Festakt:Willkommen zuhause

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Die italienischen Gäste feiern mit den Dachauer Bürgern

Von Niels P. Jørgensen, Dachau

Leuchtende Stelzengänger brachten viel Farbe vors Schloss. (Foto: Niels P. Joergensen)

"Wir erleben heute Spannungen in Europa - auch zwischen Deutschland und Italien gibt es Spannungen, aber hier auf der kommunalen Ebene zwischen Dachau und Fondi verstehen wir uns ohne Probleme. Weil die Menschen fern der großen Politik das wirkliche Leben ausmachen. Deswegen sind solche Städtepartnerschaften so wichtig." Mit diesen Worten brachte es Fondis Sindaco Salvatore de Meo in seiner Dankesrede beim Festakt im Dachauer Schloss auf den Punkt. Und er betonte die Intensität der Beziehungen, die sich zwischen den beiden Städten so weit entwickelt hätten, dass sich die Fondaner in Dachau tatsächlich zuhause fühlten. "Willkommen zuhause", hatte Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann den Gästen schon bei der Ankunft im Hotel in einem Begrüßungsbrief gewünscht.

Hartmann hatte im Schloss nicht nur die Begegnungen der vergangenen zwanzig Jahre Revue passieren lassen, sondern auch daran erinnert, dass schon der Dichterfürst Goethe auf seiner italienischen Reise Fondi und die pontinischen Sümpfe kennengelernt hatte. Vor allem aber betonte der Oberbürgermeister: "Eine Städtepartnerschaft soll mehr sein als eine Urkunde, mehr als ein Stück Papier in den Annalen der Stadtgeschichte. Wahre Städtepartnerschaft, das ist die Begegnung von Menschen, das ist der gegenseitige Austausch, die Entstehung und Pflege von Freundschaften, das ist das Lernen von- und das Lachen miteinander". Dass dies gelungen ist, darüber waren sich beide Stadtoberhäupter einig. An den konsequent gemischt besetzten Tischen im Schloss-Restaurant wurde rege kommuniziert, gefeiert und viel gelacht, nicht zuletzt, weil zwei "komische Kellner" die Gäste mit amüsanten Einlagen und später als leuchtende Stelzengänger im Schlosspark unterhielten.

Spaßige Kellner am Festabend. (Foto: Niels P. Joergensen)

Ein paar Zitronenbäumchen stehen schon in großen Terrakottatöpfen an der Wiese hinter dem Adolf-Hölzel-Haus, an dessen Giebelwand Dachauer Street-Art-Künstler die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Fondis gesprayt haben. Daneben eine Informationstafel und das Schild, mit dem die Grünanlage in Dachau Ost nun zum 20. Geburtstag der Städtepartnerschaft ganz offiziell zum "Fondi-Park" werden soll. Da rollt auch schon der Sonderbus mit den Gästen auf den Ernst-Reuter-Platz. Die Stadtwerke Dachau haben ihn zur Verfügung gestellt und sogar die Leuchtschrift "Partnerstadt Fondi" in die Fahrzielanzeige programmiert. Im Schatten eines Baumes warten die Musikerinnen und Musiker der Knabenkapelle an diesem heißen Donnerstagvormittag auf ihren Einsatz und eröffnen die Feier mit der temperamentvoll gespielten italienischen Hymne.

Mit Antipasti und typischer Pasta e Fagioli wurden die Besucher der Festa Italiana auf dem Schrannenplatz verwöhnt. (Foto: Toni Heigl)

Nachdem die Standortfrage einer Straßen- oder Platzbezeichnung lange Diskussionen im Stadtrat ausgelöst hatte, konnte man sich schließlich auf die Idee eines Parks einigen. Ein mediterraner Garten soll nun hier in gemeinsamer Initiative entstehen, mit Pflanzen, die an die Vegetation in der Partnerstadt erinnern. Die Standortwahl sei, so Oberbürgermeister Hartmann, "in mehrlei Hinsicht passend", da der Fondi-Park inmitten eines pulsierenden, bunten, international geprägten Stadtteils liege: "Was für eine schöne Vorstellung, dass unser interkulturelles Familienfest zukünftig im Fondi-Park stattfinden kann!" Dieser Aspekt freute seinen italienischen Kollegen Salvatore de Meo ganz besonders, der den neuen Park als "ein Tor in unser schönes Fondi" interpretierte, das möglichst viele Dachauer motivieren solle, den Ort einmal selbst zu besuchen. Nicht ohne Wehmut erinnerte er daran, dass er ja nur noch maximal zwei Jahre Bürgermeister bleiben könne, eine dritte Amtszeit lässt das italienische Wahlrecht nicht zu. Deswegen zeigte sich de Meo stolz und glücklich, in dieser Zeit selbst ein sichtbares Zeichen für die Freundschaft der beiden Städte setzen zu können und versprach, beim Gegenbesuch der Dachauer im Oktober in Fondi das Gegenstück in Form eines Dachau-Parkes zu eröffnen.

Salvatore de Meo und Florian Hartmann enthüllten die Tafel für den Fondi-Park. (Foto: Niels P. Joergensen)

Vom grünen Rasen ging es direkt auf das Kopfsteinpflaster des Schrannenplatzes, wo schon rot-weiss gestreifte Marktstände mit italienischen Köstlichkeiten auf Besucher warteten. Mozzarella, Oliven, Salami, Brotsalat und Pasta Fagioli boten den Dachauern eine mediterrane Mittagspause. Mit dem Besucheransturm, den die Fiesta Italiana im Laufe des Abends noch auslösen sollte, hatte allerdings niemand gerechnet. Als am Nachmittag die Band NapoliLatina zum Tanz aufspielte, wurden am Stand von Amperbräu die Vorräte des eigens eingebrauten Partnerschaftsbieres schon knapp und die Brauer mussten Nachschub holen. Auch Schrannenwirtin Christiane Liebhart, die ihre Speisekarte mit einer Auswahl an mediterranen und bayrischen Spezialitäten angereichert hatte, wurde überrascht: "Das Fest war ein Riesenerfolg. Wir haben buchstäblich alles verkauft!"

Musikanten unterhielten die Besucher des Dachauer Schlosses. (Foto: Niels P. Joergensen)
© SZ vom 11.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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