Flüchtlingsunterkunft in Schwabhausen:Holzgebäude statt Container

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Das Landratsamt Dachau will in mehreren Gemeinden bestehende Wohngebäude für Asylsuchende ersetzen

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Obwohl die Zahl neu ankommender Asylsuchender deutlich zurückgegangen ist, will das Landratsamt Dachau Unterbringungsmöglichkeiten im jetzigen Umfang vorhalten. Die für diesen Zweck genutzten Container sollen allerdings durch Gebäude in Holzbauweise ersetzt werden, wie es sie bereits in Karlsfeld gibt. Die Behörde ist deshalb mit vielen Landkreisgemeinden im Gespräch, um noch in diesem Herbst baurechtliche Zustimmungen zu erhalten. Der Gemeinderat von Schwabhausen hat nun für zwei Häuser grünes Licht, es soll jedoch zunächst nur ein Gebäude errichtet werden.

Landrat Stefan Löwl (CSU) erläuterte den Gemeinderäten die Pläne des Landratsamtes. Er rechnet damit, dass es weiterhin Unterbringungsmöglichkeiten bedarf. Seiner Einschätzung nach wird ein großer Teil der jetzt hier lebenden Flüchtlinge in Deutschland bleiben. Zum einen wollen viele eine Ausbildung machen und haben damit ein mindestens fünfjähriges Bleiberecht, zum anderen können viele Menschen aus verschiedenen Gründen nicht ihr Herkunftsland zurück. "Jeder, der sich nichts zu Schulden kommen lässt und integrationswillig ist, wird faktisch ein Bleiberecht haben", sagte Löwl.

Das Landratsamt möchte auf dem Gelände an der Arnbacher Straße in Schwabhausen, wo jetzt Container stehen, zwei Häuser bauen. Damit würde in insgesamt 15 Wohneinheiten Platz für bis zu 90 Personen nebst einem Büro für den Kümmerer entstehen. Die Zeit drängt. Wegen einer Ausnahmeregelung im Baugesetz, die zum Jahresende ausläuft, müssen die Genehmigungen noch in diesem Herbst unter Dach und Fach sein.

Einige Gemeinderatsmitglieder äußerten sich skeptisch zum Umfang des Projekts. Eine Verdoppelung der jetzt 45 in Schwabhausen lebenden Flüchtlinge erschien ihnen zu viel. Landrat Löwl war bereit, solchen Bedenken so weit wie möglich entgegenzukommen. Ein Haus würde ihm fürs erste genügen, erklärte er. Außerdem könnte die Gemeinde bei freien Kapazitäten im zweiten der geplanten Häuser einige Wohnungen selber für Obdachlose anmieten, was die Zahl der Asylsuchenden reduzieren würde: "Wir würden sicher nicht alle 90 Plätze auffüllen", erklärte er.

In seiner Argumentation ließ der Landrat aber auch keinen Zweifel daran, dass die Unterbringung von Flüchtlingen "eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe" sei, die solidarisch gelöst werden müsse. "Jede Gemeinde muss ihren Teil hierzu beitragen." Andernfalls müsste man Menschen im Fall neuer Fluchtbewegungen wieder in Turnhallen unterbringen.

Die Gemeinderatsmitglieder hatten viele Fragen an den Landrat. Die nach einem Kosten-Nutzen-Vergleich beantwortete Löwl mit dem Hinweis, dass an den vorhandenen und für eine Dauernutzung nicht ausgelegten Containern mittlerweile teure Reparaturen anfallen; bei einer Nutzungszeit von zwanzig Jahren kämen die geplanten Gebäude deutlich billiger. Sollte die Kommune den Pachtvertrag mit dem Landratsamt auslaufen lassen, müsste laut Löwl auch ein Container an der Arnbacher Straße weichen, der eigentlich der Gemeinde gehört. Lediglich im Zusammenhang mit den beiden anderen Unterkünften würde dieser derzeit geduldet. Die Duldung beruhe darauf, dass der Gemeindecontainer hinter den beiden anderen "optisch verschwindet" und sich deshalb auch nicht das Problem einer zusätzlichen "Störung des Landschaftsbildes" stelle.

Nicht teilen kann der Landrat Befürchtungen, feste Flüchtlingsunterkünfte würden Neid aus der Gesellschaft auf sich ziehen. Im Gegenteil, glaubt Löwl, es handle sich ja nicht um normalen Wohnraum sondern nur um Unterbringungsmöglichkeiten. Mit ihnen könne man den Konkurrenzdruck auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt abmildern und damit auch Ressentiments entgegenwirken.

Eine Mehrheit im Gemeinderat beschloss einen Kompromiss: Die Baugenehmigung soll für zwei Häuser beantragt, vorerst aber nur ein Haus gebaut werden. Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) hätte gern dem Bau beider Häuser zugestimmt, fand aber keine Mehrheit.

© SZ vom 26.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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