Gedenkstätte Dachau:KZ-Tor ist in Norwegen

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Am 29. April 2015 setzte Kunstschmied Michael Poitner aus Biberbach die Replik des gestohlenen Tors in die Angeln am Jourhaus. (Foto: Niels Jørgensen)

Bergener Polizei findet zwei Jahre nach dem Diebstahl die Tür

Das KZ-Tor von Dachau ist wieder da: Zwei Jahre hat die Kripo Fürstenfeldbruck vergeblich nach der schmiedeeisernen Tür gesucht, die in der Nacht auf den 2. November 2014 gestohlen worden war. Die Polizei im norwegischen Bergen hat das NS-Relikt aufgrund eines anonymen Hinweises in dieser Woche gefunden und sichergestellt. "Wir sind selbst überrascht", sagte Kripochef Manfred Frei der SZ. Viele Fragen sind weiter ungeklärt. Wer hat die Tür mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei" in wessen Auftrag entwendet und wie gelangte sie nach Norwegen? Die Kripo wusste am Freitag noch keine Antwort darauf.

"Wir sind erst einmal glücklich, dass die Tür nun in einem norwegischen Polizeirevier in Sicherheit ist", sagte Frei. Die norwegische Lokalzeitung Bygdanytt schreibt, das Tor sei in Ytre Arna außerhalb von Bergen entdeckt worden. In dem Vorort hatte in früherer Zeit eine große Textilfabrik ihren Sitz. Die Tür ist in schlechtem Zustand: Der Griff und einige Metallstreben sind verrostet. Das deutet darauf hin, dass die Tür lange Zeit im Freien lag. Norwegische und Fürstenfeldbrucker Fahnder ermitteln jetzt gemeinsam die genaueren Umstände der Auffindung und hoffen auf eine Spur, die zu den Tätern führt. Ungeklärt ist auch, wer den Beamten in Bergen den Tipp gab.

Es waren mindestens zwei Diebe, die vor zwei Jahren die 100 Kilogramm schwere Tür aus den Angeln schnitten und auf einen Lieferwagen schleppten. Trotz aufwendiger Fahndung wurden die Täter nie ermittelt. Auch die Aussetzung einer Belohnung von 10 000 Euro brachte keinen Erfolg. Der Diebstahl, hinter dem Neonazis vermutet wurden, verursachte weltweit Empörung. Denkbar ist auch, dass ein Sammler von Nazi-Devotionalien den Auftrag gab. Parteien, Kirchen und Vereine in Dachau reagierten auf die Tat mit einer großen Protestkundgebung.

Nach der Spurensicherung wird die Tür nach Dachau gebracht. Im April 2015 wurde zur 70-Jahr-Feier der Befreiung des KZ eine Replik des Kunstschmieds Michael Poitner aus Biberbach eingesetzt. Was nun damit geschieht, ist noch offen.

© SZ vom 03.12.2016 / hz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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