Erdweg:Verkehrschaos am Wertstoffhof

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Erdweger bemängeln auf der Bürgerversammlung die Situation am Recyclinghof. Ein Dorn im Auge einiger Bürger sind auch die Ruinen an der Glonntalstraße, sowie die Tristesse in der Ortsmitte. Vizebürgermeister Christian Blatt betonte, dass man bereits daran arbeite

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Vorab die wichtigste Nachricht: Bürgermeister Georg Osterauer (Freie Wähler) geht es gut, wie sein Sohn und Gemeinderat Matthias Osterauer auf der Bürgerversammlung am Donnerstagabend erzählte. Osterauer musste sich einer Operation unterziehen und fällt noch ein paar Wochen aus. Ihn dürfte aber freuen, dass der junge Christian Blatt (CSU) aus Großberghofen ihn derzeit würdig vertritt. Der 33-Jährige moderierte die Bürgerversammlung unaufgeregt und rhetorisch sicher, ganz so, als wäre er schon ein alter Hase im Geschäft.

Die etwa 90 Bürger im voll besetzten Gasthaus Gschwendtner in Eisenhofen brachten in der Frage- und Diskussionsrunde interessante Themen vor, die einen Großteil der Gemeindebürger auch wirklich bewegen. Benno Scheck aus Walkertshofen sprach das Ärgernis Wertstoffhof an, das die Bürger schon lange umtreibt. Einen solchen führt die Gemeinde Erdweg in Guggenberg, direkt neben der Sandgrube, wo der Sportverein sein Hawaii-Fest veranstaltet. Das Problem ist, dass der Wertstoffhof viel zu eng bemessen ist und nur durch ein Wendemanöver wieder verlassen werden kann. Gerade zu den Hauptzeiten am Freitagnachmittag oder Samstagvormittag herrschen auf dem kleinen Areal "Stachus ähnliche" Zustände. Die Autos stehen sich dann so sehr im Weg, dass es nicht mehr vor und nicht zurück geht. Im schlimmsten Fall stauen sie sich bis auf die direkt angrenzende, hoch frequentierte Kreisstraße. Nicht nur für unsichere Fahrer ist der Ausflug zum Wertstoffhof sehr unangenehm. Viele Bürger ziehen mittlerweile die Wertstoffhöfe in Indersdorf, Schwabhausen oder Altomünster vor. Bürgermeister Blatt betonte, dass die Gemeinde bereits an dem Problem arbeite und sich mit dem Landratsamt über Lösungsmöglichkeiten beraten wolle.

In der Glonntalstraße sind mehrere Grundstücke völlig verwahrlost

Johannes Emonts aus Großberghofen widmete sich in einem kritischen Beitrag dem Erdweger Ortsbild. Er merkte an, dass über den Hauptort verteilt zahlreiche Bauruinen die Ortschaft verunstalten. Die Leute wissen offensichtlich, wovon er spricht. In der Glonntalstraße dümpeln mehrere große Häuser vor sich hin. Die Rollos sind heruntergelassen, die Grundstücke völlig verwuchert. Es stapeln sich Autoreifen und Eisenabfälle, die durch das Dickicht erkennbar sind. Am Ortseingang von Erdweg stehen beidseitig zwei halb fertige Rohbauten, an denen seit Jahren nichts mehr gemacht wurde. Bürgermeister Blatt kennt das Problem: "Es ist kein gutes Bild, das die Gemeinde abgibt." Er betonte, dass man schon mehrfach versucht habe, verbal auf die Grundstücksbesitzer einzuwirken. "Aber unsere Handlungsbefugnis hält sich in Grenzen."

Weiter regte Johannes Emonts an, man sollte die Ortsmitte von Erdweg schöner und lebendiger gestalten. Mit dem aufwendig sanierten historischen Wirtshaus hat Erdweg ein schönes Aushängeschild im Ortszentrum bekommen. Der Platz vor dem Wirtshaus, so gab Emonts zu Bedenken, gebe dagegen ein tristes Bild ab. Um den Platz herum befinden sich gemauerte Scheunen, an denen der Putz herunterbröckelt. Und ein Imbissstand macht die Gesamtschau nicht besser, ebenso wenig wie die Schlaglöcher auf dem erdigen Untergrund. Emonts regte an, den Platz mit Leben zu füllen, beispielsweise mit Lokalen und Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen. Vizebürgermeister Blatt sagte, dass die Gemeinde bereits an einem umfangreichen Ortsentwicklungskonzept arbeite, in dem das Thema Ortsmitte eine Rolle spiele. Er verwies aber auch darauf, dass in dem Ort bereits einiges unternommen werde. Abgesehen vom Wirtshaus nannte er etwa die Bahnhofstraße, die zeitnah saniert wird oder das große Lagerhaus, das von Privatleuten aufwendig hergerichtet wurde.

Altbürgermeister Michael Reindl, der 36 Jahre lang die Geschicke der Gemeinde leitete, wies daraufhin, dass demnächst einer der zwei in Erdweg ansässigen Hausärzte in Ruhestand gehe. Erforderlich sind seiner Ansicht nach aber drei. Die Gemeinde müsse sich rechtzeitig um Ersatz bemühen. Seinem Vorschlag ein Ärztehaus am Bahnhof zu bauen, wozu es bereits Pläne gab, erteilte Blatt eine Absage. Das Grundstück stehe nicht zur Verfügung.

Ein Spielplatz und ein Gehweg seien in 24 Jahren nicht entstanden, empört sich ein Bürger

Altbürgermeister Michael Reindl musste sich noch Kritik anhören. Der alteingesessene Großberghofener Jakob Strobl, dessen Vater einst Bürgermeister war, warf Reindl Wortbruch vor. Reindl habe ihm vor mehr als zwei Jahrzehnten Teile seiner Grundstücke für öffentliche Zwecke abgenommen, angeblich für einen Spielplatz und einen Gehweg. Bis heute sei nichts davon gebaut worden. Strobl sagte zu Reindl: "24 Jahre hast Du nichts gemacht, 24 Jahre hast Du geschlafen." Was an den Vorwürfen wirklich dran ist, konnte nicht geklärt werden. Denn Blatt unterbrach Strobl mit dem Hinweis, dass die Bürgerversammlung der falsche Ort sei, um die alten Geschichten zu besprechen.

Zuvor hatte sich Reindl beim Gemeinderat bedankt, dass er im Dezember 2016 das Gasthaus Geschwendtner samt Anwesen für etwa 380 000 Euro erworben hat. Das Gasthaus ist seit vielen Jahrzehnten der Mittelpunkt der Ortschaft Eisenhofen, ein Treffpunkt für die Bürger und zahlreichen Vereine des Dorfes. Als es verkauft werden sollte, schlug die Gemeinde zu, um zu verhindern, dass ein Bauträger Wohnungen daraus macht. Die Eisenhofener Bürger arbeiten bereits ein Konzept aus, wie das Wirtshaus genutzt werden soll. "Die Gemeinde hat gesellschaftspolitische Verantwortung übernommen", lobte Reindl.

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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