Fantag in Lansing:Stars von nebenan

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10.000 Fans stürmen Dachau. Doch der Grund dafür war nicht etwa die Altstadt. Vielmehr liegt in Dachau Bayerns beliebtestes Filmdorf: Lansing. Und hier spielt "Dahoam ist Dahoam".

Melanie Staudinger

Navigationsgeräte können einen manchmal wirklich in die Verzweiflung treiben. Vor allem, wenn man die genaue Adresse nicht kennt, sondern nur eine ungefähre Ortsangabe weiß. So erging es auch einer Frau, die am Freitag bei einem Radiosender anrief.

Besonders begehrt waren beim Fantag der BR-Vorabendserie "Dahoam is Dahoam" Autogramme der Schauspieler, wie hier von Daniela März. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Sie wolle zum Fantag der BR-Vorabendserie "Dahoam is Dahoam" am Samstag, erklärte sie. Doch ihr Navi finde die Gemeinde Lansing nicht. Das Rätsel ließ sich schnell lösen, und ausnahmsweise war einmal nicht die Elektronik schuld. Lansing existiert nur in der Fernsehwelt - sieht man von der gleichnamigen Stadt im US-amerikanischen Michigan ab.

In der deutschen Realität liegt Lansing mitten in Dachau an der Schleißheimer Straße. Hier, im alten Seeber-Gelände, dreht der Bayerische Rundfunk seit drei Jahren seine Daily "Dahoam is Dahoam". Und am Samstag durften die Fans bereits zum dritten Mal hinter die Kulissen schauen.

Ihr Publikum kennt Pressereferentin Christine Strohm genau: "Wir haben viele ältere Zuschauer, aber auch ganz junge." Sie steht im Zimmer des Lansinger Bürgermeisters Lorenz Schattenhofer - hier werden heute die Autogrammkarten gelagert. Die Besucher haben keinen Zutritt.

Draußen, vor dem Gebäude, rangeln sich die Menschen vor einem 15 Meter langen Absperrgitter. Die Schauspieler signieren ihre Fotos - ein begehrtes Souvenir. Strohm hat alles haarklein organisiert: Es gibt einen ausgeklügelten Plan, wann welcher Darsteller für Autogramme bereitsteht.

Diejenigen, die keinen Dienst haben, tummeln sich in der Menge. "Es sind an die 10.000 Fans da", sagt Strohm. Das ist keine wirkliche Überraschung für sie. Schließlich bewegten sich die Zuschauerzahlen der Serie immer bei einem Marktanteil von 16 bis 22 Prozent.

"Und das, obwohl wir zeitlich mit der Tagesschau konkurrieren. Es ist ein kleines Wunder, das sich hier abspielt", sagt die PR-Frau. Schade finde sie nur, dass DiD, wie Fans die Daily nennen, außerhalb Bayerns noch nicht so stark wahrgenommen werde.

Ein Blick auf die Kennzeichen der geparkten Autos zeigt aber, dass der Einzugsbereich der Besucher groß ist. Sie kommen aus Hamburg, Wien, Dillingen und Nordrhein-Westfalen. Oder aus Vilsbiburg, wie Gaby und Josef Rettenbeck.

Das Ehepaar hat einen bestimmten Grund, warum es nach Lansing gekommen ist - nicht nur, weil die beiden die Serie von Anfang an, wenn auch nicht täglich, schauen. "Thomas Schwimmer war ein Schulkamerad von unserem Sohn Markus", sagt Gaby Rettenbeck. Für alle Nicht-Fans: Schwimmer spielt bei DiD den Florian "Flori" Brunner.

Der Fantag gefällt den Rettenbecks, auch wenn ihnen der Andrang ein wenig zu groß ist. Sie müssen eine Stunde warten, bis sie das Studio besichtigen können - doch sie warten gerne. "Jetzt sind wir schon da", sagt Josef Rettenbeck.

Ursula Maurer aus dem schwäbischen Burgau hat es sich indes vor der Bühne am Biergarten gemütlich gemacht. Die Rentnerin hat noch keine Sendung verpasst. Sie hört BR-Moderator Roman Roell zu, der durch die DiD-Bühnenshow führt. "Der war unser Nachbar", sagt Maurer. "Und die Mutter von Maria kommt aus unserem Ort." Sie meint Maria Kirchleitner, die von Daniela März gespielt wird.

Vom DiD-Set fährt ein Shuttlebus zum Bahnhof und in die Dachauer Altstadt. Die städtische Tourist-Information hat eine Schnitzeljagd durch die Innenstadt organisiert - die Teilnehmer sollen Original-Drehorte der Serie finden. Doch die meisten Fans bleiben lieber am Seeber-Gelände.

Auf dem Rathausplatz stehen um 14.45 Uhr vielleicht 25 Menschen, die der Musik der Lansinger Blaskapelle lauschen. Die Autogrammstunde, die bis 15 Uhr dauern sollte, ist mangels Nachfrage schon beendet. Von den Schauspielern jedenfalls ist nichts mehr zu sehen. "Ich hätte schon gedacht, dass hier mehr los ist", sagt Brigitte Eisenmann aus Breitenau. Sie sieht gerade noch, wie die Blaskapelle ihre Sachen packt und zurück nach Lansing fährt.

Brigitte Eisenmann hat kaum eine Folge von DiD verpasst. Den Lansinger Bürgermeister habe sie einmal kennengelernt, als bei ihren Nachbarn gedreht worden sei. "Der war nett", sagt sie, bevor sie sich in Richtung Fantag aufmacht.

Anton und Maria Bräu aus Dachau hingegen werden jetzt wieder heimgehen. "Es sind wohl alle drunten", sagen sie ein wenig enttäuscht, weil sie die Schauspieler verpasst haben. Und auch Heinrich und Emmi Schütz hätten sich von der Aktion in der Altstadt mehr erwartet: "Beim Fantag waren wir schon einmal, jetzt wollten wir wissen, was hier los ist."

Der Shuttlebus bringt indes die Fans vom Bahnhof an die Schleißheimer Straße. Und hätte eine Dachauerin ihnen nicht gesagt, dass der Bus gerade in Lansing hält, wären sie vielleicht auch weiter in die Altstadt gefahren.

© SZ vom 06.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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