Gemeindepolitik in Bergkirchen:Bilanz einer Ära

Lesezeit: 3 min

Mit Power-Point-Folien präsentierte Bergkirchens Bürgermeister Simon Landmannwichtige Entwicklungen in der Gemeinde. Im Frühjahr zieht er sich von seinem Amt zurück. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Kinderbetreuung, Wohnungsbau, Nahverkehr: Bergkirchens Bürgermeister Simon Landmann blickt bei der Bürgerversammlung in der Mittelschule auf die Erfolge seiner 18-jährigen Amtszeit zurück. Bei der Kommunalwahl 2020 kandidiert er nicht mehr

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Noch ist für Bürgermeister Simon Landmann (CSU) nicht die Zeit für einen Abschied, denn die laufende Legislaturperiode geht noch bis Ende April. Doch die Bürgerversammlungen in dieser Woche sind die letzten für den amtierenden Rathauschef, der nicht mehr antritt bei der Kommunalwahl 2020. Also eine gute Gelegenheit, sich bei den Bergkirchnern zu bedanken, "dass ihr mir das Vertrauen gegeben habt 18 Jahre lang." Sein Rückzug aus dem Amt ist wohl überlegt. "Ich habe ein Alter erreicht, in dem man nicht mehr so belastbar ist", sagte der 65-jährige Landmann. 18 Jahre habe er gemeinsam mit der engagierten Verwaltung und dem motivierten Gemeinderat mit seiner sachlichen Debatten-Kultur stets "toll" zusammengearbeitet. Auch das Vereinswesen lobte Landmann als "einmalig". Weshalb er sich auch so stark für Erhalt und Ausbau der Bürgerhäuser in den Ortsteilen engagiert habe. Vor diesen persönlichen Worten, mit denen er die 80 Teilnehmer der ersten von zwei Bürgerversammlungen verabschiedete, hatte Landmann in gewohnt ausführlicher Manier Zahlen, Daten und Diagramme auf 65 Power-Point-Folien präsentiert, aber auch wichtige Entwicklungen seiner Amtszeit in kurzen Stichworten Revue passieren lassen. Als dann die Bürger zu Wort kamen, gab es einige Nachfragen zu laufenden Projekten, mit Kritik wurde der Rathauschef nicht konfrontiert.

Die neue Mensa der Mittelschule als Veranstaltungsort der Bürgerversammlung machte beispielhaft deutlich, wo einer der Arbeitsschwerpunkte in Landmanns Amtszeit lag: Im massiven Ausbau von Kinderbetreuung und Jugendarbeit, der notwendig wurde vor dem Hintergrund sich wandelnder Familienstrukturen. Denn auch in einer Landgemeinde wie Bergkirchen wünschen sich Eltern schon für ihre Kleinkinder einen Krippenplatz. Die Betreuungsquote, informierte Landmann, liege deutlich über dem Landkreisdurchschnitt und bei den ganz Kleinen im Alter zwischen ein und zwei Jahren mit 44 Prozent sogar genauso hoch wie in der Großstadt München. Aber nicht nur die Betreuung, auch viele weitere Angebote rund um junge Familien wurden in den vergangenen 18 Jahren ins Leben gerufen, blickte der Rathauschef zurück. So das beliebte Ferienprogramm, die gemeindliche Jugendarbeit und die offene Ganztagsschule. Auch ist es mit den bisherigen Investitionen nicht getan, weitere Aufgaben stehen an. 2020 soll das Kinderhaus in Günding einen Anbau für zwei Krippen-Gruppen erhalten, eine Million Euro sind dafür eingeplant. Beim Rückblick auf seine Amtszeit rückte Landmann auch das Thema Mobilität in den Blickpunkt.

Ein Dauerbrenner in einer der flächengrößten Gemeinden des Landkreises, die vom öffentlichen Nahverkehr eher schlecht bedient wird. Aktuelle Lichtblicke sind die Taktverdichtung auf der Buslinie 721 und der anvisierte Expressbus von Dasing nach Pasing, der im Gewerbegebiet Gada eine Haltestelle haben wird. Eine Trendwende kündigte Landmann den Bürgern an in Sachen Baulandentwicklung. Angesichts hoher Grundstückspreise "müssen wir uns lösen von der bisherigen Struktur mit Einfamilien- und Doppelhäusern." Künftig sollen in jedem Baugebiet Mehrfamilienhäuser entstehen mit Miet- und Eigentumswohnungen. Bei den Bürgern blieben angesichts der Informationsfülle nicht viele Fragen offen. Die Pro-Kopf-Verschuldung bezifferte Landmann auf Nachfrage auf 900 Euro. "In den kommenden Jahren wird keine Gemeinde mehr ohne Schulden auskommen."

Allein in der Kinderbetreuung entstehe jährlich ein Minus von zwei Millionen Euro. "Und hier ist kein Ende in Sicht", so Landmann. Der Rathauschef kritisierte, dass Gelder aus dem Gute-Kita-Gesetz in Bayern als monatlicher Zuschuss von 100 Euro an die Eltern gehen, die damit von den Kita-Beiträgen entlastet werden. "Die Eltern buchen noch mehr Betreuung, ich brauche noch mehr Personal." Lieber hätte er das Geld in Qualität investiert. Ein Bürger wollte wissen, ob in Bachern eine Kita geplant sei. Im nächsten Baugebiet sollten Flächen dafür vorgesehen werden, so Landmann. Der Bacherner wollte auch wissen, ob die Fernwärme noch Kapazitäten habe. Nicht für Ober- oder Unterbachern, weil der Wärmeverlust durch die notwendig lange Zuleitung zu hoch werde, erklärte Landmann. "Das rechnet sich schon für das viel näher gelegene Deutenhausen nicht." Auch nach dem fünften Gymnasium wurde gefragt. Bergkirchen wird bekanntlich vom Kreistag als Standort favorisiert, der Freistaat hat sich aber für Röhrmoos entschieden.

Ein Gespräch mit dem Kultusminister stehe an, so der Rathauschef. "Nächste Woche wissen wir mehr." Was es mit der Westumfahrung bei Kreuzholzhausen auf sich hat, wollte ein Bürger wissen. Diese Trasse, Teil des Landkreis-Mobilitätskonzepts, "kommt definitiv nicht", so Landmann. Denn die Strecke würde die Orte Kreuzholzhausen und Günding massiv belasten, die Gemeinde habe daher schon ihr Veto eingelegt. Weil gerade in Günding die bisher unfallträchtige Kreuzung mit einer Ampel ausgestattet wird, fragte ein Bürger nach einer Lösung für die Einmündung am Kreuzhof in Eschenried, wo es leider auch regelmäßig zu schweren Zusammenstößen kommt. "Eine Ampel ist beantragt", sagte Landmann.

Wie es weitergehe mit dem alten Lehrerhaus in Lauterbach, wurde der Bürgermeister gefragt. Aktuell werden Gutachten zu Denkmalschutz und Statik für das Gebäude erstellt, informierte Landmann. Je nach Ergebnis könnte dort dann eine Kita eingerichtet werden. Das wäre dann aber eine Aufgabe für Landmanns Nachfolger im Amt.

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: