Fußballprojekt:Kicken in Windhuk

Lesezeit: 3 min

Praktikantin mit Geschenken im Gepäck: Julia Eder. (Foto: oh)

Für ein Praktikum macht sich die angehende Lehrerin Julia Eder auf den Weg nach Namibia. Im Gepäck hat sie Bälle, Trikots und Fußballschuhe.

Interview von Jeannette Oholi

Die 25-jährige Dachauerin Julia Eder verbringt ein halbes Jahr in Windhuk, Namibia, und macht dort ein Praktikum an einer Highschool. Seit mehr als 15 Jahren spielt sie beim TSV Eintracht Karlsfeld Fußball, seit 2010 trainiert Julia Eder dort eine Jurorinnen-Mannschaft. Ihrer Fußballleidenschaft kann sie auch mehr als 12 000 Kilometer entfernt von Deutschland nachgehen. Denn für das Fußballprojekt "Auf Ballhöhe" trainiert sie Mädchen im Alter von 13 bis 17 Jahren. Seit 2013 gibt es das Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Botschaft in Windhuk und der Namibia Football Association an mehreren Schulen in Namibia. Im Gespräch mit der SZ erzählt Eder von ihrem Auslandsaufenthalt, besonderen Erlebnissen und der Verbreitung von Frauenfußball in Namibia.

SZ: Warum haben Sie sich für ein Praktikum in Namibia beworben?

Julia Eder: Letztes Jahr im Oktober habe ich mein Studium mit dem ersten Staatsexamen beendet. Da das Referendariat für Realschullehrer immer im Herbst beginnt, wusste ich bereits vorher, dass ich bis dahin einen Leerlauf haben werde. Also habe ich mich bereits im Sommer vergangenen Jahres beim Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband beworben, die immer viele Praktikumsstellen ausschreiben. Bei einer Stelle wurde jemand gesucht, der neben dem Praktikum an der Schule auch ein Fußballprojekt fortführt. Da habe ich mich gleich beworben.

1 / 2
(Foto: oh)

Stolz tragen die Mädchen die Trikots des TSV Eintracht Karlsfeld,...

2 / 2
(Foto: oh)

...die ihnen Julia Eder aus Deutschland mitgebracht hat.

Welche Erwartungen hatten Sie vor dem Abflug nach Namibia?

Ich bin jemand, der einfach mal hinfährt und dann schaut, wie es so läuft. Da ich mit der vorherigen Praktikantin Kontakt aufgenommen habe, wusste ich aber auch schon einiges. Ich habe dann vor meiner Abreise Spenden gesammelt, die dort für das Fußballtraining benötigt werden. Ansonsten habe ich mich einfach auf die Beschäftigung mit den Kindern gefreut.

Wie sieht Ihr Alltag in Windhuk aus?

Vormittags arbeite ich an der Schule. Montags trainiere ich immer zwei Stunden am Nachmittag mit meiner Mannschaft. Jeden Mittwoch finden Spiele mit anderen Schulen statt. Es handelt sich um einen Ligabetrieb, nicht nur um Freundschaftsspiele. Aus den ersten vier Spielen konnten wir vier Punkte erzielen.

Wie war Ihr Start mit dem Fußballtraining?

Zu Beginn war es sehr chaotisch. Wenn die Kinder einen Ball gesehen haben, sind sie gleich losgestürmt. Das kannte ich von den Kindern, die ich in Deutschland trainiert habe, nicht. Inzwischen läuft aber alles sehr gut. Leider fehlt es immer noch an Bällen, Schuhen und Laibchen. Ich bekomme nun aber Besuch von meiner Familie, die Spenden mitbringt. Ich freue mich, wenn ich dann noch gezielter trainieren kann.

Warum, denken Sie, ist Fußball wichtig für die Kinder und Jugendlichen in Namibia?

Ich denke, dass die Gleichberechtigung gefördert wird, wenn Jungs und Mädchen Fußball spielen. Viele Mädchen in Namibia müssen sich nämlich immer noch vorrangig um den Haushalt kümmern. Durch den Fußball wird ihr Selbstbewusstsein gesteigert. Fußball ist sehr verbreitet in Namibia, nur noch nicht so für Mädchen. Es gibt zwar Nationalteams wie die U17-Mannschaft, eine Frauenmannschaft und einige andere, aber noch nicht viele Schulen und Vereine, die gezielt Mädchenfußball fördern. Erst seit kurzem gibt es die Galz&Goals Liga die von der NFA (Namibian Football Association) ins Leben gerufen wurde. Hier wird Mädchenteams die Möglichkeit gegeben, an einem Ligabetrieb teilzunehmen.

Gibt es ein Projekt, das Sie bis zu Ihrer Abreise im Juli noch verwirklichen möchten?

Wir planen ein Fußballcamp, das entweder im April oder Anfang Juli in Swapokmund, einem Ort an der Küste, stattfinden soll. Leider ist der kleine Bus unserer Schule gerade kaputt, aber wir hoffen, dass wir eine Lösung finden. Außerdem möchte ich den Kids noch einiges beibringen. Ein paar Tricks und das Passspielen.

Was war das bisher schönste Erlebnis in Namibia?

Das war heute am Cultural Day. Die Kinder hier in Namibia gehören unterschiedlichen Gruppen an, die eine eigene Kultur haben. Heute trugen die Kinder in der Schule traditionelle Kleidung, haben Musik gemacht und getanzt. Sie haben total gestrahlt und waren stolz auf ihre eigene Kultur. Das war ein richtiger Gänsehaut-Moment.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: