Große Pläne:Neubaugebiet mit sozialer Komponente

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Der Altomünsterer Marktgemeinderat beschließt eine Kooperation mit der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises für das kommunale Neubaugebiet "Am Klosteracker". Viele Fragen sind aber noch offen

Von Horst Kramer, Altomünster

Die Pläne zum kommunalen Neubaugebiet am Sandgrubenfeld werden konkret. Am Dienstagabend stellte Stefan Reith, der Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft im Landkreis Dachau (WLD), dem Altomünsterer Gemeinderat vor, wie die Bebauung einst aussehen könnte. Der Finanzfachmann hatte auch Zahlen zu den Kosten und Fördermöglichkeiten im Gepäck sowie einige Ideen, wie eine Kooperation der WLD mit der Kommune aussehen könnte. Offensichtlich überzeugte Reith das Gremium - es stimmte einer Zusammenarbeit zu. Das Neubaugebiet wird im Rathaus unter dem Namen einer künftigen Straße geführt, mit der das Gebiet erschlossen werden soll: "Am Klosterfeld". Sie führt zur Ringstraße "Am Sandgrubenfeld."

Erst vor zwei Monaten hatte eine Gruppe von Anwohnern einen Bürgerantrag gestellt, um Alternativen für den zu erwartenden Verkehr in diesem Gebiet zu diskutieren. Dieser Antrag wird im Februar behandelt. Ein Thema, das den WLD-Geschäftsführer nicht betrifft und das am Dienstag nicht zur Sprache kam. Im Mittelpunkt der Planungen steht die "einkommensorientierte Förderung", EOF, ein Synonym für "Sozialer Wohnungsbau" unter den Förderbedingungen des Freistaats.

Am Klosteracker sollen zwei Wohnblöcke auf einem Grundstück von rund 2700 Quadratmetern entstehen. Die beiden Gebäudekörper sind parallel in West-Ost-Richtung angeordnet. Das nördliche Gebäude beherbergt 19 Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 823 Quadratmetern, das südliche Haus 16 Wohnungen mit zusammen 708 Quadratmetern. Von den insgesamt 35 Wohneinheiten sind 22 als Ein-Zimmer-Wohnungen mit einer Größe von 35 Quadratmetern vorgesehen. Amtsleiter Christian Richter erläuterte im Gespräch mit der Dachauer SZ: "Ein Bedarf an kleinen Wohnungen ist bei uns sicherlich vorhanden. Zum Beispiel, bei jungen Menschen, die nicht mehr bei ihren Eltern leben möchten oder auch bei alleinstehenden Senioren."

Reith schätzt das Gesamtinvestitionsvolumen auf 5,3 Millionen Euro. Der Grundstückswert wird auf 1,3 Millionen Euro - der Quadratmeterpreis liegt laut Gutachter bei 450 Euro - und die Baukosten auf circa 1,9 Millionen Euro für den Südkomplex sowie rund 2,1 Millionen Euro für das Nordgebäude beziffert. "Das ist der Stand heute", erläuterte der WLD-Chef, "pro Jahr rechnen wir mit einer Kostensteigerung von zehn Prozent".

Ein wichtiger Grund aus Altomünsterer Sicht für die Kooperation ist: Die WLD muss als Generalunternehmer oder als Bauträger die Bauleistungen nicht in einem öffentlichen Verfahren ausschreiben - bei dem Millionenbau wäre eine europaweite Ausschreibung Pflicht. Die WLD ist indessen eine privatrechtliche GmbH, für welche die Regeln öffentlicher Auftraggeber nicht gelten. Andererseits gilt sie aufgrund ihrer Gesellschafterstruktur - alle Landkreis-Gemeinden sowie der Landkreis und die Sparkasse Dachau - als "Inhouse-fähig", wie Reith erklärte. Das bedeutet, dass die WLD mit den Kommunen tätig werden kann, ohne selber zuvor ein Ausschreibungsvergabeprozess durchlaufen zu müssen.

Stefan Reith, Kaufmännischer Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises, erläutert die Pläne in Altomünster. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Reith stellte zwei Modelle der Zusammenarbeit vor. Das erste Modell sieht vor, dass die Marktgemeinde der WLD das erschlossene Grundstück komplett oder teilweise nach Erbbaurecht und unentgeltlich für 99 Jahre zur Verfügung stellt und Vorgaben für den Bau macht; die WLD kümmert sich um alles andere. Im zweiten Modell bleibt die Marktgemeinde Grundstückseigentümer, die WLD fungiert ausschließlich als "inhousefähiger" Bauträger.

Bei beiden Modellen entscheidend sind die Fördermöglichkeiten, wenn zumindest ein Teil der Wohnungen nach den EOF-Kriterien vergeben wird. 30 Prozent der Kosten fließen als Zuschuss, 60 Prozent können durch ein Darlehen der "BayernLabo" abgedeckt werden - je nach Laufzeit zwischen null Prozent und 0,99 Prozent. Bei Projektkosten von 5,3 Millionen läge der gemeindliche Eigenanteil nur noch bei 500 000 Euro.

Reith klärte über die Einkommensgrenzen für "EOF-Wohnungen" auf und skizzierte das Beispiel einer vierköpfigen Familie, bei der beide Elternteile berufstätig sind. Bei einem Mietpreis von zehn Euro pro Quadratmeter erhält eine Familie mit einem Bruttojahreseinkommen von maximal 34 000 Euro einen fünfzigprozentigen Mietzuschuss; 40 Prozent Zuschuss sind möglich bis zu einer Einkommensgrenze von zirka 46 000 Euro; 30 Prozent bei einen Bruttojahreseinkommen von immerhin knapp 59 000 Euro.

Der Marktgemeinderat beschloss mit einer Mehrheit von 13 zu sieben Stimmen, die WLD zu beauftragen und eine Kombinationen der beiden genannten Varianten durchzurechnen. Amtsleiter Richter skizzierte das weitere Vorgehen: "Wir setzen uns jetzt erst einmal mit der WLD zusammen und machen uns bei der Regierung von Oberbayern zum genauen Vorgehen schlau." Wann der erste Bagger anrollen kann, das vermochte Richter am Mittwoch noch nicht zu sagen.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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