Gymnasium Markt Indersdorf:Musical-Ära geht zu Ende

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Ellen (Janine Kruse) hat sich verliebt, doch sie befürchtet, ihre Gefühle könnten nicht erwidert werden. (Foto: Jørgensen)

Gymnasiastinnen schreiben Abschiedsstück für Roman Novak

Von Sarah Stemmler, Markt Indersdorf

"Kämpfen Sie um das, was Sie wollen!", fordert Charlotte (Lea Seidler) die schüchterne Magd Amelie (Hannah Bielefeld) auf. Amelie ist rettungslos in ihren Herrn, den arroganten Kronberg (Alina Kruse), verliebt. Der will aber nichts von ihr wissen, schließlich ist sie seine Dienerin und außerdem "nur eine Frau". Die besten Voraussetzungen für eine Tragödie, doch so einfach haben es sich die Schülerinnen des Gymnasiums Markt Indersdorf (GMI) in ihrem Stück "Heute war gestern noch morgen" nicht gemacht. Amelie gewinnt Selbstvertrauen, emanzipiert sich, schreit ihren geliebten Kronberg schließlich an: "Du behandelst alle wie den letzten Dreck!"

Das Stück spielt in drei verschiedenen Zeiten und erzählt ebenso viele Geschichten. Im "Gestern" inszenieren die Mädchen in langen Kleidern einen Maskenball, im "Heute" treffen sie sich zum Mädelsabend, im "Morgen" versuchen sie als Wissenschaftler, die Welt zu retten. So verschieden die Handlungsstränge sind, eines haben sie trotzdem gemeinsam: Immer geht es um Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen.

Die Dreiteilung des Stückes ergibt sich aus der Entstehung, denn "Heute war gestern noch morgen" bezieht sich auf die vergangenen Musical-Produktionen am GMI unter der Leitung von Roman Z. Novak. Drei Stücke hat Novak mit seiner Musical-Gruppe auf die Bühne gebracht, zu Beginn des vergangenen Schuljahres jedoch musste er die Schule verlassen. Um sich von ihm zu verabschieden und sein langjähriges Engagement zu würdigen, haben die Schülerinnen Theresa Lang und Alina Kruse gemeinsam ein Stück geschrieben, ihrem Lehrer "zu Ehren". Nur fünf weitere Theaterlustige haben sie gefunden, doch trotz der geringen Zahl an Schauspielern fehlt es nicht an Figuren. Wandlungsfähig stellen die meisten Beteiligten drei verschiedene Personen dar, sodass keine Langeweile aufkommt. Die Pausen, die für die Kostümwechsel benötigt werden, haben die Schüler geschickt gefüllt: Insgesamt acht Lehrer unterhalten das Publikum mit Werbeparodien. Sogar für das G8 werben die Lehrer, schließlich hätten die altmodischen Bayern damit etwas ganz Neues erfunden. Der kritische Unterton ist jedoch nicht zu überhören: "Es ist nicht alles Gold, was glänzt."

Dem Publikum gefällt der Mix aus nachdenklichen Szenen, Gesangseinlagen und humorvollen Werbepausen. Tatsächlich ist die Aula des GMI überraschend voll, trotz des sonnigen Wetters und des EM-Spiels. Auch Schulleiter Thomas Höhenleitner ist gekommen, um seine Wertschätzung für das Projekt der Schüler auszudrücken. Ihn freut vor allem der Wille der Musical-Gruppe, das Schulleben aktiv mitzugestalten.

Erwähnenswert ist auch, dass eine der Organisatorinnen, Theresa Lang, bereits ihr Abitur bestanden und die Schule verlassen hat. Umso beachtlicher, dass es ihr und ihren Mitstreiterinnen gelungen ist, neben den täglichen Schulanforderungen im Alleingang ein Stück auf die Beine zu stellen. Im nächsten Jahr gibt es wohl niemanden, der die Musicalgeschichte fortführen könnte. Aber vielleicht hat ja einer der spielfreudigen Lehrer Lust.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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