Franziskuswerk:Ein Dorf mit Zukunft

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Der städtebauliche Wettbewerb für die Behinderteneinrichtung Schönbrunn hat einen klaren Sieger: den Entwurf des Architekturbüros Morpho-Logic.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Der städtebauliche Wettbewerb für Schönbrunn soll klären, wie sich das Dorf für ungefähr 900 geistig behinderte Menschen in den nächsten 30 Jahren und damit eine der großen sozialen Einrichtungen in Bayern entwickeln soll. Seit Donnerstag ist die Viktoria-von-Butler-Stiftung mit dem Orden der Franziskanerinnen als alleinigem Anteilseigner überzeugt, den richtigen Weg in die Zukunft gefunden zu haben. Denn das Münchner Architekturbüro Morpho-Logic von Michael Gebhard und Ingrid Burgstaller, Professorin für städtebauliches Entwerfen an der Technischen Hochschule Nürnberg, haben den Wettbewerb anscheinend eindeutig gewonnen. "Es gibt einen klaren Sieger", teilte Pressesprecher Tobias Utters offiziell mit.

Das Büro Morpho-Logic hat in den vergangenen 20 Jahren erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen. In Landsberg beispielsweise holte es vergangenes Jahr den ersten Preis für die Konversion des dortigen Geländes einer ehemaligen Papierfabrik. In Bamberg gelang Gebhard und Burgstaller Gleiches bei der Umwandlung einer Kaserne in ein neues Wohngebiet. Und in einem gewissen Sinn geht es auch in Schönbrunn um eine Konversion.

Sie hängt eng mit der UN-Behindertenkonvention zusammen, welche die Inklusion zum obersten Ziel erhoben hat. Faktisch bedeutet dies, dass so viele Behinderte wie möglich in das normale Leben eingebunden sein sollen. Deshalb baut die gemeinnützige Franziskuswerk GmbH der Schönbrunner Viktoria-von-Butler-Stiftung das System der Außenwohngruppen im gesamten Landkreis kontinuierlich aus. Aus diesem Grund verabschiedet sich das Franziskuswerk von den früher üblichen Wohnheimkomplexen. Die Frage ist nur: Wie? Und durch Was genau? Außerdem werden in Schönbrunn immer auch behinderte Menschen leben, die ihrerseits den Anspruch auf Integration haben. Deshalb soll die Inklusion nach Schönbrunn gebracht werden, indem Familien zuziehen - einfach alle, die es sich vorstellen können, an einem solchen in Bayern noch einmaligen Projekt teilzunehmen. Nach dem neuen Motto in Schönbrunn: "Vielfalt gemeinsam leben."

Die Antwort soll der Siegerentwurf geben, den der Vorsitzende der Viktoria-von-Butler-Stiftung und Geschäftsführer des Franziskuswerks, Markus Tolksdorf, so beurteilt: "Die im Wettbewerbsbeitrag vorgeschlagenen Gebäude ermöglichen eine vielfältige Nutzung für Wohnungen und durch Geschäfte. Die Wohnbebauung ist darüber hinaus geeignet, von ganz verschiedenen Zielgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen genutzt zu werden." Dann folgt der entscheidende Hinweis Richtung Inklusion: "Insgesamt werden mit beiden prämierten Beiträgen attraktive Strukturen geschaffen, die alle Menschen einladen, in Schönbrunn zu leben." Das Ziel erreicht der Siegerentwurf anscheinend durch "offene Plätze, eine eindeutige Ortsmitte und eine für zukünftige Herausforderungen flexible Idee".

Großzügig gestaltete West-Ost-Achse

Das Konzept von Morpho-Logic sieht vor, dem Ort Schönbrunn durch eine großzügig gestaltete West-Ost-Achse eine Mitte zu geben, die alte und neue Gebäude miteinander verbindet. Zusätzlich werden die Gebäude so angeordnete, dass einzelne Höfe entstehen, die aber nicht alleine stehen, sondern die Flächen miteinander verbinden. Der Verkehr würde nach diesem Konzept verringert, sodass eine verkehrsberuhigte Ortsmitte zum Verweilen im Freien einlädt. Markante Punkte im Schönbrunner Ortsbild, beispielsweise die Kirchtürme und der alte Mühlenturm, werden in das Konzept mit eingebunden und haben so eine identitätsstiftende Wirkung. Die Heilig-Kreuz-Kirche ist eines der herausragenden kulturgeschichtlichen Denkmäler der gesamten Region München.

Der Hauptweg durch Schönbrunn vorbei, wie er heute ausschaut. (Foto: Toni Heigl)

Dem Fachpreisgericht gehörten an: Professorin Annegret Boos-Krüger, Professor Ulrich Holzscheiter und Bernhard Peck, dazu Georg Meier, Kreisbaumeister des Landkreises Dachau. Sachlich bewertet wurden die Arbeiten von Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU), dem Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU), dem Röhrmooser Bürgermeister Dieter Kugler (CSU) und von Markus Tolksdorf.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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