Festival:Lampenfieber

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Für das Theatertageteam ist der Samstag, 24. September, der Gradmesser dafür, ob ihr 17. Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein Erfolg wird. Dann beginnt der offizielle Vorverkauf. Diesmal kommen sieben neue Gruppen nach Dachau

Von Wolfgang Eitler, Dachau

"Isch liebe äppi End", sagte der König zur Müllertochter im Rumpelstilzchen vor einem Jahr bei den 16. Dachauer Theatertagen. Das Happy End für das Team um Impresario Frank Striegler sah so aus: 6000 verkaufte Karten. Auslastung bei 99 Prozent. Ein entspannt wirkendes Theaterteam, als wäre die Organisation von 32 Veranstaltungen ein Kinderspiel. Außerdem hob Frank Striegler die Resonanz bei den Erwachsenen hervor, die sich zusehends für Puppentheater interessieren. Deswegen ist der Vorverkauf für die 17. Theatertage, die am Sonntag, 6. November, beginnen, gleichzeitig immer auch der erste Höhepunkt.

Denn an diesem Tag präsentiert sich das Theatertageteam in der Dachauer Naturkostinsel, um die künftigen Besucher bei der Auswahl der Stücke zu beraten. In den vergangenen Jahren war es stets so, dass die Hälfte der Karten für den freien Verkauf weg waren. Insofern erwartet Striegler den Samstag, 24. September, mit großer Spannung und Lampenfieber. Der erste Vorverkaufstag ist sozusagen der Gradmesser des künftigen Erfolgs für das gesamte Festival des Puppentheaters. Das ist seit 17 Jahren so.

Die 17. Theatertage loten wieder die Bandbreite heutigen Puppenspiels aus. Wie die Gruppe "Die Exen" mit der Inszenierung des Nils Holgersson. (Foto: Christof von Buren)

Frank Striegler ist jedes Jahr in ganz Deutschland unterwegs gewesen, um neue Stücke und neue Gruppen zu finden. Er war in Hannover auf der Kulturbörse für Kindertheater, in Hohenstein in der sächsischen Schweiz beim Festival auf der gleichnamigen Burg, er hat sich beim internationalen Berliner Theatertreffen informiert und begeistern lassen. Außerdem besuchte er das bayerische Festival "Panoptikum" in Nürnberg und lässt sich vom Arbeitskreis Kindertheater in München beraten. Er gehört zu den Mitgliedern.

Dass Striegler nach 17 Jahren intensiver Beschäftigung immer noch neue Künstler und neue Stücke entdeckt, spricht für die Lebendigkeit der Szene im deutschsprachigen Raum. Aber man darf den Dachauer Pädagogen auch für dessen ungebrochene Leidenschaft bewundern. Außerdem muss er, wie er selbst sagt, darauf achten, dass er mit seinem "professionellen Blick" (Striegler) nicht bloß Inszenierungen auswählt, die vor ihm bestehen können.

Wenn man so viel gesehen hat wie er, dann geht es einem wahrscheinlich ähnlich wie einem professionellen Feinschmecker: Man entwickelt ein Faible für das minimalistische Spiel. Striegler sagt: "Für die Reduktion". Das Theater Ozelot spinnt seine Geschichte über "die mutige Prinzessin Glücklos" wortwörtlich an einem Faden, der sich ausbreitet. Striegler: "Spannend. Die Erzählung wirkt ganz einfach. Aber man weiß ja, dass das Einfache das wirklich schwierige ist." Und das Theater Cargo erzählt vom "Großen Coup" in einer Form, welche die Geschichte erst im Kopf des Betrachters und Zuhörers entstehen lässt. Dazu braucht es, wie Striegler sagt, "charismatische Schauspieler" und ausgeklügelte Effekte mit Licht. Deshalb eignet sich diese Inszenierung seiner Ansicht nach besonders für Jugendliche in einem Alter von zwölf bis etwa 16 Jahren.

Der Gegenentwurf dazu ist die Inszenierung vom Theater Marotte, das übrigens Dauergast in Dachau ist. Dessen Stück über "Ali Baba und die 40 Räuber" bezeichnet Striegler als "wunderbaren Klamauk von unglaublichen guten Puppenspielern und Schauspielern". Ganz besonders freut sich Striegler auf das Passauer Theater Exen. Drei Puppenspielerinnen präsentieren drei Stücke. Er gerät ins Schwärmen: "Einfach charismatisch."

Für die Erwachsenen eignen sich alle Stücke, weil das Puppenspiel ganz besondere Dimensionen des Erlebens entfalten kann. Insofern unterscheidet sich eben Kindliches vom Kindischen. Aber das wissen die Zuschauer eh, von denen die meisten aus dem Münchner Norden kommen. Obwohl: Striegler hat schon Anfragen aus Landshut oder auch Augsburg erhalten. Direkt an Erwachsene wenden sich die Theatertage mit dem Zauberer Gaston, der einen kulinarischen Abend begleitet. Er ist Weltmeister im Standup-Zaubern geworden. Dazu gibt es die bekannte Goldoni Komödie "Diener zweier Herren". Fast alle Veranstaltungen finden im Dachauer Ludwig-Thoma-Haus statt.

17. Theatertage Dachau, Start des Vorverkaufs am Samstag, 24. September, und Montag, 26. September, in der Naturkostinsel Dachau, Münchner Straße 52, von acht Uhr an.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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