Großer Ansturm auf neues Angebot:Ganztags ins Gymnasium

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Albert Herbst ist Schulexperte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Indersdorfer Schule richtet eine offene Betreuung ein - und wird mit Anmeldungen überrollt

Von Petra Schafflik, Dachau

Als erstes und einziges Kreisgymnasium wird das Gymnasium Markt Indersdorf (GMI) von Herbst an eine offene Ganztagsbetreuung für jüngere Schüler anbieten. Komplett neu ist dieses Angebot nicht, schon bisher organisierte der Förderverein der Schule gemeinsames Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Freizeitaktivitäten. Vorteil des nun installierten offiziellen Ganztagskonzepts nach staatlichen Vorgaben: Die Betreuung ist für Eltern kostenfrei, nur fürs Mittagessen ist ein Obolus zu entrichten. Für viele Familien offenbar ein entscheidender Pluspunkt. "Wir sind geradezu überrollt worden von Anmeldungen", sagte Albert Herbst, Schulexperte des Landkreises, im Schulausschuss des Kreistags. Einstimmig entschieden die Kreisräte, zwei Gruppen einzurichten, damit alle angemeldeten Kinder einen Platz erhalten. Der Landkreis muss sich finanziell am staatlich geförderten Angebot mit 5500 Euro je Gruppe beteiligen.

Gesellschaftliche Entwicklungen kommen auch an den Schulen an. Deshalb ist es Albert Herbst wichtig, dass nun an den Realschulen wie Gymnasien im Kreis jeweils offene und gebundene Ganztagsklassen angeboten werden. An der Theresia-Gerhardinger-Realschule in Weichs startet im Herbst eine gebundene Ganztagsklasse, die übrigen Realschulen bieten offene Betreuung an. Bei den Gymnasien gibt es am Dachauer Josef-Effner-Gymnasium seit 2011 einen separaten Ganztagszweig. Und am GMI nun alternativ auch ein offenes Angebot. Eine nennenswerte Konkurrenz zwischen den beiden Konzepten an den Gymnasien zeige sich nicht, so Herbst. Am JEG werden mit 45 angemeldeten Schülern im Herbst erneut zwei Ganztagsklassen starten. Parallel nutzen 52 Schüler am GMI die flexible Form einer offenen Ganztagsschule, die im ländlichen Raum auf Interesse stößt. Geplant ist nach wie vor, dass auch das Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasium ein Ganztagsangebot einrichtet, sobald der geplante Erweiterungsbau dort steht.

Den Run auf die offene Betreuung am GMI bei rückläufiger Nachfrage beim Ganztagszug am JEG interpretierte Landrat Stefan Löwl (CSU) so, dass Eltern weniger am pädagogischen Konzept einer Ganztagsschule interessiert seien. "Es geht wohl eher ums Verräumen der jüngeren Schüler." Diese flapsige Formulierung präzisierte der Landrat: Den Eltern gehe es "um eine Nachmittagsbetreuung, die durchaus qualitativ hochwertig sein soll, aber mit Schule nichts zu tun hat." Marese Hoffmann (Grüne) stimmte zu, dass eine Betreuung in sicherem Rahmen derzeit den Nerv und Bedarf der Eltern treffe. "Aber vielleicht ist das pädagogische Konzept des gebundenen Ganztags auch noch nicht so klar im öffentlichen Bewusstsein angekommen."

Am geplanten Angebot am Markt Indersdorfer Gymnasium interessierte die Kreisräte, wie das Konzept auf Dauer räumlich organisiert werden soll. Eine Übergangslösung ist mit Schulleiter Thomas Höhenleitner verabredet. Wo die offene Ganztagsbetreuung langfristig unterkommen soll, dafür gebe es Überlegungen, so Herbst. Denkbar wäre, die als Solitärbau neben der Schule errichtete Mensa um eine Etage aufzustocken. Landrat Löwl bat um Verständnis, dass nicht immer sofort fertige Konzepte auf dem Tisch liegen. Das System Schule verändere sich mit einer enormen Geschwindigkeit. Ziel sei, dass jede Schule ein möglichst vielfältiges Angebot macht.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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