Zauscher, Haimhausen

Hitzestress. Dieses Wort fiel immer wieder bei der Erntepressefahrt am Freitag. Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) und Vertreter des Bayerischen Bauernverbands (BBV) besichtigten die Felder von zwei Landwirten in der Gemeinde Haimhausen. Der Bullenmäster Josef Georg Brandmair, konventionell wirtschaftender Bauer in Westerndorf, baut auf rund 50 Hektar überwiegend Mais, Winterweizen und Leguminosen sowie Acker- und Sojabohnen an, sein Cousin, der Bio-Bauer Josef Brandmair, auf etwa gleich großer Fläche in Amperpettenbach vorwiegend Getreide und Kartoffeln.

Noch stehen Weizen und Mais, Soja und Kartoffeln auf Haimhausens Fluren dank bester Böden und starker Niederschläge im Frühjahr vergleichsweise gut da. Die Hitze der letzten Wochen aber hinterlässt auch hier Spuren. Das Getreidewachstum sei durch die Hitzewelle Ende Juni vorzeitig beendet worden, erklärte Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbands, und Christian Landzettel, der den Bio-Bauern Josef Brandmair im Auftrag des ökologischen Erzeugerverbands Bioland berät, fürchtet Ertrags- und Qualitätseinbußen bei den Kartoffeln: "Bei Temperaturen wie jetzt ist die Pflanze nur noch mit dem Überleben beschäftigt, das Wachstum ist eingeschränkt."

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner erklärte: "Es wird immer deutlicher, dass Wasser der wichtigste Produktionsfaktor ist". Bayerns Ackerflächen aber haben heuer entweder Regen im Übermaß abbekommen oder in viel zu geringer Menge: Südlich der Donau musste wegen dreimonatigen Dauerregens teilweise nachgesät werden, während Franken mit der größten Dürreperiode seit 40 Jahren zu kämpfen hat. Entsprechend unterschiedlich sind die Erwartungen an die diesjährigen Ernteergebnisse: In Franken rechnet man wegen Trockenheit und Hitze mit Einbußen zwischen zehn und 20 Prozent, im Süden mit immerhin durchschnittlichen Erträgen, die an die Rekordernten von 2013 und 2014 jedoch nicht heranreichen werden.

Weil die Vereinten Nationen 2015 zum Jahr des Bodens ausgerufen haben, wurde den Teilnehmern der Erntefahrt anhand eines Bodenprofils die Bedeutung des tierischen Bodenlebens demonstriert. "Wir haben große Erosionsprobleme und wollen Niederschlagswasser unter allen Umständen speichern", erklärte Max Stadler vom Fachzentrum für Agrarökologie in Pfaffenhofen, angesichts der vielen Regenwurmlöcher in Brandmairs Ackerboden: Regenwürmer mit ihren Röhrengängen "sorgen für den Wasserrückhalt im Boden". Der Landwirt, betonte Hermann Greif, BBV-Bezirkspräsident von Oberfranken, müsse die Regenwürmer deshalb mit organischer Materie "füttern". Bei der "pfluglosen" Bewirtschaftungsmethode von Josef Georg Brandmair geschehe dies durch das Mulchen des Bodens während der Wintermonate. Wenn die Winterfröste ausbleiben, greift der Landwirt dann aber im Frühjahr zur chemischen Keule: Brandmair bringt das Herbizid Glyphosat in den Mulch ein, um noch vorhandenes Grün vor der Neubestellung des Felds zu beseitigen.

Glyphosat ist ein Unkrautvernichter, mit dem der amerikanische Konzern Monsanto, jährlich einen Milliardenumsatz macht. Ein Verkaufsschlager, aber kein ununumstrittener, wie sich auch bei dieser Erntepressefahrt wieder zeigte: "Damit werden Ihr Schwierigkeiten bekommen", gab der Bio-Landwirt Brandmair zu bedenken. Der Landwirtschaftsminister und die anwesenden BBV-Vertreter halten Glyphosat trotz jüngster Meldungen über eine möglicherweise krebserregende oder auch Missbildungen verursachende Wirkung für harmlos und berufen sich auf entsprechende frühere Studien. Glyphosat sei "ein notwendiges Werkzeug", sagt Josef Georg Brandmair. Wobei es ihm allerdings lieber sei, wenn er es nicht brauchte.

Ausdrücklich lobte Landwirtschaftsminister Brunner das neue Greening-Programm als Erfolg, das Bauern erlaubt, auf ökologischen Vorrangflächen neben Blühstreifen auch Zwischenfrüchte wie Leguminosen für die Futtergewinnung anzubauen. Zufrieden ist Brunner auch mit der Entwicklung der Biolandwirtschaft in Bayern: Seit Jahresbeginn seien im Zuge eines neuen Förderprogramms 600 neue Umstellungsanträge gestellt worden. Insgesamt habe sich der Absatz von Bio-Erzeugnissen in Bayern in den letzten zehn Jahren verdreifacht und deren Erzeugung immerhin verdoppelt. Jetzt gelte es, auch die Absatzwege zu optimieren.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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