Gesundheitsversorgung:Prekäre Kreislaufschwäche

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Insolvenz des Apotheken­dienstleisters AvP löst Besorgnis aus

Nachdem der Apothekendienstleister AvP Mitte September überraschend Insolvenz angemeldet hat, ist die Branche in Aufruhr. Die Verunsicherung ist groß, direkt betroffen sind aber nur wenige Apotheken im Landkreis Dachau. Als einer der größten Dienstleister in diesem Sektor wickelte AvP bis vor kurzem unter anderem die Zahlungen von Krankenkassen an Apotheken ab, wenn ein Kunde dort ein Rezept einlöste. Die Apotheke legte also das Geld für die abgeholten Medikamente aus und wurde später über AvP von den Krankenkassen bezahlt. Das ist nun nicht mehr der Fall, dabei sind noch einige der Rechnungen von Apotheken offen. Wann und wie viel von dem vorgestreckten Geld sie wieder bekommen, ist ebenfalls offen. "Es ist einfach so, dass hier Ware geliefert worden ist, und der Abnehmer zahlt nicht", sagt Maximilian Lernbecher, Mitglied des Bayerischen Apothekerverbands (BAV) und Inhaber der Oberen Apotheke in der Dachauer Altstadt. "Eigentlich fließt das Geld für die Apotheken über Treuhandkonten, an die der Dienstleister sonst gar nicht rankommen dürfte. Hier schein das aber der Fall zu sein."

Er habe in der letzten Zeit mit vielen Kollegen gesprochen, wobei kleinere Apotheken oftmals ihre Rechnungen zwar verspätet beglichen bekommen hätten, aber immerhin bekamen sie das Geld. Für viele bedeutet die Zahlungsverzögerung einen Liquiditätsengpass im laufenden Geschäftsbetrieb, der nicht so leicht wieder auszugleichen ist. Von undurchsichtiger Sachlage, Kündigungen, Sparmaßnahmen sowie vernachlässigter Aufsicht bei AvP ist da die Rede. Man merkt, dass die Besorgnis über einen solchen Vorgang bei den Apothekern in Dachau groß ist, selbst wenn sie nicht direkt betroffen sind. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung haben in Dachau nur sehr wenige Apotheken das System von AvP genutzt. "Zum Glück", sagt Stefan Müller, Inhaber der Stern- und der Brunnenapotheke. "Das Ganze ist einfach sehr kritisch für Betroffene." Wie es für diese nun weitergeht, ist derzeit noch offen. Lernbecher hofft, dass der Ärzte- und Apothekerverband hier zusammenhält, dass vielleicht ein Niedrigzinsdarlehen aufgenommen werden kann, um betroffene Betriebe die nächsten ein bis zwei Jahre über Wasser zu halten.

© SZ vom 10.10.2020 / lkra - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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