Freiwillige dringend gesucht:Kinderfestzug vor ungewisser Zukunft

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Der Umzug zum Dachauer Volksfest mit mehr als 500 verkleideten Kindern ist in Bayern einmalig. Die Vorbereitungen erfordern viel Einsatz, doch es finden sich immer weniger Freiwillige, die mithelfen

Von Benjamin Emonts, Dachau

Mit dem Dachauer Volksfest verbinden viele zunächst das günstige Festmärzen - 5,80 Euro pro Liter - oder das große Feuerwerk, das einmal im Jahr die Altstadtsilhouette erleuchtet. Andere, wie der Dachauer Volksfestreferent Robert Gasteiger (FW), sind besonders stolz auf den traditionellen Kinderfestzug am Dachauer Volksfest. Auch in diesem Jahr erwecken dort wieder 500 bis 600 Kinder aus Dachau und dem Landkreis Märchengestalten wie Dornröschen oder Rapunzel zum Leben. "So einen Festzug gibt es in Bayern nur einmal", schwärmt der Volksfestreferent. Die Frage lautet nur: Wie lange wird es den Umzug noch geben? Denn der Verein Kinderfestzug Dachau findet immer weniger Helfer.

Für das Dachauer Volksfest mit jährlich mehr als 300 000 Besuchern ist der Kinderfestzug alle zwei Jahre ein Aushängeschild und Publikumsmagnet zugleich. Festreferent Gasteiger schätzt, dass jedes Mal bis zu 4000 Zuschauer die Straßen während des Umzugs säumen und anschließend das Volksfest besuchen. Der Kinderfestzug ist damit nicht nur ein tolles Erlebnis für Kinder, Eltern und Großeltern - er ist auch ein wirtschaftlicher Faktor und verleiht der Großen Kreisstadt Prestige.

"Wenn wir keine Helfer finden, besteht die Gefahr, dass es bald keinen Kinderfestzug mehr gibt", sagt Organisatorin Gertrud Stock, die zum Vorstand des Vereins Kinderfestzug gehört. Wie viele andere Vereine auch, beschäftigt die Dachauer das Problem, kaum noch Ehrenamtliche für den Auf- und Abbau des Umzugs zu finden. Ein Team aus sieben Erwachsenen kümmert sich ohnehin das ganze Jahr über um die Organisation. Richtig anstrengend wird es dann unmittelbar vor dem Volksfest, das in diesem Jahr am Samstag, 12. August, mit dem großen Einzug der Vereine beginnt. Davor haben die ehrenamtlichen Helfer lediglich fünf Tage Zeit, um die 16 Themenwägen für den Umzug aufzubauen. "Das ist Wahnsinn. Wir arbeiten von morgens um halb zehn, bis wir abends nicht mehr können", sagt Stock.

Aufgebaut werden die Wägen vom 7. August an auf dem Lagerplatz der Firma Reischl in Hebertshausen. In den ersten Tagen, wenn es darum geht, die Holzaufbauten auf die Wägen zu montieren, sind vor allem Männer mit handwerklichem Geschick gefragt, die sich einen ganzen Tag lang Zeit nehmen können. Die Frauen kümmern sich traditionell ums Dekorieren der Wägen. Gebraucht wird jede helfende Hand. Denn schon am Freitag vor Volksfestbeginn nimmt der TÜV die Wägen ab. Wenn Kinder dabei sind, gelten deutlich höhere Sicherheitsvorkehrungen und Auflagen. Beim Kinderfestzug muss jedes Kind auf dem Wagen angegurtet sein. Außerdem muss jeder Wagen ein Geländer haben. Traktoren brauchen eine Sondergenehmigung, um die Gefährte ziehen zu dürfen. So lauten nur einige der immer zahlreicher werdenden Vorschriften.

Acht Meter lang und vier Meter breit: Der "Drache von Berk" ist in diesem August auf alle Fälle wieder beim Festzug dabei. (Foto: Toni Heigl)

Die Vielfalt beim Umzug wird wieder groß sein. Der Drache von der mythischen Insel Berk und seine Gefolgschaft aus Wikingern haben ihren Besuch zugesagt. Sie werden auf Märchenfiguren wie Schneekönigin, gestiefelter Kater oder Aschenputtel treffen. Das Einkleiden mit Heidemarie Fitzthum, die sich seit Jahrzehnten um den Kinderfestzug verdient macht, findet an diesem Montag, 19. Juni, von 14 Uhr an, in der Brunngartenstraße neben der Dachauer Tafel statt. Auch hier sind Helfer willkommen. Freiwillige können sich unter kinderfestzughelfer@gmx.de melden. Es geht um eine Dachauer Tradition.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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