Festival:Musik ist für alle da

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Das "Ostival" führt unterschiedlichste Menschen in Dachau-Ost zusammen. Das Konzept funktioniert auch im neunten Jahr noch

Von Maximilian Kießl, Dachau

Insgesamt sechs Bands treten im Verlauf des Konzertabends auf, wobei jede Gruppierung etwa eine halbe Stunde Zeit hat, das Publikum von ihrem Können zu überzeugen. Die Künstler kommen aus Dachau, Karlsfeld, München und sogar aus Augsburg. Die Musikstile sind vielseitig, sie reichen von den Seemannsklängen der Deichsegler über rhythmische Trommelmusik bis hin zu Blues, Rock und sogar Metal. Ähnlich vielfältig gestaltet sich das Publikum: Kinder sind ebenso anwesend wie Senioren und auch zwei Gruppen von Menschen mit Behinderung sind dabei. Inklusion ist ein sichtbar wichtiges Anliegen für den Verein Bürgertreff-Ost, wie auch Achim Liebl, zweiter Vorsitzender des Vereins und Organisator des "Ostivals", betont: "Wir gestalten unsere Veranstaltungen bewusst inklusiv, es geht auch darum zu zeigen, dass Musik für alle da ist." Zum mittlerweile neunten Mal hat das alljährliche Musik-Event im Adolf-Hölzel-Saal in Dachau-Ost nun stattgefunden.

Bekannte Piratengesichter auf der Bühne des "Ostivals": Die "Deichsegler" sind dieses Jahr wieder beim Musik-Event in Dachau-Ost vertreten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ursprünglich wurde die Veranstaltung im Rahmen des Stadtentwicklungsprogramms "Soziale Stadt" ins Leben gerufen. Nachdem dieses nach fünf Jahren ausgelaufen war, übernahm der ehrenamtliche Verein "Bürgertreff-Ost e.V." die Organisation. "Das Ostival wurde damals ins Leben gerufen, um Nachwuchsbands die Chance zu geben, aus dem Proberaum rauszukommen und vor Publikum zu spielen", erinnert sich Rainer Isermann. Er hat die Anfänge selbst erlebt und stand schon mehrfach mit seinen Bandkollegen von den Deichseglern beim Ostival auf der Bühne. Auch dieses Jahr kann man den Dachauer Deichseglern lauschen, zum ersten Mal wieder seit drei Jahren. Nachdem das Ehepaar Kerstin und Stefan Potrykus, ursprünglich Initiatoren der Veranstaltung und Mitglieder der Deichsegler, weggezogen sind, mussten sich Andrea und Rainer Isermann erst neue Bandmitglieder suchen. Dieses Jahr treten sie nun wieder als fünfköpfiges Ensemble auf, komplettiert von Kapitän Störtebecker, der leider nur noch als Totenschädel anwesend sein kann. Gekleidet in Piratenkostüme singen sie vom Meer und diversen Tavernenausflügen. Es gibt bekannte Lieder wie "An der Nordseeküste" oder "Leinen los, volle Fahrt Santiano" zu hören.

Für rockige Klänge sorgen die Musiker von "Risk". (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Saal ist am Samstagabend komplett gefüllt, was bemerkenswert ist angesichts des guten Wetters und des zeitgleich stattfindenden Fußballspiels zwischen Dortmund und Bayern München. Bemerkenswert ist auch die Münchener Trommelgruppe Druma-Dama. Das etwa 15-köpfige Ensemble ist ausgestattet mit Trommeln aller Größen und Formen und füllt den Raum mit rhythmischer Musik. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto lauter und rockiger wird es im Adolf-Hölzel-Saal. Die Dachauer Band Risk, die sich erst vor zwei Jahren gebildet hat, leitet diese Entwicklung ein. Sie spielen sowohl Deutsch-Rock mit "Am Meer" von Silbermond als auch englischsprachige Stücke wie "Use Somebody" von den Kings of Leon. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hält es einige Gäste nicht mehr auf ihren Sitzplätzen, das Parkett vor der Bühne wird zur Tanzfläche. Ebenfalls sehr rockig kommt die extra aus Augsburg angereiste Gruppierung Unrasiert daher. Wobei der Name etwas irreführend ist, schließlich sind zwei der drei Mitglieder glattrasiert. Künstlerisch gibt es jedoch nichts auszusetzen, die Musiker - insbesondere der Sänger - geben alles. Die selbst geschriebenen Lieder sind bisweilen gesellschaftskritisch, prangern den Druck der Leistungsgesellschaft an: "Immer schneller muss es gehen, immer besser muss ich sein."

Die rhythmusbetonte Musik der Gruppe "Druma-Dama" geht sofort in die Beine des Publikums. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Visueller Höhepunkt des Abends sind die Musiker von Mask. Die Band kommt in einheitlich schwarzer Montur daher und spielt - wie zu erwarten - düsteren, durch den ganzen Raum dröhnenden Metal - mit E-Geige. Die Gruppierung hat einen ganz eigenen, teils mittelalterlich angehauchten Sound. Besonders eingängig ist der Song "Es regnet Blut", geschrieben von der Berliner Medieval-und Folk-Metalband In Extremo, den Mask gegen Ende ihrer Vorstellung spielen. Den Schlusspunkt setzen Gods aus Karlsfeld. Sie spielen bekannte Hardrock- und Heavy-Metal-Stücke wie Ozzy Osbournes "Crazy Train" oder Dios "Holy Diver". Als passender Abschluss erklingt schließlich Judas Priests Klassiker "Living after Midnight".

Wie schon in den Jahren zuvor ist der Eintritt beim Ostival frei, die Musiker treten ohne Gage auf. Umso beachtlicher ist die musikalische Bandbreite und Qualität, die das Event bietet. "Die verschiedenen Charaktere der Musik machen das Ostival aus", stellt Andrea Isermann, langjährige Begleiterin des Ostivals, fest, während der Konzertabend im Adolf-Hölzel-Saal langsam zu Ende geht.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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