Feuerwehrfest:Ganz Dachau ist auf den Beinen

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Drei Tage lang feiert die Freiwillige Feuerwehr ihr 150. Jubiläum mit einem Volksfest: Umzug, Konzerte, Vorführungen. Tausende von Besuchern strömen auf die Thoma-Wiese und bekunden ihre Verbundenheit mit den ehrenamtlichen Helfern

Von Andreas Förster, Dachau

Ja ist denn schon wieder Volksfest? Das haben sich so manche Altstadtbewohner am Wochenende gefragt. Aber nein. Nur die Freiwillige Feuerwehr Dachau hatte die Ludwig-Thoma-Wiese drei Tage lang in Beschlag genommen, um ihr 150-jähriges Jubiläum zu feiern. Stimmung und Besuchermassen waren aber gar nicht so weit entfernt von dem, was sich sonst während des Dachauer Volksfests mit zigtausenden Besuchern auf der Thoma-Wiese abspielt. Nicht nur für die Frauen und Männer der Feuerwehr war das monatelang vorbereitete Fest der Höhepunkt des Jahres - es geriet auch zu einer beeindruckenden Demonstration des Gemeinschaftssinns in der Stadt.

So oder ähnlich wollten es auch die Gastredner ausdrücken. Am Samstag um elf Uhr warteten Kreisbrandinspektor Franz Bründler, der Kommandant der Dachauer Feuerwehr, Thomas Hüller, Vereinsvorstand Stefan Fichtl sowie Honoratioren um Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Landrat Stefan Löwl im Festzelt auf die offizielle Eröffnung der Jubiläumsfeier durch Bayern 3-Moderatorin Susanne Rohrer. Sie warteten. Schließlich wurde klar, dass die Besucher trotz mehrmaliger Aufforderung bei herrlichem Spätsommerwetter keine Lust hatten, sich schon morgens in ein Zelt zu setzen. Also entschied man sich kurzerhand für eine Begrüßung unter freiem Himmel, das heißt, auf einer überdachten Bühne. Susanne Rohrer, der das Mammutereignis sichtlich Freude machte, begrüßte also mit etwas Verspätung die Gäste und moderierte die nächsten sechs Stunden eine Vorführung nach der anderen.

Auf die üblichen, bisweilen ermüdenden Reden wurde verzichtet. Zunächst traten immer neue Grüppchen auf, die der Feuerwehr für ihre ehrenamtlich geleistete Arbeit für das Gemeinwohl und die Organisation des Festes dankten. Bemerkenswert war der Dachauer Unternehmer und Festsponsor Werner Mooseder: Er sprach sich mit allem Nachdruck dafür aus, als Gesellschaft zusammenzustehen und das Ehrenamt der Feuerwehr hochzuhalten, gerade auch in Zeiten, in denen die Retter bei ihren Einsätzen immer wieder angepöbelt und angegriffen würden. Mooseder appellierte an alle, die Menschen, die sich für das Allgemeinwohl einsetzten, nicht sofort zu verklagen, "wenn mal etwas schiefläuft".

Dann der Auftritt der Veteranen um Ehrenkreisbrandrat Erwin Zehrer. Er verriet, warum die Feuerwehr Dachau ihren legendären Faschingsball nicht mehr im Wittelsbacher Schloss abhalten darf: "Wir wurden von der Schlösserverwaltung rausgeworfen, den waren wir wohl etwas zu wild", erinnerte sich der 75-Jährige. "Dann sind wir unter dem damaligen Bürgermeister Lorenz Reitmeier ins brandneue Thoma-Haus umgezogen, das haben wir im nächsten Fasching dann gleich mal so richtig auf den Kopf gestellt." Dass die Dachauer Feuerwehr zu feiern versteht, war schon Freitagnacht zu erleben. LaBrassBanda hatte zum Auftakt des Festwochenendes ein umjubeltes Konzert mit mehr als 4000 Zuschauer gegeben. "Ich habe LaBrassBanda viermal live gesehen, aber das war ihr bestes Konzert", schwärmte der Kreisbrandinspektor. Ins Schwärmen geriet er auch beim Anblick der beeindruckenden Fahrzeugschau auf der Thoma-Wiese. Zu besichtigen gab es mehr als 50 schwere Löschzüge, moderne und historische Technikfahrzeuge der Feuerwehren des Landkreises und München, der Partnerfeuerwehren aus Sachsen-Anhalt und Österreich, das Flugfeldlöschfahrzeug der Flughafenfeuerwehr sowie Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks (THW) und Bayerischen Roten Kreuzes.

Die Besucher durften unter Aufsicht beim Brandlöschen helfen oder in voller Montur mit der mehr als 20 Kilogramm schweren Hydraulikschere ein Unfallauto aufschneiden. Die über den Tag verteilten Vorführungen wirkten schon deshalb so realistisch, weil stets mehrere Fahrzeuge mit Martinshorn und Blaulicht beteiligt waren. Während des Einsatzes erklärten Experten den Ablauf, zum Beispiel die Bergung eines eingeklemmten Unfallopfers aus einem Autowrack. Als Unfallopfer in den Schrottautos mussten der Oberbürgermeister und der Landrat herhalten, wobei Löwl seinem Gegenüber aus dem Auto zurief: "Du warst schuld!"

Bei einer anderen Übung löschte ein Trupp der Feuerwehr Günding mit Atemschutzmasken einen Schwelbrand, später kam auch eine 23 Meter hohe Drehleiter der Feuerwehr Pellheim zum Einsatz, als ein Schwerverletzter (dieses Mal eine Puppe) unter laufender Reanimation aus dem dritten Stock eines Hauses, in diesem Fall der Volkshochschule, gerettet wurde. Die Bergwacht München simulierte eine spektakuläre Höhlenrettung und die Rettung eines Kletterers aus einer Steilwand. Eine unterhaltsame Modenschau der anderen Art stand dann auf dem Programm: Frauen und Männer der Feuerwehr, des THW und des Roten Kreuzes präsentierten ihre Dienst- und Schutzkleidung, bevor es dann zur zweiten Party mit Live-Musik ins Zelt ging.

Am Sonntag wurde weitergefeiert, bei einem Frühschoppen, Gottesdienst und einem Umzug mit mehr als 1200 Teilnehmern, 21 historischen Einsatzfahrzeugen, Musikkapellen und Kutschen. Der Zug führte durch die Altstadt zur Thoma-Wiese. Es war ein Wochenende der perfekten Imagewerbung für die Freiwillige Feuerwehr - und das hat sie auch verdient.

© SZ vom 16.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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