"Frag doch mal die Maus"-Autorin:Wenn die Erde schmilzt

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Kinderbuchautorin Sylvia Englert weiß, wovon sie spricht: Sie war am Ätna und hat selbst schon Vulkanausbrüche miterlebt. Den Kindern im Thoma-Haus bringt sie echtes Lavagestein mit. (Foto: Toni Heigl)

Sylvia Englert stellt in der Reihe "Dachau liest" ihr Kindersachbuch über Vulkane vor. Dabei beschränkt sie sich nicht aufs Lesen, sondern lässt ihr Publikum mitraten und experimentieren

Von LISA Brendel, Dachau

,,Wer von euch schaut denn die Sendung mit der Maus?", fragt Sylvia Englert in die Runde. Zwanzig Kinder strecken ihre Finger in die Luft. ,,Alle! - Sehr gut!", sagt die Autorin des neuen Kindersachbuchs ,,Vulkane und Erdbeben - Frag doch mal... die Maus?" Am Donnerstag stellte Englert in kleinem Rahmen den neuen Titel der beliebten Kinderbuchserie im Thoma-Haus vor. Wegen Corona war dies die erste Kinderveranstaltung des Literaturfestivals "Dachau liest", die noch bis zum Freitag, 16. Oktober, geht.

Seit 2002 ist Englert Schriftstellerin. Mit dem Schreiben angefangen hat sie aber schon mit elf Jahren. Ihren ersten Roman schrieb sie mithilfe des Frankfurter Schriftstellerkreises, dem sie während ihres Studiums in Amerikanistik, Germanistik und Anglistik beigetreten war. Zahlreiche Bücher veröffentlichte sie auch unter dem Pseudonym Katja Brandis, das sie zu Ehren ihres Lieblingsautors Mark Brandis gewählt hat. Die Bücherreihen "Woodwalkers" und "Seawalkers" sind regelmäßig in den Spiegel-Bestsellerlisten und wurden schon mehr als eine Million mal verkauft. Die Buchreihe handelt von Jugendlichen, die sich in Tiere verwandeln können, der neueste Band kommt im Januar heraus.

Englert ist begeisterte Taucherin, daher kam ihr die Anfrage für die Sachbuchreihe "Frag doch mal... die Maus" gerade recht. Mittlerweile hat sie dafür schon sieben Bücher für neugierige Kinder geschrieben. Unter anderem die Titel "Meere und Ozeane", "Wale und Delfine" und "Weltall". Englert hat schon viele Vulkanausbrüche selbst miterlebt und deswegen wollte sie auch unbedingt noch ein Maus-Buch darüber schreiben.

Der neueste Titel "Vulkane und Erdbeben" befasst sich mit 23 Fragen, die vorher von Kindern eingereicht wurden. Das sind Fragen wie: "Wie heiß wird es in einem Vulkan?", "Kann ich mir im Urlaub einen Vulkan ansehen?" und "Kann die Feuerwehr einen Vulkan auslöschen? "Auf manche Fragen, die die Kinder stellen, kommt man als Erwachsener gar nicht", sagt Sylvia Englert. Drei der 23 Fragen beantwortet sie dann auch bei der Veranstaltung.

Die Lesung ist eine Mischung aus Vorlesen, Quizfragen und Erzählung, zum Beispiel von ihren Reisen nach Sizilien, Hawaii und Italien. Für Recherchezwecke besuchte Englert in diesen Ländern Vulkane und sprach mit Experten. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn besichtigte sie zum Beispiel den Krater des Ätna. Von dort brachte sie Lavasteine mit. Diese können die Kinder gewinnen, wann immer sie eine Frage richtig beantworten. Was die Kinder natürlich umso mehr in den Bann zieht.

"Wie tief kann man ein Loch in die Erde graben?", fragt Englert zum Einstieg. "Verglichen mit einem Apfel: Bis zur Schale, bis zum Kern oder einmal durch den Apfel durch?" Die Kinder stimmen ab. Daraufhin erklärt Englert, wie die Entstehung eines Vulkans abläuft: Der sei im Prinzip ein tiefes Loch und unten sei es ganz heiß. Wenn sich die Erdplatten verschieben, könne es zum Ausbruch kommen. Das alles zeigt sie auch anhand von Karten, damit die Kinder es besser verstehen.

Um die verschieden Erdbebenwellen zu veranschaulichen, führt sie gemeinsam mit einem Kind ein Experiment vor. Beide halten das Ende einer Metallspirale und schwingen diese nach oben, zur Seite oder aufeinander zu. Da das Kind alles richtig gemacht hat, gibt es wieder einen Lavastein. Danach fragt Englert die Kinder, was sie denn tun würden, wenn die Erde bebt. Wieder dürfen die Kinder eigenes Wissen einbringen: unter Tische kriechen oder in einen Türrahmen stellen - die seien stabiler, als man denkt.

,,Wie heiß wird es in einem Vulkan?", lautet die nächste Frage. ,,So heiß wie in einem Backofen, eine Kerze oder so heiß wie die Sonne?" Wieder wird abgestimmt, alle Kinder melden sich für die Sonne. Alle liegen falsch. Englert freut sich, jetzt kann sie den Kindern etwas Neues beibringen. Sie hat außerdem ein Messgerät mitgebracht, mit dem man die Temperatur von Lava messen kann. Mit diesem Apparat darf eine Freiwillige nun sich, ihren Sitznachbarn und den Boden messen. Alles hat eine angenehme Raumtemperatur. Dann die Antwort zur Frage: Ungefähr vier Mal so heiß wie im Backofen sei leicht abgekühlte Lava. Am Schluss dürfen die Kinder noch ihre Fragen stellen und gehen schließlich mit ihrem Lavastein nach Hause.

© SZ vom 12.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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