Händler:Ladenbesitzer packen selbst an

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Die Münchner Straße gleicht für Fußgänger und Radfahrer einem Spießrutenlauf. (Foto: Toni Heigl)

Die Interessengemeinschaft der Einzelhändler in der Unteren Stadt schließt sich dem "Bund der Selbstständigen" an. So können sich die Unternehmer selber organisieren und bei der Umgestaltung der Münchner Straße mitreden

Von Johannes Korsche, Dachau

Die "Interessensgemeinschaft Münchner Straße" (IG), ein Zusammenschluss von 40 Geschäftsinhabern, hat sich neu organisiert. Die IG ist jetzt ein Ortsverein des "Bundes der Selbständigen" (BDS) und kann sich so selbst verwalten sowie eigenständig Verträge für gemeinsamen Werbeaktionen abschließen. Diese formale Änderung war notwendig geworden, nachdem die Agentur "allmender", die bisher für die Organisation der IG zuständig war, die Zusammenarbeit beendet hatte. "Für die Dachauer Kunden ändert sich dadurch im Kern aber nicht viel", verspricht Isabel Seeber, Vorsitzende des neugegründeten Ortsvereins und Inhaberin der "Candisserie" sowie des "Patchouli".

Die IG veranstaltet weiterhin das Straßenfest "Lange Tafel", in diesem Sommer zum elften Mal, und "kleine Aktionen zu Ostern und Muttertag", sagt Seeber. Große Themen für die Ladenbesitzer sind zudem die Weihnachtsbeleuchtung sowie die Umgestaltung der Münchner Straße. Seeber wünscht sich, dass dabei die "gute Zusammenarbeit mit der Stadt" fortgeführt wird. Bei der ersten Sitzung des neuen BDS-Ortsvereins habe sie eine "sehr positive Energie" unter den Mitgliedern festgestellt: "Viele sind bereit, Verantwortung zu übernehmen." Das sei für sie ausschlaggebend gewesen, den Vorsitz zu übernehmen. Im Vorstand engagieren sich neben Seeber neun weitere Geschäftsinhaber: Martin Thon als zweiter Vorstand, Christian Tannek, Petra Hablitzel, Daniela Missere, Anton Limmer, Karin Märkl, Melanie Ullmann, Kerstin Bernhardt und Ahmad Gheitany.

Ein besonders wichtiges Thema für die Einzelhändler ist die Umgestaltung der Münchner Straße. Ein Stadtratsbeschluss sieht vor, dass die Straße - probeweise für ein Jahr - auf drei Spuren verengt wird. So soll auf beiden Seiten Platz für einen Radweg geschaffen und das Unfallrisiko gesenkt werden.

Für Christian Tannek, Inhaber von Optik Tannek, steht bei der Umgestaltung der Münchner Straße vor allem eines im Vordergrund: "Es soll so kundenfreundlich wie möglich sein." Änderungen seien in dem Nadelöhr äußert schwierig: "So wie es momentan ist, ist es eigentlich am Besten."

Tanneks wünscht sich, dass der "individuelle Einzelhandel" in Dachau nicht unter einer Umgestaltung leidet: "Ich will nicht nur Filialisten an der Münchner Straße." Die Geschäfte seien auf die Autofahrer angewiesen. Viele Pendler würden die Straße entlang fahren, schnell das Auto parken und einkaufen. Tannek erinnert sich an den Umbau der Amperbrücke im Jahr 2011, als die Münchner Straße zweispurig war. Vom Rückstau abgeschreckt, seien viele Pendler auf andere Routen ausgewichen. Sein Umsatz und der vieler anderer Geschäfte sei zu dieser Zeit um mehr als 20 Prozent zurückgegangen. Daher sieht er den Beschluss im Stadtrat kritisch.

"Bei einer dreispurigen Straße ist das Chaos programmiert", sagt auch Isabel Seeber. Alleine der alltägliche Lieferverkehr verursache einen erheblichen Rückstau. Trotzdem findet sie den Testlauf gut: "Für die Radfahrer braucht es auch eine Lösung, und vielleicht haben wir ja auch Unrecht."

Bei der Weihnachtsbeleuchtung der Münchner Straße herrscht Einigkeit mit der Stadt: "An Weihnachten soll jeder zweite Baum an der Münchner Straße leuchten", sagt Tannek. Der Betrieb der bisher verwendeten Lichterketten ist "inzwischen zu gefährlich" geworden. Da die IG aber nicht auf das "schöne Bild" einer festlich beleuchteten Straße verzichten will, werden in etwa 100 000 Euro für die Modernisierung der Lichter fällig. Die Stadt hat signalisiert, die Hälfte davon zu übernehmen, den Rest finanziert die IG: "Eventuell starten wir sogar ein Crowdfunding."

Außerdem laufen bereits die Planungen für das Sommerfest Lange Tafel. "Das ist das Highlight des Jahres", freut sich Tannek. Die Lange Tafel zeige, wie schön die Münchner Straße sein könne. An diesem einen Tag im Jahr ist die Münchner Straße für den Autoverkehr gesperrt.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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