Gemeinderat:Noch mehr Schwerlastverkehr in Karlsfeld

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Am Burgfrieden wird ein Parkplatz für 420 Sattelzugmaschinen errichtet. Die Gemeinde muss es zulassen

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Auf dem Feld am Burgfrieden hinter der Einsteinstraße soll eine Außenlager- und Logistikfläche für Lastwagen entstehen. Geplant ist ein Parkplatz für 420 Sattelzugmaschinen und acht Stellplätzen für Mitarbeiter. Die Lastwagen sollen dort jeweils sieben Tage stehen, ehe sie an die Kunden ausgeliefert werden. Erwartet werden in dem Gewerbegebiet 90 Lkw-Fahrten zusätzlich am Tag. Im Bauausschuss reichten die Reaktionen am Mittwoch von Unbehagen bis offenem Entsetzen. "Dieses Vorhaben passt überhaupt nicht zu uns", sagte Adrian Heim vom Bündnis für Karlsfeld. Verhindern können wird es die Gemeinde trotzdem nicht. "Wir können uns wünschen, was wir wollen", erklärte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). "Da gilt Privatrecht."

Das unbebaute Gelände, wo bis vor einigen Monaten noch eine Traglufthalle für 250 Flüchtlinge stand, gehört einer Firma, die das Areal an den Antragsteller weiter verpachtet hat. Um wen es sich bei dem Antragsteller handelt, wollte der Bürgermeister in öffentlicher Sitzung nicht sagen. Allerdings ist es auch kein Geheimnis, das sich nebenan auf Münchner Flur das Werk des Nutzfahrzeugherstellers MAN befindet, der den Standort in München massiv ausbaut und alle verfügbaren Flächen in der näheren Umgebung aufkauft oder pachtet. Die Tatsache, dass das Areal nur verpachtet ist, lässt den Gemeinderäten die Hoffnung, dass es auf dem Gelände doch noch mal zu einer anderen Nutzung kommt, die im Sinne der Gemeinde ist.

"Begeisterungsfähig ist das nicht", kommentierte CSU-Fraktionssprecher Bernd Wanka den Bauantrag. Karlsfeld brauche nicht noch mehr Lkw-Verkehr im Ort. Das war auch der Kritikpunkt seiner SPD-Kollegin Hiltraud Schmidt-Kroll. "90 Lkws am Tag machen unseren Straßen schwer zu schaffen." Bedenken hat sie auch wegen der Kinder aus der benachbarten Kita "Schatzinsel" in der Röntgenstraße. Sattelschlepper und kleine Kinder, das vertrage sich nicht gut. Der Bürgermeister erklärte, es handele sich nur um die Zugmaschinen und nicht um riesige Sattelschlepper mit Anhänger. Außerdem habe er dem Antragsteller bereits "signalisiert", dass die Lkws nicht durch die Röntgenstraße fahren sollten, sondern über die Einsteinstraße. "Da werden wir auch ein bisschen drauf schauen", versprach er.

Am schärfsten fiel die Kritik von Bündnis-Rat Heim aus: "Als ich den Antrag gesehen habe, hat sich bei mir Entsetzen breitgemacht", sagte er. Was Karlsfeld brauche, seien Handel, Arbeitsplätze und eine große Wertschöpfung bei geringem Flächenverbrauch. "Was wir hier bekommen, ist genau das Gegenteil." Karlsfeld ist mit mehr als 22 000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Gemeinde im Landkreis, mit einer Fläche von 15,6 Quadratkilometern aber auch die kleinste. Große Fuhrparks und Logistikunternehmen sind daher nicht gern gesehen. Aber das alles nützt nichts: "Wir haben einen Bebauungsplan und Gewerbeflächen", sagte Bürgermeister Kolbe. "Da kann ich mich auch auf den Boden werfen und strampeln." Was dem Antragsteller von Gesetz wegen zusteht, kann ihm auch der Bauausschuss nicht verwehren.

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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