Für Behinderte in Stadt und Landkreis:Berater in Doppelfunktion

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Hartmut Baumgärtner ist der Behindertenbeauftragte für Stadt und Landkreis Dachau. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Hartmut Baumgärtner ist seit zwei Jahren Behindertenbeauftragter der Stadt Dachau und übt dieses Ehrenamt nun auch im Landkreis aus

Von Thomas Altvater, Dachau

Hartmut Baumgärtner ist der neue Behindertenbeauftragte im Landkreis Dachau. Er hat das Ehrenamt von seinem Vorgänger Wolfgang Rettinger übernommen, der sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen musste. Baumgärtner ist zudem seit zwei Jahren der Behindertenbeauftragte der Stadt Dachau. Dort übernahm er bereits einige Beratungsgespräche von Rettinger. Das habe ihn motiviert, sich auch als Kreisbeauftragter zu bewerben, sagt der 70-Jährige. "Nun, in meiner Doppelfunktion, habe ich mehr Möglichkeiten, Dinge zu verändern." Er sieht sich als Bindeglied zwischen Menschen mit Behinderung und Behörden.

Die Hauptaufgabe Baumgärtners ist die Beratung von Menschen mit Behinderung sowie deren Angehörigen. "Mir gehts es darum, den Menschen die Hemmungen zu nehmen", erklärt er. Vor allem bei schwierigen Themen wie der korrekten Antragstellung, aber auch bei existenziellen Problemen hilft Baumgärtner. Probleme, mit denen der Behindertenbeauftragte oft konfrontiert wird, sind etwa Armut oder soziale Schwierigkeiten. Einmal in der Woche hat er eine offene Sprechstunde. "Da versuche ich, für alle dazu sein." Kommen Personen mit speziellen Anliegen zu ihm, dann gibt er diese an die Politik weiter. "Ich gehe, wenn es nötig ist, auch auf den Bürgermeister, den Landrat oder auch die Landtagsabgeordneten zu", sagt er.

Und Baumgärtner erkennt Fortschritte, vor allem im Bereich der Barrierefreiheit. "Wenn etwas gebaut wird, dann wird das oft schon automatisch berücksichtigt, weil die Barrierefreiheit in den Köpfen der Menschen angekommen ist", sagt er. Auch die ersten Gemeinden haben sich schon an ihn gewandt, er berät sie in Fragen der Behindertenpolitik. Sein wichtigstes Anliegen ist dabei der Bau von speziellen Toiletten für Rollstuhlfahrer, sogenannten "Toiletten für alle". "Denn so etwas gibt es in Dachau noch nicht", sagt Baumgärtner. Auch die Vorhaben Rettingers, wie etwa die barrierefreie Umgestaltung der KZ-Gedenkstätte, will er weiterführen. Zugute kommen Baumgärnter dabei die Erfahrungen als Stadtbeauftragter und aus seinem Berufsleben. Er habe schon immer mit Menschen zu tun gehabt, erzählt er. Der 70-Jährige arbeitete vor seiner Pensionierung im ambulanten Pflegedienst und in einem Altenheim. Das Wissen, das er dort erhalten habe, wolle er nun einbringen, sagt er: "Und das ist das Wissen, dass man für alle Menschen etwas braucht und tun muss."

Mit seiner neuen Funktion verkürzen sich nun auch die Dienstwege. Gerade bei den Schulen erschwerten die unterschiedlichen Zuständigkeiten zwischen Stadt und Landkreis die Arbeit Baumgärtners. "Wenn zum Beispiel eine Mutter ein Anliegen mit einer Realschule hatte, konnte ich nichts machen, weil für diese Schulart der Landkreis zuständig ist", erinnert sich der 70-Jährige. Aufgrund seiner neuen Doppelfunktion kann er in solchen Fällen aber von nun an sofort tätig werden.

Unterstützt wird Hartmut Baumgärtner von Hildegard Baumgartner, der stellvertretenden Kreisbehindertenbeauftragten. Baumgartner ist selbst sehbehindert und nutzt ihre eigenen Erfahrungen in der ehrenamtlichen Arbeit. Baumgärtner ist jeden Montag, außer feiertags, von neun bis zwölf Uhr in seinem Büro im Mehrgenerationenhaus Dachau, Konrad-Adenauer-Straße 15, erreichbar.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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