Feuerwehr Dachau:Wache zum Wohlfühlen

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Ab 1. Januar ist das Dachauer Feuerwehrhaus rund um die Uhr mit haupt- und ehrenamtlichen Helfern besetzt. Durch das Schichtsystem können die Einsatzkräfte noch schneller ausrücken. Für den Bereitschaftsdienst mussten neue Räume entstehen, darunter auch ein Fitness-Center

Von Petra Schafflik, Dachau

In wenigen Tagen startet die Dachauer Feuerwehr in eine neue Ära. Denn ab 1. Januar wird im Feuerwehrhaus permanent eine 24-Stunden-Wachbereitschaft mit sechs Feuerwehrleuten ihren Dienst aufnehmen. Solche rund um die Uhr besetzten Feuerwachen sind in Städten mit mehr als 50 000 Einwohnern keine Seltenheit. Doch in Dachau, das ist bayernweit für eine Feuerwehr einmalig, setzt man bei der Bereitschaft auf gemischte Teams von Berufsfeuerwehrleuten und freiwilligen Helfern. "Wir unterscheiden nicht zwischen Haupt- und Ehrenamt, arbeiten miteinander, denn unsere größte Stärke ist der Zusammenhalt", sagte Kommandant Thomas Hüller am Donnerstagabend bei einem Festakt im Feuerwehrhaus, zu dem Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), Stadträte, Vertreter der Rettungsorganisationen im Landkreis und auch die Dachauer Feuerwehr in voller Mannschaftsstärke und festlicher Ausgehuniform gekommen waren.

Mit der Feier wurden der Start des neuen Dienstsystems gewürdigt und die Räume eingeweiht, die im Feuerwehrhaus für die neue Wachbereitschaft umgebaut worden sind. Die Baukosten belaufen sich auf 1,1 Millionen Euro. Den kirchlichen Segen spendeten Diakon Albert Wenning und Pfarrer Gerhard Last. Oberbürgermeister Hartmann dankte den Feuerwehrleuten ausdrücklich für ihre Bereitschaft, auch als Ehrenamtliche künftig Schichten in der neuen Wachbereitschaft zu übernehmen. Damit würden die Männer und Frauen nicht nur der Stadt helfen, Geld zu sparen, sondern einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit der Bürger leisten, lobte er. "Eine herausragende und vorbildliche Einstellung."

In kräftigem Rot leuchtet im künftigen Aufenthaltsraum der Bereitschaft eine nagelneue Küche, ein großer Esstisch steht für gemeinsame Mahlzeiten bereit. Wenn rund um die Uhr 365 Tage im Jahr sechs Leute im Feuerwehrhaus eine zwölf- oder gar 24-stündige Wache leisten sollen, dann braucht es dafür eine Infrastruktur mit Aufenthalts-, Ruhe- und Sanitärräumen. "Wichtig ist ein gewisser Wohlfühlfaktor", sagte Kommandant Hüller beim Rundgang für die Gäste. Ein Glück, dass im 1994 eingeweihten Feuerwehrhaus noch Raumreserven aktiviert werden konnten für einen Bereitschaftsbereich.

Feuerwehrsprecher Wolfgang Reichelt mit neuer Ausstattung.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Die nagelneue Küche im hinteren Bereich des Aufenthaltsraumes leuchtet in kräftigem Rot, ein großer Esstisch steht für gemeinsame Mahlzeiten bereit.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Auspowern und ausruhen: In der Wache gibt es nun auch einen Fitnessraum, denn Dienstsport ist Pflicht.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Daneben können sich die Einsatzkräfte in Einzelzimmern ausruhen. Fotos: Niels P. Jørgensen

Die Verantwortlichen atmen auf, dass die Bauarbeiten, die im Januar begannen, pünktlich zum Start der Wachbereitschaft fertig geworden sind. Einiges wurde umgestaltet im Haus: Ein Umkleidebereich entstand im Keller, wo sich nun 184 Spinde reihen, bestückt mit einheitlicher Dienstkleidung für alle Feuerwehrler der Wachbereitschaft, egal ob haupt- oder ehrenamtlich. Hose, Poloshirt, Strickjacke, Sicherheitsschuhe in individueller Kleidergröße, niemand wird mehr in seinen Privatklamotten rumlaufen. Neu ist im Feuerwehrhaus auch ein Fitness-Raum, denn Dienstsport ist Pflicht für die Berufsfeuerwehrleute im Team und auch die Ehrenamtlichen werden sich hier an Rudermaschine, Hanteln und Ergometer gerne fit halten.

Wesentlicher Kern des Raumkonzepts ist ein separater Bereich der Wachbereitschaft, der im zweiten Stock des Feuerwehrhauses geschaffen wurde. Dort gibt es neben Aufenthalts- und Sanitärbereich sechs Einzelzimmer mit Bett, Tisch und Stuhl, wo die Helfer sich nachts ausruhen und auch schlafen können. Bei einem Alarmierung muss es rasch hinunter gehen vom zweiten Stock in die Fahrzeughalle. Damit dieser Weg unfallfrei abläuft, gibt es im Feuerwehrhaus jetzt zwei Rutschstangen über je einer Etage. Eine sinnvolle Investition, erklärt Hüller. Denn die Erfahrung andernorts zeige, dass - herausgerissen aus dem Tiefschlaf - die Helfer, wenn sie eine Treppe hinunterrennen, nicht selten gefährliche Unfälle erlitten. In Dachau setzt man daher auf Sicherheit, deshalb wird hier künftig gerutscht.

Aber nicht nur baulich, auch organisatorisch ist die Feuerwehr bestens vorbereitet auf die neue Wachbereitschaft. Der Dienstplan für Januar steht, jeweils drei Feuerwehrler sind eingeteilt für die 24-Stunden-Schicht, für Tag- oder Nachtschicht. So stehen rund um die Uhr sechs Helfer bereit, die bei Alarm sofort mit einem ersten Einsatzfahrzeug ausrücken können. Während der Woche sind tagsüber nur Berufsfeuerwehrleute auf der Wache, nachts und an den Wochenenden arbeiten in gemischten Teams je drei hauptamtliche und ehrenamtliche Frauen und Männer im Notfall zusammen.

Neu sind die Rutschstangen im Feuerwehrhaus. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Insgesamt 19 Berufsfeuerwehrleute sind für dieses System nötig, 15 hat die Stadt schon eingestellt, die übrigen vier, darunter zwei Auszubildende, starten im neuen Jahr, sagte Feuerwehrsprecher Wolfgang Reichelt. Vorbereitet und motiviert sind auch die Ehrenamtlichen. 100 der 120 Aktiven habe sich bereit erklärt, an Werktagen einzelne Nächte von 19 bis 6 Uhr morgens oder an den Wochenenden auch Zwölf-Stunden-Schichten in der Feuerwache Dienst zu schieben. Sie erhalten dafür eine Aufwandsentschädigung von 90 Euro je Schicht, das hat der Dachauer Stadtrat im Oktober bereits einstimmig beschlossen.

Die neue Wachbereitschaft stellt sicher, dass die Feuerwehr im wachsenden Stadtgebiet innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist von zehn Minuten am Einsatzort ist. Das konnte bisher nicht immer erfüllt werden. Doch nach wie vor sind, gerade bei größeren Einsätzen, weitere Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr nötig, die wie bisher auch bei Alarm von zu Hause zum Feuerwehrhaus kommen und dann ausrücken. Genau deshalb ist es wichtig, dass Berufsfeuerwehrleute und Ehrenamtliche künftig Hand in Hand arbeiten. Die gemischte Bereitschaft soll eine Verzahnung sichern, betont der Kommandant: "Miteinander wird das eine super Sache."

© SZ vom 21.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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