Feuerwehr Günding verteidigt Titel:Erster!

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Ein umgestürzter Maibaum, ineinander verkeilte und umgedrehte Autos, kaputte Leitplanken: Bei der Rescue Challenge verteidigt die Gündinger Feuerwehr ihren Titel als Deutschlands schnellste Unfallretter

Von Julian Erbersdobler, Bergkirchen

Und wie könnte das Wochenende aus Sicht des Gündinger Feuerwehrteams perfekt abgeschlossen werden? Mit der Titelverteidigung natürlich. Erfahrung können sie auf jeden Fall vorweisen, die Gündinger zählen zu den Pionieren der Wettkämpfe. 2013 hat das Team sogar erstmals an der Weltmeisterschaft in der Unfallrettung teilgenommen, im vergangenen Jahr folgte der deutsche Meistertitel. Und 2015? Platz eins in der Bewertung des Einsatzleiters. Platz eins in der Bewertung der Rettungssanitäterin. Damit geht der Titel auch in diesem Jahr nach Günding. Die nächste Meisterschaft kann kommen. Die Gewinner sind: Sepp Grain, Katharina Schmid, Josef Kranz, Markus Baur, Erwin Heinzinger und Evangelos Koulas.

Samstagmittag, strahlender Sonnenschein, beste Bedingungen für eine Titelverteidigung. Ob die Gündinger es schaffen, ist zu diesem Zeitpunkt noch offen. Vor heimischem Publikum müssen sie ihr Können auf dem Bauhof unter Beweis stellen. 16 Feuerwehrteams, zwei Herausforderungen, ein Ziel: die deutsche Meisterschaft der Unfallrettung, kurz Rescue Challenge. Die letzte Motivation für das Gündinger Team kommt aus den Boxen: "Bayern, des samma mia, Bayern und des bayerische Bier." Dann folgt ihr Auftritt. Musik aus, Sirene an. Der kleine rote Feuerwehrbus mit den amtierenden deutschen Meistern biegt um die Ecke und hält in sicherem Abstand zur Unfallstelle. Fünf Männer und eine Frau mit beigefarbener Sicherheitsmontur, Helm und Sichtschutz steigen aus. Ihr Ziel: ein weißer Kleinwagen. Im Inneren sitzt eine Frau, sie kann sich kaum bewegen. Auf ihrem Dach liegt eine lange Eisenstange. Die Spannung auf den Rängen steigt, der Moderator kommentiert das Geschehen.

Die Titelverteidiger der Gündinger Feuerwehr bei den Vorbereitungen zur deutschen Meisterschaft: Jeder Griff muss sitzen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In jedem Team gibt es einen Kapitän, der die Einsatzleitung übernimmt, den Überblick behält, Kommandos gibt. Ihm stehen vier Helfer zur Seite, einer kümmert sich ausschließlich um das körperliche und geistige Wohl des Opfers. "Das Opfer spielt gerade Anna. Sie ist Unfallchirurgin in Bielefeld", erzählt der Moderator. Am Ende wird auch ihr Urteil in die Gesamtbewertung des Einsatzes und der Betreuung eingehen und darüber entscheiden, ob die Gündinger Titelverteidigung gelingt.

Die besondere Schwierigkeit: Der Einsatz darf nicht länger als zehn Minuten dauern. Gerade klettert ein Feuerwehrmann über den Kofferraum zum Opfer. Die Heckscheibe wurde mit einer speziellen Folie entfernt. Jetzt gleicht sie einem Spinnennetz aus Glas. Die Gefahren für die Einsatzkräfte sind nicht zu unterschätzen, besonders der Glasstaub. Deshalb wird nur mit Mundschutz gearbeitet.

Die zehn Minuten sind schon fast abgelaufen. Dann ziehen die Gündinger ihre Arbeitshandschuhe aus. Ein gutes Zeichen. Jetzt wird in Einmalhandschuhen weiter gearbeitet, direkt am Opfer. Auf Kommando des Einsatzleiters schaffen sie die eingeklemmte Frau gemeinsam auf einer Trage aus dem Auto. Dafür gibt es lauten Applaus von den Rängen. Aber die Unsicherheit bleibt: Reicht diese Vorstellung, um alle anderen Teams hinter sich zu lassen?

Gerade mal zehn Minuten bleibt der Feuerwehr im Wettbewerb, um ein eingeklemmtes Opfer aus dem Autowrack zu befreien. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zwei andere Feuerwehren müssen die Gündinger als Konkurrenten zumindest nicht fürchten; die Delegationen aus Österreich und Luxemburg werden separat gewertet. In Deutschland sei das Rennen aber in den letzten Jahren immer enger geworden, sagt Jens Greie. Er gehört zur Vereinigung zur Förderung des deutschen Unfallrettungswesens (VFDU) und ist an der Organisation und Ausrichtung der jährlichen Meisterschaften beteiligt. "Uns geht es aber in erster Linie nicht um den Wettkampf", sagt er. "Die Übung und Verbesserung steht viel mehr im Mittelpunkt." Dafür gebe es nach jeder Challenge eine intensive Nachbesprechung mit den Einsatzkräften und der Jury.

Wie aufwendig die Vorbereitungen sind, lässt sich an den verschiedenen Szenarien erahnen. Ein umgestürzter Maibaum, ineinander verkeilte und umgedrehte Autos, kaputte Leitplanken und viele andere kleine Details. "Dafür bekommen wir 50 Schrottautos zur Verfügung gestellt", sagt Greie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Und nicht nur er hat gute Laune, auch die Besucher. Neben den Wettkämpfen gibt es Vorführungen, Fachvorträge und vor allem: vier Feuerwehrautos, in denen besonders Kinder und Männer faszinieren.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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