Gemeinderat Altomünster:Gespannte Stimmung

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Die Freie Wählergemeinschaft kann in Altomünster durchregieren, die CSU reagiert in der konstituierenden Sitzung gereizt

Von Horst Kramer, Altomünster

Der Marktgemeinde Altomünster stehen womöglich sechs spannende politische Jahre bevor, ganz unabhängig von der corona-bedingten angespannten Finanzlage. Der neue Bürgermeister Michael Reiter (FWG) machte in der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats seine Ankündigung aus der vergangenen Woche wahr und nominierte den FWG-Sprecher Hubert Güntner zu seinem ersten Stellvertreter. Der CSU-Fraktionsvorsitzenden Martina Englmann versprach Reiter zwar eine "gute Zusammenarbeit", betonte aber auch: "Es ist uns sehr schwer gefallen, den zweiten Bürgermeisterposten abzugeben."

Güntner erhielt nur 17 von 21 möglichen Stimmen - eine Enttäuschung für die Freie Wählergemeinschaft. Die revanchierte sich prompt bei der Wahl des dritten Bürgermeisters: Josef Riedlberger (CSU) musste sich mit 14 Ja-Stimmen zufriedengeben; ein Affront für den (dienst-)ältesten Gemeinderat, dessen Seriosität und Kompetenz in Landwirtschafts-, Energie- und Abwasserfragen über die Parteigrenzen hinweg unbestritten ist.

Die Stimmung blieb auch während des weiteren Abends gespannt. So opponierte Englmann gegen einen Verfügungsbetrag des Bürgermeisters aus Sozialfondsmitteln in Höhe von 1000 Euro. Die neue Gemeinderätin Marianne Kerle (CSU) plädierte wiederum leidenschaftlich gegen eine Abschaffung der gemeindlichen Anschlagtafeln in den Ortsteilen.

Die großen Linien der Gemeinderatsarbeit beschlossen die Rätinnen und Räte hingegen einmütig: Der Bauausschuss erhält mehr Befugnisse, seine Vergabegrenzen wurden auf 80 000 Euro angehoben, bislang waren es lediglich 50 000 Euro - und das, obwohl dessen Arbeit in der abgelaufenen Wahlperiode von der FWG noch heftig kritisiert worden war. Neu ist ein von der CSU angeregter Umwelt- und Nachhaltigkeitsausschuss, der sich um Angelegenheiten des Natur- und Umweltschutzes, die Klimaneutralität des Verwaltungshaushalts oder auch um Nachhaltigkeitsstrategien in Sachen Landwirtschaft und Mobilität kümmern soll - er wird allerdings nur vorbereitend tätig sein; Beschlüsse werden im Plenum gefällt. Gleiches gilt für den wiederbelebten Gemeindeentwicklungsausschuss.

In allen Ausschüssen wird die FWG die Mehrheit stellen. Nicht nur dank des Vorsitzes, den entweder Reiter oder sein Stellvertreter Güntner übernehmen werden. Sondern auch, weil sich die FWG offenbar auf eine Kooperation mit der frischgewählten FDP-Rätin Susanne Köhler geeinigt hat. Reiter und sein Team haben Köhler zwei Ausschusssitze abgetreten, die ihr als Einzelkämpferin eigentlich nicht zugestanden hätten.

Die Liberale - eine studierte Bankkauffrau, die viele Jahre in Äthiopien gelebt hat - bewies jedoch auch Eigenständigkeit. Mit Blick auf das Triumvirat an der Gemeindespitze merkte Köhler spitz an: "Angesichts der vielen Frauen im Gemeinderat hätte ich es für gut gefunden, wenn sich eine erfahrene Dame für einen Bürgermeisterposten zur Verfügung gestellt hätte." In den kommenden sechs Jahren werden immerhin acht Ortspolitikerinnen die Geschicke der konservativ geprägten Gemeinde mitbestimmen. Reiter stimmte Köhler zu und bedauerte, dass sich keine Kandidatin für den Posten gefunden hatte.

© SZ vom 15.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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