Architekturpreis Dachau:Besser bauen

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Das Architekturforum Dachau vergibt Preise für qualitätvolle und innovative Gebäude. Bauherren sollten sich öfter auf neue Lösungen einlassen, mahnt der Vorsitzende Emil Kath. Für die Stadt Dachau erhebt die Jury eine alte Forderung: einen Gestaltungsbeirat

Von Gregor Schiegl, Dachau

Entlang der S-Bahn werden allerorten Neubaugebiete aus dem Boden gestampft, in den alten Wohngebieten weichen die kleinen Häuschen der Nachkriegszeit Mehrfamilienhäusern, die fast das gesamte Grundstück einnehmen. Im Landkreis Dachau wird gebaut, gezimmert, gehämmert, so viel wie nie zuvor, und nicht selten ist das Ergebnis deprimierend gesichtslos, überdimensioniert und hässlich. Dass es auch anders geht, zeigt das Architekturforum Dachau, das am Donnerstag den Architekturpreis für Beispiele qualitätvollen Bauens im Landkreis vergeben hat. Mit Preisen prämiert wurden das Kinderkrippenhaus am Otto-Kohlhofer-Weg in Dachau, die Sanierung der Erzbischöflichen Vinzenz-von-Paul-Realschule im Kloster Indersdorf und ein kompakt und naturnah konzipiertes Wohnhaus in Oberbachern. Auch drei Anerkennungen wurden ausgesprochen.

"Der Bauherr wünscht sich immer das, was er kennt"

Insgesamt wurden 41 Beiträge eingereicht, was auf ein reges Interesse an guter Baukultur im Landkreis schließen lässt, aber nicht nur das. Der Regensburger Preisrichter Kurt Werner attestiert den Architekten auch "beachtliches Niveau". Was natürlich sofort die Frage aufwirft: Warum sind diese gelungenen Beispiele eher die Ausnahme als die Regel? Die Antwort lieferte der Vorsitzende des Architekturforums, Emil Kath: "Der Bauherr wünscht sich immer das, was er kennt." Innovative Vorschläge der Architekten würden oft mit dem Verweis zurückgewiesen, man wisse, was der Kunde wolle. Aber der Kunde könne ja nur wollen, was er kenne und angeboten bekomme. "Da beißt sich die Katze in den Schwanz." Umso wichtiger sei es, entsprechendes Anschauungsmaterial zu liefern, um ein öffentliches Bewusstsein zu schaffen, welche Möglichkeiten für hochwertige Baulösungen es gebe. Die Preisverleihung in der Dachauer Kulturschranne war gut besucht, allerdings fand sich nicht mal eine Handvoll Kommunalpolitiker ein. Kath vermisste noch eine andere Gruppe. "Ich frage mich: Wo sind die Bauträger, die so viel bauen?" Von den 41 Wettbewerbsbeiträgen stammte auch kein einziger von einem Bauträger.

Egal ob für Nachverdichtung, Neubauten oder die Nutzung alter Gebäude - überall werde die Kompetenz der Architekten benötigt, sagte Schirmherr Landrat Stefan Löwl (CSU). Auf knappen Flächen sei es besonders wichtig, Lösungen zu finden, die "schön, ansprechend und zukunftsweisend" seien. Prämiert wurden auch gelungene Projekte, die mit eher geringem finanziellen Aufwand zu überzeugenden Ergebnissen kamen: Dazu gehören das Einfamilienhaus der Architektenfamilie Rückert in Oberbachern oder die "Hi Five Burger Bar" im Dachauer Gewerbegebiet, die mit einfachsten Mitteln Funktionalität und Design in Einklang bringt.

Der Regensburger Stadtplaner und Oberste der sechs Nicht-Dachauer Jury-Mitglieder, Kurt Werner, lobte die "vorbildlich durchgeführte Aufwertung und Weiterentwicklung der Straßen- und Platzräume" in der Dachauer Altstadt in den Achtzigerjahren, forderte von der Politik aber auch Anstrengungen, das Erreichte zu festigen und weiterzuentwickeln. Dazu stellte er vier Forderungen auf: Erstens den Schutz und die Pflege des architektonischen Erbes der gewachsenen Kulturlandschaften. Zweitens mehr Wettbewerbe zugunsten der Ideenvielfalt sowie externe Gestaltungsbeiräte. Drittens Sicherstellung der Nachhaltigkeit, Stichwort: Klimaschutz und Reduktion des Flächen- und Landschaftsverbrauchs. Viertens: Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Förderung von qualitätvollem Planen und Bauen auch "als wichtiger Standort-und Wirtschaftsfaktor der Stadt und des Landkreises Dachau." Dazu habe das Architekturforum in den vergangenen 20 Jahren viel beigetragen, sagte Werner.

Die Arbeiten sind bis Mittwoch, 22. November, in der KVD-Galerie zu sehen. Öffnungszeiten werktags 16 bis 19 Uhr, am Wochenende 11 bis 14 Uhr.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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