Kinderbetreuung:Dachau verstärkt Kita-Ausbau

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Bis 2018 sollen 39 neue Betreuungsplätze für Kleinkinder geschaffen werden und bis 2022 vier weitere Gruppen.

Von Petra Schafflik, Dachau

Jedes Jahr aufs Neue wieder Kinder ohne Betreuung, lange Wartelisten und verärgerte Eltern: Damit dieses Szenario endlich der Vergangenheit angehört, hat der Familien- und Sozialausschuss jetzt konkrete Ausbauziele für Krippen und ein Konzept für die Hortentwicklung festgelegt. In der Kleinkindbetreuung läuft es aktuell gut, "alle Familien haben einen Platz bekommen", sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Damit das so bleibt, richtet die Stadt bis 2018 weitere 39 Plätze ein, baut danach bis 2022 noch vier Gruppen auf. Das hat der Familien- und Sozialausschuss einstimmig entschieden. Weniger konkret ist der Plan für die Hortbetreuung. Hier besteht ein Engpass, 91 Kinder hatten im September noch keinen Platz. Doch Notlösungen wie sie in der Vergangenheit immer wieder auf die Schnelle installiert wurden, sind heuer nicht vorgesehen. Die Stadt steht auch nicht in der Pflicht, denn anders als bei den Krippen haben Eltern keinen Rechtsanspruch auf Nachmittagsbetreuung für ihr Schulkind. Dennoch will die Stadt dran bleiben und Hortgruppen bei Schulerweiterungen künftig stets einplanen, separate Hortgebäude aber vermeiden.

Horte sollen in die Schulen integriert werden

"Es ist uns ein großes Anliegen, Horte künftig in die Schulen zu integrieren", erklärte Familienreferentin Elisabeth Zimmermann (CSU). Auf das Konzept von Hort und Unterricht unter einem Dach hat sich die Arbeitsgruppe Schulentwicklung verständigt, in der Oberbürgermeister Florian Hartmann mit Schulleiterinnen, Stadträten und Experten der Verwaltung im Juli beraten hat. Und tatsächlich lassen sich bei Erweiterungsbauten, wie sie aktuell für die Grundschulen Augustenfeld und Dachau-Ost konzipiert werden, Räume für einen Hort im Schulhaus jetzt in der Planungsphase noch vorsehen. Anders in Dachau-Süd: Dort sollen Hortplätze in der Mittelschule untergebracht werden. Bei der für kommendes Jahr vorgesehenen Sanierung des Mittelschulgebäudes sollen noch Kapazitäten für zwei Hortgruppen geschaffen werden. Zwar sind es ausschließlich Grundschüler, die den Hort besuchen, doch das stellt kein Problem dar, beide Schulen sind in Dachau-Süd direkt benachbart und teilen sich den weitläufigen Pausenhof.

Schwieriger wird sich ein Hortangebot an der Klosterschule realisieren lassen. Das Gebäude in der Altstadt ist mit dem Schulbetrieb voll belegt, Erweiterungsbauten sind nicht machbar. Als denkbare Option brachte Oberbürgermeister Hartmann eine Änderung des Schulsprengels ins Spiel. Wenn weniger Wohngebiete der Klosterschule zugeordnet wären, könnte dort die Schülerzahl sinken und somit Räume für eine Hortbetreuung im Gebäude frei werden. Ein Weg, der schwierig werden könnte, wie der OB selbst anmerkte. "Beim Schulsprengel geht es um gewachsene Strukturen." Konkrete Lösungsansätze für die Übergangszeit, bis die neuen Hort-Kapazitäten in den Schulanbauten fertig sind, hat der Familien- und Sozialausschuss nicht entwickelt. Der Mangel an Betreuung für Schulkinder wird die Familien in der wachsenden Stadt also noch für einige Zeit vor Probleme stellen.

Versorgungsgrad von 45 Prozent

Wesentlich konkreter sind die Überlegungen zum Krippenausbau. Aktuell entsteht eine Einrichtung mit 52 Plätzen am Otto-Kohlhofer-Weg in Dachau-Ost. Sobald der Neubau zum Jahresende 2016 bezugsfertig ist, können 337 Kleinkinder in der Stadt betreut werden. Mit den zusätzlich gebuchten 70 Plätzen bei Tagesmüttern im Projekt Sonnenwinkel gibt es in Dachau dann fast für jedes zweite Kind im Alter bis drei Jahren eine Betreuung. Der Deckungsgrad beträgt 45,22 Prozent. Doch diese Zahl ist nur ein Orientierungswert, da Eltern für ihr Kleinkind einen gesetzlichen Betreuungsanspruch haben. Für die Stadt heißt das: "Wir werden den Deckungsgrad erreichen müssen, der von den Familien nachgefragt wird", sagte der Oberbürgermeister. Nach dem jüngsten Demografiebericht ist "mit steigenden Betreuungsquoten zu rechnen."

Das sahen auch die Stadträte so. Die CSU plädierte dafür, alle zwei Jahre 26 Plätze in zwei Gruppen neu zu schaffen, die SPD möchte aufs Tempo drücken und genau diese Kapazität jährlich aufstocken. Ein Vorstoß, dem sich Familienreferentin Zimmermann (CSU) sofort anschloss. "Ich bin begeistert, das ist perfekt." Mit Blick auf die vorhandenen Möglichkeiten einigte man sich darauf, bis September 2018 drei Gruppen zu schaffen. Entstehen sollen die in einem Anbau am Otto-Kohlhofer-Weg (26 Plätze) und integriert in ein Projekt des sozialen Wohnungsbaus am Amperweg (13 Plätze). Mit Blick auf übliche Bauzeiten ein "ambitioniertes Ziel", wie Hauptamtsleiter Josef Hermann anmerkte. Danach will man bis 2020 und 2022 nochmals jeweils zwei Gruppen einrichten. Diese Kapazitäten könnten möglicherweise in Mitterndorf entstehen, wo das nächste Kita-Projekt der Stadt ansteht. Allerdings ist das ein eher langfristiges Vorhaben: Für das gesamte städtische Areal in Mitterndorf startet 2017 erst das Bebauungsplanverfahren.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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