Erweiterungsbau der Klinik in Dachau:Mehr OP-Säle, weniger Patienten

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Das Helios Amper-Klinikum präsentiert auf einem Rundgang seinen neuen Erweiterungsanbau in Dachau. Dabei klagt Geschäftsführer Gerd Koslowski über Umsatzrückgänge und schwindende Fallzahlen

Von Anna Elisa Jakob, Dachau

Die Planungen für den Neubau des Helios Amper-Klinikums in Dachau laufen bereits seit 2012, im Juli vergangenen Jahres wurde mit der Erweiterung des OP-Gebäudes begonnen. Am Montag präsentierte Geschäftsführer Gerd Koslowski dem Klinikbeirat bei einem Rundgang über das Gelände den bisherigen Stand der Arbeiten.

Der Neubau sieht vor, die Gesamtfläche des Klinikums um rund 735 Quadratmeter zu erweitern. Bislang stehen dem Krankenhaus Dachau insgesamt 435 Betten zur Verfügung, mit dem Neubau soll das Angebot auf etwa 450 Betten aufgestockt werden. Durch einen im Februar fertiggestellten Anbau wurde die Klinik bereits um 134 Betten erweitert. Da das Dachauer Krankenhaus aktuell nicht vollständig ausgelastet ist und die Höchstbettenquote in der Vergangenheit nicht mehr erreichte, beschlossen Klinikleitung und Beirat im Laufe der Planungen, die Zahl der Betten pro Zimmer zu verringern. So soll es nach den Sanierungsarbeiten statt den bisherigen Dreibettzimmern in Dachau ausschließlich Ein- und Zweibettzimmer geben, die alle über eine eigene Nasszelle verfügen.

Den Rückgang der Patientenzahlen stellte das Helios-Klinikum Ende Oktober in einem Beteiligungsbericht für den Kreistag dar und benannte auch, dass der jährliche Gewinn des Krankenhauses um 3,67 Millionen Euro zurückgegangen sei. Die Klinikleitung führte diese Verluste auf die Unterbelegung und den Rückgang der Patientenzahlen zurück und machte hierfür insbesondere den geschädigten Ruf des Krankenhauses in der Öffentlichkeit verantwortlich. Im Beteiligungsbericht wurde in diesem Zusammenhang die "kritische Presseberichterstattung" gegenüber dem Dachauer Krankenhaus als Grund für den Rückgang genannt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Seit Ende 2016 klagen Pfleger und Krankenschwestern über die kaum noch zu stemmende Arbeitsbelastung an der Klinik. Mit Pausenstreiks und Protestkundgebungen haben sie in den vergangenen zwei Jahren immer wieder auf ihre Situation aufmerksam gemacht in der Hoffnung dass sich dadurch etwas ändern würde. Immer wieder forderten sie, dass mehr Personal eingestellt wird. Um ihnen entgegenzukommen, hat man auch Betten nicht mehr belegt.

Unter anderem wird die neue Sterilaufbereitung besucht. (Foto: Toni Heigl)

Koslowski übernahm im Februar die Geschäftsführung des Klinikums, das zu diesem Zeitpunkt bereits in den Umbauarbeiten steckte. Nach seinen Angaben liegt die Herausforderung darin, bei laufendem Klinikbetrieb an den bestehenden OP anzubauen. Derzeit gibt es im Klinikum Dachau acht Operationssäle, vier neue sollen durch den Erweiterungsbau hinzukommen. Koslowski hebt hervor, dass es sich bei einem von diesen um einen Hybrid-OP handeln wird - die "aktuell modernste Version im OP-Bereich". Die bereits bestehenden OP-Räume sollen auch schrittweise saniert und auf den neuesten Stand gebracht werden.

Zeitgleich zu den Arbeiten an dem Anbau werden seit Februar die beiden oberen Stockwerke des Krankenhauses saniert und an die neuen Standards angepasst. "Das Gebäude wurde 1967 errichtet - und ehrlich gesagt entsprechen die bisherigen Standards immer noch dem Baujahr", so Koslowski. Das soll sich ändern. Das gesamte Gebäude soll nach und nach saniert werden. Die beiden oberen Stockwerke wurden hierfür zunächst vollständig entkernt und bis zum Rohbau zurückgebaut. Pro Ebene sind nun 40 Betten geplant, jeweils sechs Einbettzimmer und 17 Zweibettzimmer. Im Juli kommenden Jahres plant man die neu gestalteten Stockwerke bezugsfertig zu haben.

Der Logistikbereich wird gerade umgebaut. (Foto: Toni Heigl)

Die alte Klinikküche im Erdgeschoss wird nach der Sanierung zur zentralen Logistikfläche. Hier sollen Kleintransporter leicht anfahren und ausladen können. So können beispielsweise Anlieferungen externer Wäschereien gut umgesetzt werden. Daneben befindet sich die bereits sanierte zentrale Sterilgut-Versorgungsabteilung, die seit Juli in den laufenden Betrieb integriert ist. Sämtliche Medizinprodukte werden an dieser Stelle gereinigt und desinfiziert.

Die Sanierung soll insgesamt 70 Millionen Euro kosten, davon werden 50 Millionen aus Eigenmitteln des Konzerns Helios finanziert, der Rest durch bayerische Fördermittel. "Bisher wurden die Kalkulationen eingehalten und die Entwicklung der Baukosten ist stabil", bilanziert Geschäftsführer Koslowski. Einzelne Kostenschwankungen wurden im bisherigen Bauprozess so austariert, dass die ursprüngliche Kalkulation bestehen bleiben kann. Ein Neubau statt der Sanierung würde mit rund 160 Millionen Euro zu Buche schlagen, so Koslowski. Man rechne mit ungefähr 400 000 Euro pro Bett nach gängigen Berechnungsstandards, erklärte er auf Nachfrage des Klinikbeirats. Die Sanierung ist also deutlich günstiger.

Auf exklusivem Rundgang: Geschäftsführer Gerd Koslowski (unten mit grüner Mappe) zeigt dem Klinikbeirat die Baustelle des Dachauer Krankenhauses. (Foto: Toni Heigl)

Sämtliche Brandschutzvorgaben seien erfüllt, versicherte Bauleiter Andreas Zaremba. Während der Bauarbeiten habe man festgestellt, dass der Deckenbeton zwar noch tragfähig sei, die Brandschutzvorgaben jedoch nicht erfülle. Also wurden die Decken entsprechend verdickt und brandschutzgemäß eingepackt. Auf diese Weise gelang es, den Vorgaben gerecht zu werden und gleichzeitig das alte Gebäude zu erhalten.

Über den Bauprozess hinweg seien die Planungen immer wieder modifiziert worden. So waren im ursprünglichen Bauantrag noch Dreibettzimmer geplant, auch die Gestaltung der OP-Säle wurde während des Planungsprozesses stark vergrößert. "Anpassungen gibt es immer wieder - bis zur Eröffnung", so Franz Wenninger, Planungsleiter des beauftragten Architekturbüros RRP. Die Fertigstellung des OP-Anbaus ist für 2020 geplant, die Sanierung des gesamten Bettenhauses soll bis Ende 2021 abgeschlossen sein.

© SZ vom 12.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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