Erste Anwohnerparkzone:Wie leer gefegt

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Ab dieser Woche verteilt die Stadt Strafzettel für unerlaubtes Parken. (Foto: Toni Heigl)

Die Wohnstraßen im Dachauer Stadtteil Augustenfeld sind nicht mehr zugeparkt, seitdem Anwohner und Pendler zahlen müssen. Lehrer und Beschäftigte der Caritas sind mit der neuen Regelung weniger glücklich

Von Petra Schafflik, Dachau

Die erste Anwohnerparkzone der Stadt funktioniert offenbar: Die Wohnstraßen östlich des Bahnhofs sind wie leer gefegt, nachdem seit 1. Dezember nur mehr Bewohner des Viertels mit einem Berechtigungsschein kostenfrei dort parken dürfen. Alle übrigen Autofahrer müssen im Gebiet zwischen Bahntrasse, Schleißheimer Kanal, TSV-Gelände und einschließlich der Jahnstraße jetzt ein Ticket erwerben.

"Ich war überrascht, wie frei es dort jetzt ausschaut", sagt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Auch gebe es bislang aus der Bevölkerung keine Kritik an der neuen Regelung. Allerdings ist man am Ignaz-Taschner-Gymnasium (ITG) nicht gerade glücklich über die Beschränkung. Und auch im Caritas-Zentrum sucht Kreisgeschäftsführerin Heidi Schaitl noch nach Lösungen für Klienten der Tagesstätte. Derweil verfolgt die Stadt aufmerksam, ob die neue Anwohnerparkzone Ausweicheffekte erzeugt, etwa in die angrenzenden Gebiete nördlich der Schleißheimer und östlich der Jahnstraße. Sollte es sich als notwendig erweisen, will man dort zügig weitere Anwohnerparkzonen installieren. Daher werden notwendige Voruntersuchungen beauftragt, so der OB. "Damit wir handlungsfähig sind".

Lücken gibt es überall

Wer in der Wiener oder Landsberger Straße einen Besuch machen oder einen Termin wahrnehmen möchte, muss sich jetzt um einen Parkplatz nicht mehr sorgen, Lücken gibt es überall. Offenbar stellen Bewohner ihre Fahrzeuge meist doch auf dem eigenen Grundstück oder in der Garage ab. Jedenfalls hat die Stadt an 320 berechtigte Anlieger nur 86 Parkausweise gegen eine Gebühr von 30 Euro im Jahr ausgegeben. Und wenn es Autofahrer gibt, die die neue Regulierung einfach missachten, können es dem Augenschein nach nicht viele sein, auch wenn konkrete Daten noch fehlen. "Weil wir bisher nur kontrollieren und Hinweise am Fahrzeug hinterlassen, Strafzettel gibt es erst von dieser Woche an", erklärt Hauptamtsleiter Josef Herrmann. Dennoch ist schon jetzt erkennbar, dass sich auch die meisten Pendler die neue Parkgebühr von 50 Cent pro Stunde sparen möchten. Weshalb auch vor dem ITG nun Parkplätze frei sind.

Pädagogen schimpfen und zahlen

Das Gymnasium hat zwar 31 Berechtigungsscheine erhalten, diese Parkmarken gelten aber nur auf dem TSV-Parkplatz. "Und sie reichen nicht aus, Bedarf haben wir für 50 Fahrzeuge", sagt Schulleiter Erwin Lenz. Einige Pädagogen würden deshalb "schimpfen und zahlen", andere weichen mit ihrem Auto auf angrenzende, bislang nicht reglementierte Straßen aus. Allerdings ist an der Schule bereits eine Lösung in Sicht, weil mit dem Erweiterungsbau, der gerade an der Jahnstraße errichtet wird, auch eine Tiefgarage entsteht. Gerade wegen dieser Perspektive ist Lenz nach wie vor verärgert, dass die Stadt eine Kulanzregelung verweigert hat für die kurze Übergangszeit, bis die Garage steht.

Langfristig umstellen müssen sich dagegen Beschäftigte und Besucher des Caritas-Zentrums an der Landsberger Straße. Die Tiefgarage im Haus sei reserviert für Dienstfahrzeuge, mit denen Mitarbeiter ambulant durch den Landkreis unterwegs sind, erklärt Kreisgeschäftsführerin Heidi Schaitl. Daher weichen die 60 Mitarbeiter, die im Büro arbeiten und bisher im Umfeld geparkt haben, nun aus. Unter anderem auf den bisher noch kostenfreien Pendlerparkplatz am Bahnhof. Nach einer Lösung sucht Schaitl noch für die etwa zehn Besucher der Tagesstätte Pro Begegnung (ProBe), die aus gesundheitlichen Gründen mit dem Auto kommen. Diese psychisch kranken Klienten hätten wenig Geld, einen Parkschein für bis zu 4,50 Euro pro Tag könnten sie sich nicht leisten. "Für diesen Monat übernehmen wir daher die Gebühr, danach müssen wir neu überlegen." Erstattet wird die Parkgebühr auch den freiwilligen Helfern, die bei verschiedenen Angeboten mitwirken. "Wer sich ehrenamtlich engagiert, soll nicht auch noch das Parkticket aus eigener Tasche bezahlen müssen."

Die neue Anwohnerparkzone Augustenfeld ist nur ein erster Schritt hin zu einem koordinierten Parkraum-Management in der Stadt. Bereits beschlossen ist, dass nach dem Vorbild anderer S-Bahn-Gemeinden auch die Park-und-Ride-Parkplätze am Bahnhof demnächst gebührenpflichtig werden. Dort soll das Tagesticket allerdings nur zwei Euro kosten, und es wird Jahrestickets geben. Und in der Stadt könnten weitere Bewohnerzonen entstehen, sofern sich der Parkdruck vom Bahnhof in weitere Areale verlagert.

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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