Ferienworkshop :Überlebensgroße Kunstwerke

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Im Kunstworkshop "Wunderwege" lernen Ferienkinder, Figuren aus Pappmaché zu gestalten und Tiere zu zeichnen. Ihre Werke werden zum Abschluss im Dachauer Wasserturm ausgestellt

Von Tobias Roeske, Dachau

Konzentriert steht die achtjährige Hanna aus München vor ihrer Staffelei und gibt ihrem Gemälde den letzten Schliff. Zu sehen ist eine Ziege, die wie eine Königin gekleidet auf einem Thron sitzt. Als Vorlage dient eine Tier-Tarotkarte, die sie maßstabsgetreu abzeichnet. "Ich muss mich ein bisschen beeilen", sagt Hanna. In wenigen Stunden beginnt die Vernissage des Ferien-Kunstworkshops "Wunderwege", den die Leiterin des freien Ateliers des Ruckteschell Künstlerhauses in Dachau, Sina Weber, zusammen mit ihrer Kollegin Marlene Tyroller im Dachauer Wasserturm in diesem Jahr zum ersten Mal veranstaltet. Der Dachauer Wasserturm ist ein kultureller Begegnungsort, in dem der Förderverein "Dachauer Wasserturm" regelmäßig Kunstausstellungen, Lesungen und Konzerte anbietet. Am vergangenen Freitag präsentierten 20 Kinder handgemachte Skulpturen aus Pappmaché und selbst gemalte Bilder.

Lena, Vincent, Luise und Feline (von links) haben im Ferienkurs Figuren geformt, die teils größer sind als sie selbst. (Foto: Toni Heigl)

Die Kunsterzieherinnen Sina Weber und Marlene Tyroller arbeiten seit vier Jahren zusammen im freien Atelier der Ruckteschell-Villa und bieten Kreativwerkstätten für Kinder und Malkurse für Erwachsene an. "Bisher haben wir aber noch nie einen Ferien-Kunstworkshop angeboten", sagt Marlene Tyroller.

Für den Workshop entschieden sich die beiden Kunsterzieherinnen für das Thema Tarot - Grundlage war ein Satz Spielkarten, der für psychologische Zwecke oder zum Wahrsagen verwendet wird. "Gerade Märchen- oder Tier-Tarotkarten bieten den Kindern gute Motive, bei denen sie ihre Fantasie frei ausleben können", erklärt Weber. Die Teilnehmer im Alter von sechs bis zwölf Jahren haben fünf Tage lang Bilder gemalt und lebensgroße Figuren aus Pappmaché gestaltet. Lisa aus Bergkirchen sagt: "Das war teilweise gar nicht so einfach". Die Achtjährige hat einen Hasen gestaltet, der größer ist als sie selbst. "Erst musste ich aus Draht ein Gerüst bauen und alle Körperteile richtig formen." Danach klebten die Kinder Zeitungspapierstreifen mit Leim auf das Drahtgestell. Sobald es trocken war, lackierten sie es mit verschiedenen Farben. "Die Tarotkarten sollten die Kinder inspirieren, eigene Figuren zu entwerfen, aber dienten vielen auch als Vorlage", erklärt Tyroller.

Die Kinder arbeiten im Wasserturm sehr konzentriert an ihren Bildern. Hanna malt eine verkleidete Ziege. (Foto: Toni Heigl)

So entstanden neben Delfinen, Pfauen, Giraffen und einem Kakadu auch Menschen und Könige. Besonders beeindruckte die beiden Betreuerinnen die Selbstständigkeit der jungen Teilnehmer: "Viele benötigten nicht viel Hilfe bei ihren Kunstwerken", meint Tyroller. Die Kinder hätten sich selbst überlegt, was sie malen oder gestalten wollten. "Wir mussten ihnen nur ab und zu bei den handwerklichen Dingen helfen." Das Gerüst für die Pappmaché-Figuren zu bauen, sei für Kinder recht schwierig gewesen. Umso mehr freute es sie, dass die Kinder trotzdem so fleißig und brav gearbeitet haben. "Der Wasserturm bot ihnen anscheinend eine gute und beruhigende Atmosphäre", meint Weber.

Der Workshop "Wunderwege" ist nicht der Erste, den Weber im Dachauer Wasserturm angeboten hat. In der ersten Augustwoche veranstaltete sie in Kooperation mit der Ingrid-Wüsteney-Stiftung und dem Förderverein Dachauer Wasserturm den Kindermalkurs "Ingrids Pinselträume", der in diesem Jahr zum fünften Mal stattfand. Die Stiftung wurde 2012 von Karin und Jürgen Wüsteney gegründet, um die Bilder und Kunstwerke ihrer verstorbenen Tochter der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und an Kunst interessierte Kinder zu fördern. Die Werke der Kinder können noch in den Galerieräumen des Turms besichtigt werden.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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