Gemeinschaftsausstellung:Grundsätzlich heiter

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Paul Havermann aus Dachau und Franz Ferdinand Wörle aus Ebersberg arbeiten schon seit einiger Zeit bei Projekten in der Region München zusammen - jetzt stellen sie gemeinsam im Stettener Atelier aus.

Wolfgang Eitler

Paul Havermann zeigt in seinem Atelier in Stetten neue Arbeiten, ergänzt um Skulpturen von Franz Ferdinand Wörle. (Foto: DAH)

- Paul Havermann wäre nicht Paul Havermann, wenn er im Atelier in Stetten bei Schwabhausen nicht auf seinen kürzlichen Erfolg beim Kunstwettbewerb im Landkreis Aichach zu sprechen käme und dabei nochmals die gelinde gesagt seltsame Jury-Entscheidung bei der künstlerischen Gestaltung des Außenbereichs der Ruckteschell-Villa in Dachau anprangern würde. Da steigt ihm noch Jahre danach, bairisch gesagt, der Grant hoch. Er gewann zwar und wurde doch nicht zum Sieger erklärt.

Die Dachauer Jury zog unter massivem Druck des Berufsverbands Bildender Künstler in Bayern einen freischaffenden Kollegen im Nachhinein vor. Die Zurückstellung wurde mit Havermanns Beruf als Gymnasiallehrer begründet, der als Beamter bereits materiell abgesichert sei. In Aichach hat er jetzt nicht nur den ersten Preis bei der Gestaltung eines Kreisels erhalten, es ist sogar die komplette Begründung der dortigen Jury veröffentlicht worden. Jeder kann schriftlich nachlesen, warum Havermann gewann: Ihm gelang ein "heiteres Kunstwerk".

Havermann und Heiterkeit? Die Kombination erstaunt insofern, als sich der Dachauer Künstler lange Jahre der formalen Strenge kalkulierter Farbeffekte widmete und sich sehr viel mit Raum und Architektur bis hin zur Fassadengestaltung befasste. Aber der erste Blick in das Atelier zeigt einen Havermann der farblichen Explosionen. Für diese Wirkung ist auch sein Kompagnon bei dieser Atelierausstellung zuständig, die am Freitag, 29. November, eröffnet wird. Frank Ferdinand Wörle ist ein Vertreter der konkreten Kunst, der mit seinen klaren Formen den Kontrapunkt zu Havermanns bunten Farbflecken setzt. Dadurch offenbaren sie deutlich ein neues, dramatisches Element. Anders gesagt: einen direkten Zugriff auf Emotionen.

Die in sich ruhenden Objekte von Frank Ferdinand Wörle sind zunächst das Gegenteil davon. Auf diese Einschränkung kommt es noch an. Wörle transformiert die Architektur von Bauten beispielsweise aus Marokko in Objekte. Oder er schafft große Türen, die er so situiert, dass sie die Landschaft oder den Raum neu bestimmen. Sei es, dass man durch sie hindurchblicken kann, sei es, dass sie neue Perspektiven eröffnen. Wörle baut einen mittelalterlichen Turm mit einer Treppe ins Nirgendwo. Die gedankliche Weiterführung in den Raum hinein ist erwünscht. Genau so wie bei den Stelen, die in eine Art Loggia münden und sich dadurch zum Raum hin öffnen. Spätestens bei diesem Effekt verlieren Wörles Arbeiten ihre Strenge. Sie muten eher wie Ruhepunkte und Fixpunkte an, die für sich fest und selbstverständlich in aller Gelassenheit stehen. Unvermittelt löst sich die Spannung zwischen den so unterschiedlichen Werken auf und weicht einer durchaus heiter zu nennenden Stimmung. Denn auch Havermann arbeitet sich anscheinend frei von all den früheren Ansprüchen auf Anerkennung: "Ich konzentriere mich nur noch auf eines: auf die Farbe."

Wörle und Havermann arbeiten nicht zum ersten Mal zusammen. Kennengelernt haben sie sich vor Jahren als Teilnehmer am Ebersberger Skulpturenweg. Kürzlich erst haben sie dieses Konzept fortgesetzt. Mit dem Skulpturenweg Sankt Hubertus soll der Wald zu einer Bühne für Kunst werden, und die Natur zur Kulisse: Ein Jahr lang dient ein Teil des Naherholungsgebiets im Münchner Osten als Ausstellungsort für sechs bayerische Künstler. Havermann markiert mit seinen Installation aus Farbstäben Start- und Endpunkt des Pfades. "Aus dem Wald - für den Wald" heißt sein Beitrag. Weitere Künstler sind Johannes Gottwald und Ingrid Wieser-Kil aus Steinhöring, Christian Heß aus Nürnberg, Hubert Maier aus Bad Reichenhall und der geborene Münchner Franz Ferdinand Wörle, der für das Konzept verantwortlich zeichnet. Der 1,5 Kilometer lange Pfad ist ein Projekt der Bayerischen Staatsforsten und der Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst. Er beginnt bei der Waldgaststätte Sankt. Hubertus. Zu sehen ist Malerei und Bildhauerkunst aus Stein, Gips, Eisen und Holz. In Stetten bei Dachau loten Havermann und Wörle die Wirkung ihrer Werke aus und finden zusammen.

Paul Havermann und Franz Ferdinand Wörle: Atelierausstellung in Stetten, Freitag, 30. November, Vernissage, 18 Uhr, Samstag und Sonntag , 1. und 2. Dezember, 13 bis 18 Uhr.

© SZ vom 26.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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