Gottesdienst:Gedenken an die Pogrome

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Ein ökumenischer Gottesdienst in Heilig Kreuz wird an 1938 erinnern

Vor 82 Jahren, am 8. November 1938, mussten Bürgerinnen und Bürger ihre Heimatstadt Dachau verlassen. Sie wurden vertrieben wegen ihrer jüdischen Herkunft. Am nächsten Tag brannten in Deutschland die Synagogen. Wenig später wurden etwa 11 000 jüdische Männer ins KZ Dachau verschleppt. Zum Gedenken an diese Ereignisse findet am Sonntag, 8. November, in der katholischen Pfarrkirche Heilig Kreuz in Dachau-Ost ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt. Er beginnt um 16 Uhr. Die Predigt wird der evangelisch-lutherische Regionalbischof von München und Oberbayern, Christian Kopp halten. In ihr wird Kopp auch an den Anschlag auf die Synagoge in Halle vor einem Jahr am höchsten jüdischen Feiertag erinnern. Es geht also nicht nur um alten, sondern auch um neuen Antisemitismus.

Die Kirche wurde gewählt, denn der Ort hat einen historischen Bezug. Auf dem Gelände des früheren Liebhofs mussten von 1941 bis 45 etwa 800 Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau für den SS-Betrieb schuften. Später von 1946 bis 47 wurde auf dem Gelände ein Lehrkibbuz eingerichtet, in dem bis zu 50 Holocaustüberlebende eine landwirtschaftliche Ausbildung bekamen, um in Israel einen guten Einstieg zu haben. Im Rahmen des Gottesdienstes soll auch noch einmal aufgegriffen werden, dass die jüdische Gemeinde in Dachau nach dem Krieg 300 Gemeindemitglieder hatte. Gedacht wird unter anderem auch an den einzigen jüdische Einwohner Dachaus, der im November 1938 ins KZ verschleppt wurde. Es war Samuel Gilde, der seinerzeit in Augustenfeld lebte.

Der Gedenkgottesdienst in Heilig Kreuz ist wohl der einzige, der in diesem Jahr an die Opfer der Novemberpogrome erinnern wird. Alle anderen Veranstaltungen, die geplant waren, so etwa das alljährliche Erinnern der Stadt, mussten coronabedingt abgesagt werden. Die KZ-Gedenkstätte Dachau muss wegen des zweiten Lockdown vom Montag, 2. November, an bis zum 30. November schließen.

Die liturgische Gestaltung des Gedenkgottesdienstes liegt bei Pastoralreferent Ludwig Schmidinger und Kirchenrat Björn Mensing. Unterstützt werden sie dabei von Luise Krispenz, stellvertretende Bürgermeisterin der Großen Kreisstadt Dachau, sowie von Gemeindereferentin Angelika Elsen-Heck und Johann Meder vom Pfarrverband Dachau Heilig Kreuz und St. Peter. An der Orgel begleitet Norbert Englbrecht den Gottesdienst. Er findet unter strengen Hygiene-Auflagen statt. Zur Teilnahme ist eine namentliche Anmeldung im Büro der Evangelischen Versöhnungskirche Dachau erforderlich. Sie sollte möglichst schriftlich bis zum 5. November an info@versoehnungskirche-dachau.de oder auch telefonisch an 08131/13644 eingehen. Bei der Anmeldung muss angegeben werden, ob Gäste aus einem Hausstand teilnehmen, weil diese in der Kirche ohne Abstand nebeneinander sitzen dürfen. Die Plätze in der Kirche werden nach dem Eingang der Anmeldungen vergeben.

© SZ vom 02.11.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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