Geplanter Neubau in Dachau:Parkplatznot an der Gedenkstätte

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Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) diskutiert mit den Anliegern der Pater-Roth-Straße

Nach langen Jahren kann nun der verwahrloste Parkplatz der KZ-Gedenkstätte Dachau neu gebaut werden. Damit wäre dann der letzte, noch ausstehende Teil der 1996 begonnenen Neugestaltung des Gedenkorts abgeschlossen. Allerdings stehen Anwohner der Pater-Roth-Straße dem Projekt eher skeptisch gegenüber. Etwa 30 Familien wohnen in der Siedlung, die direkt an das Gelände der Gedenkstätte angrenzend gebaut wurde. Die Bewohner befürchten eine Lärm- und Abgasbelastung vor allem durch die vielen Reisebusse, welche die Gedenkstättenbesucher nach Dachau bringen. Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) lädt nun zu einer Versammlung ein, auf der die Stadtverwaltung und die Gedenkstättenleitung die geplanten verkehrsrechtlichen Maßnahmen vorstellen wollen. Auf der Veranstaltung am Dienstag, 11. September, um 19 Uhr im Besucherzentrum der Gedenkstätte, Pater-Roth-Straße 2a, können die Anlieger ihre Bedenken zur Diskussion stellen, wie es in der Pressemitteilung heißt.

Seit 2012 wurde um die Sanierung des 30 000 Quadratmeter großen Areals an der Pater-Roth-Straße und der Alten Römerstraße gestritten. Aber das Projekt war von den zuständigen Ministerien lange Zeit auf Eis gelegt worden. Die Diskussion darüber kam Anfang 2016 durch den Streit um die Dokumentationsstätte Obersalzberg, Hitlers ehemalige Sommerresidenz, in Bewegung. Die Staatsregierung wollte deren Ausbau trotz einer Kostensteigerung von 14 auf 21 Millionen Euro. Dachau sollte wieder einmal im Regen stehen bleiben. Nach Protesten von Holocaust-Überlebenden und Berichten der SZ sprach der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ein Machtwort: Viereinhalb Millionen Euro wurden im Haushaltsentwurf 2017/18 eingeplant. Die Stadt hat den Neubau des Parkplatzes schon genehmigt. Staatliches Bauamt Freising, die Architekten und die Gedenkstätte haben die Pläne fertig. Künftig wird es Platz für 225 Auto-Stellplätze sowie 42 Reisebusse geben; bisher können nur 32 Busse und 150 Pkws abgestellt werden. Toilettenanlagen sowie ein Informations- und Kassenhäuschen sind vorgesehen. Ganz wichtig: Das gesamte Areal soll barrierefrei gestaltet werden. Die Gedenkstätte nimmt, wie deren Leiterin Gabriele Hammermann im Februar 2108 erklärt hatte, die Bedenken der Anlieger "sehr ernst". "Lärm- und Abgasbelastung sollten dem jetzigen Zustand entsprechen."

Die Gedenkstätte zählt jährlich fast eine Million Besucher, sie ist nach Auschwitz die meist besuchte in Europa. Stiftungsdirektor Karl Freller erklärte zum jetzigen Zustand: "Das ist nun wirklich keine Visitenkarte für eine KZ-Gedenkstätte."

© SZ vom 07.09.2018 / hz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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